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Neubau im neuen Münchner Stadtteil Freiham: Kosten für Altbauten gesunken, für Neubauten nicht © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
  • Von Andreas Harms
  • 10.05.2024 um 09:15
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lesedauer Lesedauer: ca. 05:10 Min

Die Zinswende im Jahr 2022 ließ die Nachfrage nach Immobilienkrediten einbrechen. Doch inzwischen hat sich der Markt zusammen mit dem Immobilienmarkt neu ausbalanciert. Dabei halfen einige interessante Begleiterscheinungen. Aber der Markt hat sich auch verändert.

„Käufer schauen sich die Objekte viel kritischer an“, bestätigt auch Jörg Haffner, Geschäftsführer beim Unternehmen Qualitypool, das Baufi-Vermittlern beim operativen Geschäft hilft. Die Branche spricht inzwischen von grünen und braunen Immobilien, was recht frei übersetzt für „Energieeffizient“ und „Energieschleuder“ steht. Und danach richtet sich mehr und mehr auch der Preis.

Ende 2023 passierte etwas, das zahlreiche Pessimisten so nicht erwartet hätten: Der Markt für Immobilienkredite brummte wieder los. „Januar und Februar waren sehr stark, wir verzeichneten kontinuierlich neue Finanzierungsanfragen“, stellt Haffner fest. Und sogar das vierte Quartal 2023 sei schon gut gewesen. Wobei sich das in den Bundesbank-Zahlen noch nicht niederschlägt – was der Qualitypool-Chef aber nicht ganz nachvollziehen kann.

„Für viele Kaufinteressierte geht die Rechnung wieder auf.“

Was war geschehen? So geballt die Probleme gekommen waren, so geballt hatten sie sich wieder abgeschwächt. Oliver Kohnen zählt auf: „Wir sind bei den Zinsen von über 4 auf nun vielleicht dreieinhalb Prozent gefallen. Die Inflation ist gesunken, und die Löhne sind gestiegen. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist wieder da.“

Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin beim Immobilienkreditvermittler Interhyp, beobachtet einen Nachholeffekt: „Für viele Kaufinteressierte, die ihren Traum vom eigenen Zuhause im vergangenen Jahr aufgeschoben haben, geht die Rechnung wieder auf.“ Wie viel allein der Zinseffekt ausmacht, verdeutlicht sie an einer Rechnung: „Wer heute finanziert, spart bei einem Darlehen von 300.000 Euro und einer Anfangstilgung von 2 Prozent im Vergleich zu Anfang November rund 1.800 Euro Zinskosten im Jahr“, so die Interhyp-Frau. Was übrigens auf den Monat heruntergerechnet nicht zu verachtende 150 Euro Ersparnis ergibt.

Annuität verschiebt sich

Doch Zinsen sind nur der eine Teil der Kreditrate. Der andere Teil besteht darin, wie viel die Kreditnehmer von der Gesamtschuld zu Beginn tilgen. Zins und Tilgung ergeben zusammen die Rate, wobei der Zins über die Laufzeit mit sinkender Restschuld abnimmt und der Tilgungsanteil umgekehrt dazu steigt (mehr dazu lesen Sie hier). Annuität nennt sich das dann. Und in dieser Hinsicht hat sich einiges verschoben: Im Dezember 2021, sozusagen am Vorabend der Zinswende, betrug der durchschnittliche Tilgungsstart laut der europäischen Datenbank Europace 2,65 Prozent. Noch ein Jahr früher, also im Dezember 2020 waren es sogar 2,77 Prozent. Der Druck der gestiegenen Zinsen sorgte jedoch dafür, dass diese anfängliche Tilgung auf zuletzt 1,84 Prozent sank (Stand: Januar 2024).

So ein nicht einmal vollständiger Prozentpunkt verlängert die Laufzeit des Kredites um gleich mehrere Jahre. Setzen wir den Zinssatz einmal beispielsweise bei 2 Prozent fest, ist der Kredit bei einer anfänglichen Tilgung von 1,84 Prozent erst nach fast 37 Jahren abgezahlt. Wer ihn also mit 40 Jahren abschließt, ist dann schon zehn Jahre in Rente. Bei 2,77 Prozent Tilgung ist die Sache hingegen schon nach 27 Jahren ausgestanden. Dabei gilt die Regel: Je höher Zins und Tilgung und damit die Gesamtrate, desto schneller geht es.

Seite 3: Geldgeber werden vorsichtiger

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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