Verzögerte Flüge in Brüssel: Der Flughafen in der belgischen Hauptstadt gehört zu den Objekten im Eltif Swiss Life Privado Infrastructure © picture alliance/dpa/Belga | Hatim Kaghat
  • Von Andreas Harms
  • 07.02.2025 um 08:26
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:20 Min

Zum Januar 2024 lockerte der europäische Regulator die Kriterien für Eltifs. Das sind jene Fonds, über die man auch in Dinge investieren kann, die sonst nicht so einfach verfügbar sind. Direktbeteiligungen, zum Beispiel. Versicherer halten sich auf dem Segment noch zurück. Ein paar Produkte gibt es aber schon.

Nennen wir es lieber „Bewegung“. Der Begriff „Schwung“ wäre nämlich übertrieben. Wenngleich er auf das Anlagevehikel Eltif insgesamt durchaus zutrifft. Denn auf dem Markt für sogenannte European Long Term Investment Funds (Eltif) ist inzwischen – außerhalb der Versicherungsbranche – einiges los.

Solche Vehikel sollen es Anlegern ermöglichen, ihr Geld auch in Objekte zu stecken, die nicht an den Finanzmärkten (also Börsen) gehandelt werden: direkte Anteile an Unternehmen (Private Equity), Kredite (Private Debt) und vor allem Infrastruktur. Die Europäische Union (EU) hofft somit, dass mehr Geld in wichtige und teure Projekte fließen kann. Entsprechend lang sind die Laufzeiten solcher Fonds, und entsprechend schwierig bis gar nicht kann man während dieser Laufzeiten vorzeitig sein Geld zurückbekommen. Das ist alles nicht schlimm, man muss es nur wissen. Im Gegenzug winken je nach Anlageklasse überdurchschnittliche Renditen.

Allein in den ersten drei Quartalen 2024 zählte das Privatize Private Markets Institute 37 neue solche Produkte. Das ist relativ viel, denn 2021 und 2023 waren es nur je 20. 2022 kamen zwölf neu auf den Markt und 2020 sogar nur überschaubare zehn.

Apropos Privatize. Im Januar meldeten die Pools Fondsnet und Inno Invest, dass sie sich mit eben jenem Spezialisten zusammengetan hat, um Eltif-Plattformen aufzubauen. Nutzen können sie alle angeschlossenen Vermittler.

Europa hat Schranken gelockert oder gar abgeschafft

Möglich macht das der Umstand, dass die EU zum 10. Januar 2024 einige Schranken gelockert oder gar ganz abgeschafft hat. So sind inzwischen – zumindest regulatorisch – keine 10.000 Euro als Mindestsumme mehr nötig, um einzusteigen (mehr dazu lesen Sie hier). Im Oktober beseitigte Europa mittels der technischen Durchführungsstandards (Regulatory Technical Standards, kurz RTS) die letzten rechtlichen Unklarheiten. Und die Finanzaufsicht Bafin hatte schon vorher geklärt, dass Vermittler lediglich eine Lizenz nach Paragraf 34f der Gewerbeordnung brauchen, um Eltifs abzusetzen. Kann also losgehen, oder?

Doch wo der gesamte Eltif-Markt schon ganz gut zu fliegen beginnt, halten sich Versicherer noch weit zurück. Eine Umfrage von Pfefferminzia unter den größten Lebensversicherern zeigt, dass die meisten von ihnen zwar sehr interessiert sind und Eltifs beobachten. Produkte haben sie aber noch keine.

Einen Grund für diese Vorsicht nennt die Ergo. Sie teilt mit: „Leider sehen wir noch viele offene operative Fragen, zum Beispiel zu den Aspekten Abwicklung oder Rückgaben. Bei einem so langen Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren bräuchte man auch eine gewisse Flexibilität beim Ausstiegszeitpunkt. Es sind unseres Erachtens also weiterhin wichtige Details zu klären, bevor wir hier aktiv werden.“

Reine Eltif-Police von Swiss Life

Eine Ausnahme und damit Vorreiter ist die Swiss Life, die mit der Swiss Life Privado Police tatsächlich eine reine Eltif-Police aufgelegt hat. Grundsätzlich funktioniert sie wie eine klassische fondsgebundene Rentenversicherung. Doch nicht für laufende Beiträge, sondern eher als Geldanlage im Policen-Mantel. Ab 10.000 Euro Einmalzahlung ist man dabei, weiteres Geld lässt sich nachträglich zuschießen. Und am Ende winken die lebenslange Rente oder das komplett ausgezahlte Guthaben.

Als Motor in der Police steckt der im ­April 2024 aufgelegte Eltif Swiss Life Privado Infrastructure (ISIN: LU2724512657). Der enthält in seinem Portfolio direkte Anteile an Infrastrukturunternehmen und andere Infrastrukturfonds in Mitgliedsländern der Wirtschaftsvereinigung OECD. Die Zielrendite liegt bei 6 bis 9 Prozent im Jahr, verantwortlich ist die hauseigene Investmentgesellschaft Swiss Life Asset Managers.

Seite 2: Das größte aus Massivholz gebaute Büroviertel Europas

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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