Wasser im Speicher einer Eisspeicherheizung: Indem es gefriert, setzt es so viel Energie frei, dass man damit ein Haus heizen kann © Viessmann Climate Solutions
  • Von Andreas Harms
  • 18.01.2023 um 08:39
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Bauen, heizen, Strom verbrauchen – ein Viertel der Treibhausgase in Deutschland kommt aus Gebäuden. Moderne Techniken ändern das und sorgen dafür, dass die Heizung auch dann noch läuft, wenn das Erdgas mal knapp wird. Wir zeigen, was schon geht, wie das geht, wie der Staat es fördert und wie Versicherer darauf reagieren.

Es geht beim Klimaschutz schon lange nicht mehr nur um Dämmplatten in den Wänden und drei Scheiben in den Fenstern. Das sind eher die technischen Grundlagen. Vielmehr zieht sich das durch alle Gebiete hindurch: Techniken, Apparate, Baumaterial, Wohnformen und Energiekonzepte. Wobei von Berger noch Lage und Verkehrsanschlüsse hinzufügen würde. Wenn Häuslebesitzer jeden Einkauf mit dem Auto erledigen müssen, ist eben auch das nicht sonderlich klimafreundlich. Ebenso wenn man das komplette Baumaterial über viele Kilometer heranschaffen muss. „Man muss schauen, was vor Ort ist und immer ganzheitlich denken“, sagt von Berger. Weiter geht es mit Hightech wie Heizungen, die nichts mehr verbrennen, und Lüftungen, die kaum noch Wärme entweichen lassen. „Moderne Lüftungssysteme führen die warme Luft von innen an der kalten von außen vorbei“, so von Berger. Das funktioniert wie der Wärmetauscher im Fuß eines Pinguins.

Wie viel heute schon geht, zeigten vor einigen Monaten die Journalisten in der „Sendung mit der Maus“, die dem Thema gleich mehrere Sondersendungen widmeten (hier ist eine davon). Einige davon klangen wie Science-Fiction. Doch tatsächlich forschen schon heute Wissenschaftler und Unternehmen daran, wie sich Häuser zusammenbauen und wieder auseinandernehmen lassen. Sie versuchen, Ziegelsteine aus Pilzen herzustellen. Karbonfasern sorgen dafür, dass Beton viel dünner, aber ebenso stabil ist wie Stahlbeton. Auflösung: Karbon rostet nicht und braucht somit keine dicke Schutzschicht aus Beton. Und in Lindau am Bodensee hat sich ein Architekt präzise eine zweite Etage auf sein Haus setzen lassen – aus dem 3D-Drucker.

Regierung fördert lieber Sanierung anstelle von Neubauten

So groß Drang und Pläne auch sind – die Bundesregierung tritt bei den Zuschüssen auf die Bremse. Einerseits verlegt sie den Schwerpunkt auf Sanierungen anstelle von Neubauten. Davon verspricht sie sich die größeren Effekte beim Klimaschutz. Andererseits sinken die Maximalbeträge. „In Zukunft bekommt der oder die Einzelne etwas weniger an Förderung als vorher, aber dafür können viele Menschen von den Förderprogrammen profitieren“, begründete Wirtschaftsminister Robert Habeck, als er die neuen Richtlinien Ende Juli vorstellte.

Inzwischen vergibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) keine direkten Zuschüsse mehr, sondern konzentriert sich auf das Kreditgeschäft. Gar kein Geld gibt es mehr, wenn man ein Haus zum Effizienzhaus (EH) der Klasse 100 saniert. Je niedriger die Zahl, desto weniger Energie benötigt das Haus. Ein EH 85, 70 oder gar 40 muss es schon sein, dann zahlt die KFW einen Tilgungszuschuss von 5 bis 20 Prozent, je nach Klasse – allerdings nur für einen Kreditbetrag von maximal 120.000 Euro. Arbeitet die Heizung mit erneuerbaren Energien, steigen die förderbaren Kreditgrenzen auf 150.000 und die Tilgungszuschüsse um je 5 Prozentpunkte. Es ist alles ziemlich kleinteilig, aber auf der Seite www.kfw.de gibt es gute Übersichten.

Barzuschüsse zu einzelnen Maßnahmen kommen heute nur noch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Wie viel das ist, zeigt die folgende Übersicht. Obwohl die Werte im Vergleich zum früheren Förderprogramm gesunken sind, geht es immer noch um viel Geld. Wer sich zum Beispiel eine Luft-Wasser-Wärmepumpe für 15.000 Euro Materialpreis kauft, bekommt 25 Prozent dazu. Das sind 3.750 Euro. Fliegt im Gegenzug eine mindestens 20 Jahre alte Ölheizung raus, gibt es den neu eingeführten sogenannten Heizungstauschbonus von 10 Prozent oben drauf. Das wären weitere 1.500 Euro. Damit sinkt der Preis für die Pumpe schon mal auf weniger als 10.000 Euro. Nicht zu vergessen: Es könnte sein, dass sich zusätzlich die Landesbank des jeweiligen Bundeslandes beteiligt. Ein Blick dorthin kann nicht schaden. Gestrichen hingegen sind Zuschüsse für Hybridheizungen, wenn also an die Wärmepumpe noch ein Heizkessel angebaut ist.

Zuschüsse zu klimafreundlichen Sanierungsmaßnahmen (Quelle: Bafa)
Zuschüsse zu klimafreundlichen Sanierungsmaßnahmen (Quelle: Bafa)

Versicherungstechnisch ändert das alles noch nicht wirklich viel. „Momentan wird in der Versicherungswirtschaft kein Unterschied zwischen klimafreundlichen und konventionellen Häusern gemacht“, sagt Uwe Schumacher, Vorstandschef des auf Wohnen spezialisierten Versicherers Domcura. Es könne aber sein, dass sich das in den nächsten Jahren noch ändert.

Seite 3: Wie sich neue Bautechniken auf Versicherungen auswirken

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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