- Von Redaktion
- 07.10.2020 um 14:46
Es passt weiter ins Bild, dass man sich selbst bei den Indizes nicht für einen Dax oder einen Euro Stoxx entscheiden konnte. Nein, es mussten ein „Barmenia Index D“ und ein „Barmenia Index EU“ her. Schon die gleichen Aktienwerte wie in den Original-Indizes, aber eben mit Volatilitätssteuerung. Das kann man als „Da-haben-sie-bei-der-Barmenia-einen-Schritt-weiter-gedacht“ klassifizieren. Wenn man aber sieht, dass beide Eigenbau-Barometer in den letzten drei Jahresperioden (immer von April bis April) eine Nullrunde eingefahren haben, selbst in den sehr guten Börsenjahren 2017 und 2018, dann ist da mehr Staunen als Grübeln.
Beziehungsweise tun einem die Verantwortlichen fast schon ein bisschen Leid (genau wie die Kunden). Denn dass das alles von Beginn an gut gemeint war, stelle ich nicht in Zweifel. Auch dass man sich nicht versteckt mit der schwachen Leistung (Beweis hier: https://www.barmenia-indizes.de/barmeniaindex_d.php beziehungsweise https://www.barmenia-indizes.de/barmeniaindex_eu.php) ist branchenuntypisch und deswegen irgendwie reizend.
Jetzt kann man noch dagegenhalten: „Ja, hätte der Kunde die sichere Verzinsung genommen, dann wären 2,57 Prozent (2017) beziehungsweise 2,32 Prozent (2018–2020) beim Kunden gelandet.“ Dazu gleich drei Erwiderungen.
- Diese Verzinsung gilt nur für laufende Beiträge. Beim Einmalbeitrag beginnt der Kunde im ersten Jahr mit 0,82 Prozent, dann 1,07 Prozent, dann 1,32 Prozent undsoweiterundsoforteswärsonstzueinfachzumerken…, bis man im 9. Jahr (!) dann bei 2,32 Prozent ist.
- Ein Index-Produkt kauft man nicht wegen der sicheren Verzinsung. Punkt.
- Es gibt ja Kosten auch noch.
Aber gerade die wären ja so herrlich niedrig: Bei einem Einmalbeitrag von 100.000 Euro nur 1,7 Prozent Abschlussvergütung, 1 Prozent einmalige Verwaltungsvergütung und sehr zurückhaltende 0,18 Prozent aufs Vertragsvermögen (da kosten die meisten ETFs mehr!). Aber wenn halt eine zwar deutlich teurere Ideal Universal Life 3,0 Prozent ab Beginn zahlt, dann ist das nicht nur eine andere Liga, sondern auch noch deutlich einfacher, dem Kunden zu erklären.
Nach allem: Die Barmenia meint es ernst. Und dass sie von niedrigem Niveau aus zaghaft, aber offensichtlich nachhaltig Marktanteile hinzugewinnt, gönne ich ihr von Herzen. Auch dass die VEMA die hauseigene Fondspolice mit den Kollegen aus Wuppertal gestrickt hat, ist ein gutes Zeichen. Die ist übrigens deutlich straighter geworden als das Index-Produkt. Jeder hat mal klein angefangen.
Fazit: Gut gemeint, aber vielleicht zu viel gewollt. Wer Kunden hat, die für Kombinationen und Verwinkelungen in Versicherungsanlageprodukten brennen, für den gibt es aber wahrscheinlich nichts Besseres.
7 von 10 Punkten
Über den Autoren
Christian Geier, Jahrgang 1974, ist Vorstand bei der FP Finanzpartner AG und dort unter anderem zuständig für die Produktauswahl und Sicherung der Beratungsqualität. Zudem leitet er dort das umsatzstärkste Ressort „Personenversicherungen“. Der promovierte Kultur- und Betriebswirt berät dabei immer noch seine eigenen Kunden und lebt und arbeitet im niederbayerischen Straubing.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren