Elefantenrunde auf der DKM (von links): Theo Kokkalas (Ergo), Norbert Rollinger (R+V), Marc Surminski (Zeitschrift für Versicherungswesen), Uwe Reuter (VHV), Frank Sommerfeld (Allianz). © Pfefferminzia/Lorenz Klein
  • Von Lorenz Klein
  • 28.10.2021 um 07:38
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R+V-Chef Norbert Rollinger hat auf der Vermittlermesse DKM vor einer schleichenden Verstaatlichung der Altersvorsorge gewarnt: Die Branche müsse mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen aufpassen, „dass noch genügend übrig bleibt für die private Versicherungswirtschaft und auch für die Vermittler“. BVK-Präsident Michael Heinz gab sich ebenfalls besorgt – und hofft weiter auf eine Reform der Riester-Rente.

Norbert Rollinger, Chef des zweitgrößten Versicherers in Deutschland, R+V, hat am Mittwoch auf der traditionellen Elefantenrunde der Vermittlermesse DKM vor einem wachsenden staatlichen Einfluss auf die Altersvorsorgesysteme in Deutschland gewarnt. Angesichts des aktuellen Koalitionspokers der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP sagte Rollinger: „Wir hoffen – das sage ich ganz offen –, dass da für uns als Branche etwas übrig bleibt – für Sie als Berater und für uns als Versicherung.“

Zum Hintergrund: Bereits vor der Bundestagswahl hatte der Versicherungsverband GDV, bei dem Rollinger im Präsidium sitzt, der Politik ein digitales Standardprodukt für die Altersvorsorge vorgeschlagen. Man habe Angst gehabt, dass es zu einer „generellen Verstaatlichung der Altersvorsorge“ käme, begründete der R+V-Chef diesen Schritt rückblickend auf der Messe in Dortmund – gewissermaßen als Befreiungsschlag, befeuert von der Befürchtung eines politischen Linksrucks in Berlin.

Der Vorschlag habe im Präsidium des GDV „durchaus heiße Diskussionen ausgelöst“, räumte Rollinger im Austausch mit Moderator Marc Surminski ein – zumal Vermittlerverbände, wie der BVK, solch ein Standardprodukt vehement ablehnen, da sie hier das Prinzip „Kein Vertrieb ohne Beratung“ verletzt sehen (wir berichteten).

Es gehe darum, die Branche „noch im Spiel zu halten“

Rollinger verteidigte in Dortmund den GDV-Vorstoß mit den Worten, dass die Versicherer „in dieser Notsituation“ zu dem Schluss gekommen seien, dass „doch etwas übrig bleiben“ müsse für die private Altersversorgung, „um uns überhaupt als Branche noch im Spiel zu halten“, wie Rollinger mit Verweis auf „die Programme der diversen Parteien“ anmerkte.

So habe die SPD bereits in den Sondierungsgesprächen durchgesetzt, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent „in der ersten Säule“ bleibe und es auch kein erhöhtes Renteneintrittsalter geben werde – was beim R+V-Chef sichtlich auf Unverständnis stieß: „Das geht auch noch vier Jahre gut, aber es ist doch klar, dass das nicht das Problem der gesetzlichen Altersversorgung regelt – das geht nur über die Erschließung von betrieblicher und privater Altersversorgung. Dafür kämpfen wir.“

Gleichwohl sehe sich die Branche „gezwungen“, so Rollinger weiter, „mehr oder weniger hier auch Produkte anzubieten, die in den Augen der Politik wenigstens eine Chance haben, die komplette Verstaatlichung der Altersversorgung der deutschen Bevölkerung zu vermeiden“. Zudem sei er „sehr gespannt“, was da politisch noch komme zur betrieblichen und zur privaten Altersversorgung. „Wir haben die Vorschläge noch nicht auf dem Tisch liegen.“

Aktienrente „ein Tropfen auf den heißen Stein“

Die Pläne für eine Aktienrente, die laut Sondierungspapier erstmals einen Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung für die gesetzliche Rentenversicherung ermöglichen soll, sieht Rollinger kritisch. Schon heute würden rund 100 Milliarden Euro über Bundeszuschüsse aus Steuermitteln in die gesetzliche Rente „reingeschossen“, so der R+V-Chef. Zehn weitere Milliarden Euro soll die Rentenkasse im kommenden Jahr aus dem Bundeshaushalt erhalten, um es am Kapitalmarkt anzulegen, so die Idee der Ampel-Parteien. Das sei allerdings „ein Tropfen auf den heißen Stein“, befand der R+V-Chef, „das ist ein Feigenblatt, wenn man das mal ehrlich sieht“.

Dass insbesondere die SPD in der Versicherungs- und Vermittlerbranche mit einer großen Portion Skepsis betrachtet wird, zeigten vor allem auch Äußerungen von BVK-Präsident Michael Heinz zum Auftakt der DKM am Mittwochmorgen. Während mit den Grünen durchaus noch pragmatische Diskussionen möglich seien, wie Heinz befand, seien die Sozialdemokraten für sachliche Gespräche zu ideologisch geprägt.

BVK will Hoffnungen auf Riester-Reform nicht begraben

Auf dem traditionellen Pressegespräch zum DKM-Auftakt, das der BVK gemeinsam mit Messechef Konrad Schmidt vom Veranstalter BBG durchführte, machte Heinz deutlich, dass der Verband die Pläne der Ampel kritisch sehe, „die eine für alle Bundesbürgerinnen und -bürger geltende Einheitslösung in Form einer Aktienrente oder eines Staatsfonds anstreben“.

Es sei zu bedenken, so Heinz, „dass die Lebenslagen der Menschen in Deutschland zu individuell sind, um hier mit einem Standardprodukt allen gerecht zu werden“. Da zudem „systemische Risiken eines Fonds nicht ausgeblendet werden dürfen“, müsse hier das Prinzip „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ gehen, wie der Präsident des Vermittlerverbandes betonte.

Heinz hofft nun vor allem auf Verhandlungserfolge für die FDP – und offenbar auch darauf, dass die Liberalen ihr früheres Eintreten für eine Reform der Riester-Rente nicht gänzlich vergessen haben. So sprach sich der BVK abermals dafür aus, das System der Riester-Rente, das immerhin über 16 Millionen Vorsorgesparer umfasse, wie Heinz mahnte, zu reformieren. „Dazu soll es – ausgestattet mit flexiblen Kapitalgarantien, die optimalere Anlagemöglichkeiten eröffnen – entbürokratisiert und vereinfacht werden“, so die Forderung.

Zugleich warb der BVK gegenüber den Unterhändlern einer künftigen Ampel-Koalition, „dass unser Berufsstand diejenige Kompetenz und Kundenkenntnis hat, um den Vorsorgesparern individuell entsprechende Produkte zu vermitteln“. Die staatlich geförderte Altersvorsorge sollte deshalb weiterhin Handlungsspielräume sowohl für die Kunden als auch für Vermittler beinhalten, wie es hieß – schließlich erfülle der Berufsstand des Versicherungsvermittlers auch eine „wichtige sozialpolitische Aufgabe“, so Heinz.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Die Versicherungsbranche ist unfähig ihre, eigentliche Fronarbeit für die Bürger gegenüber der Politik deutlich zu machen. Ganz besonders, die der Makler die ja alle Einkünfte aus Provision beziehen.
So wird staatliche Versorgung immer als “GÜNSTIGER” definiert, ist aber unbezahlbar und deswegen in erfolgreichen Staaten mit doppelter Versorgung für die Mehrheit der Bürger, längst entsorgt. Es muss ja nicht über die Medien laufen-gerade Versicherer mit hohem Beamtenanteil sind da vielleicht nicht so amused, aber es ist wohl die EINZIGE Chance, mehr staatliche Versorgung zu verhindern. Man kann Publizierung ankündigen. Bei 3 BILLIONEN EURO Beamten/Politikerpensionsrückstellungsdefizit nehmen sich 4% Provision von Maklern lächerlich aus. Während Versicherer und Angestellte ca. 39% SV Beiträge aufwenden, sind Beamte mit einer Durchschnittlich doppelten Versorgung UND fast 10 Jahren längerem Bezug, dafür müsste ein Makler ca. 3 Millionen Euro ansparen, viel teurer und NICHT günstiger. Wer sich zu fein ist solche klaren Fakten zu vertreten, ruiniert sehenden Auges sein Geschäftsmodell. Die Politik hat für die Bürger da zu sein. Kuschen davor ist NICHT zeitgemäß. Verschlafen, oder Aussitzen bietet wie bei dem Digital- und Umweltversagen keine gute Zukunftsperspektive. Mein sicheres Modell für 9% bis 13% Redite aber schon. WIRD WELTWEIT Rentensysteme retten. Vorstände können sich noch die Alleinstellung sichern-hohe Gewinne, Bestandsausbau -und Sicherung, Reputation sind garantiert.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Die Versicherungsbranche ist unfähig ihre, eigentliche Fronarbeit für die Bürger gegenüber der Politik deutlich zu machen. Ganz besonders, die der Makler die ja alle Einkünfte aus Provision beziehen.
So wird staatliche Versorgung immer als “GÜNSTIGER” definiert, ist aber unbezahlbar und deswegen in erfolgreichen Staaten mit doppelter Versorgung für die Mehrheit der Bürger, längst entsorgt. Es muss ja nicht über die Medien laufen-gerade Versicherer mit hohem Beamtenanteil sind da vielleicht nicht so amused, aber es ist wohl die EINZIGE Chance, mehr staatliche Versorgung zu verhindern. Man kann Publizierung ankündigen. Bei 3 BILLIONEN EURO Beamten/Politikerpensionsrückstellungsdefizit nehmen sich 4% Provision von Maklern lächerlich aus. Während Versicherer und Angestellte ca. 39% SV Beiträge aufwenden, sind Beamte mit einer Durchschnittlich doppelten Versorgung UND fast 10 Jahren längerem Bezug, dafür müsste ein Makler ca. 3 Millionen Euro ansparen, viel teurer und NICHT günstiger. Wer sich zu fein ist solche klaren Fakten zu vertreten, ruiniert sehenden Auges sein Geschäftsmodell. Die Politik hat für die Bürger da zu sein. Kuschen davor ist NICHT zeitgemäß. Verschlafen, oder Aussitzen bietet wie bei dem Digital- und Umweltversagen keine gute Zukunftsperspektive. Mein sicheres Modell für 9% bis 13% Redite aber schon. WIRD WELTWEIT Rentensysteme retten. Vorstände können sich noch die Alleinstellung sichern-hohe Gewinne, Bestandsausbau -und Sicherung, Reputation sind garantiert.

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