- Von Karen Schmidt
- 30.08.2021 um 09:10
Kommt es doch zum Kündigungswunsch seitens des Kunden, liegt das mit großem Abstand daran, dass diese Geld brauchen. Rund 69 Prozent der Vermittler geben das als Grund an. Dass die Menschen mit ihrem Altersvorsorgeprodukt nicht mehr so richtig zufrieden sind, ist laut 29 Prozent unserer Leser eine Motivation, Verträge abzustoßen; 22 Prozent sehen niedrige Zinsen und sinkende Überschussbeteiligungen als Faktor an.
Wie reagieren unsere Leser, wenn Kunden mit dem Wunsch auf sie zukommen, einen Vertrag zu kündigen? Die große Mehrheit, nämlich 83 Prozent, rät von einer Kündigung ab. Gut ein Viertel empfiehlt, den Vertrag lieber auf dem Zweitmarkt zu verkaufen. Und etwa 12 Prozent geben ihren Kunden den Rat, den Vertrag daraufhin zu prüfen, ob dieser rückabgewickelt werden kann. Vorteile dieser letzten beiden Varianten gegenüber der Kündigung sehen unsere Leser vor allem darin, dass der Kunde in aller Regel einen höheren Geldbetrag für seinen Vertrag bekommt. Das sehen gut drei Viertel der Befragten so.
Und als dritten Effekt kommen wir schließlich zum Megatrend Nachhaltigkeit. Seit März 2021 müssen Vermittler ihre Kunden in Beratungen auf den Punkt Nachhaltigkeit hinweisen. Wie sind die Erfahrungen unserer Leser mit dieser gesetzlichen Verpflichtung? Gut 35 Prozent bemerken bei ihren Kunden ein verstärktes Interesse am Thema Nachhaltigkeit. Weitere knapp 44 Prozent meinen, dies sei stark vom Alter abhängig. Üblicherweise sind es eher die jüngeren Generationen, denen dieses Thema besonders wichtig ist, Stichwort: „Fridays for Future“-Bewegung. Rund 40 Prozent unserer Leser tragen das Thema Nachhaltigkeit gezielt an den Kunden heran, für ein gutes Viertel spielt es aber im Beratungsalltag noch gar keine Rolle.
Die Hauptfragen, die von Verbrauchern kommen, wenn es um Nachhaltigkeit geht, sind laut unseren Lesern folgende: Gibt es überhaupt nachhaltige Anlagemöglichkeiten im Rahmen der Altersvorsorge? Worin wird dann investiert? Leidet die Rendite bei nachhaltigen Geldanlagen? Kann ich dem Versicherer glauben, wenn er mir Nachhaltigkeit verspricht? Das zeigt, dass hier noch ordentlich Aufklärungsbedarf besteht – und sich Makler und Vermittler gut als Experten und Lotsen einbringen können.
Mehr Transparenz, wenn es um Nachhaltigkeit geht
Aber unsere Leser sehen auch einige Hürden, wenn es um den „grünen“ Megatrend geht. Im freien Antwortfeld monierte ein Umfrageteilnehmer etwa, dass es von Gesetzgeber-Seite noch keine allgemeingültigen und verbindlichen Regeln gäbe, was denn nachhaltig ist. „Bis dies geregelt ist, warte ich lieber erst mal ab“, schreibt er weiter. Ein anderer Leser schlägt in eine ähnliche Kerbe mit der Kritik, dass die Versicherer ihre eigenen Standards bei der Nachhaltigkeit definierten und es an Transparenz fehle. „Vieles wird einfach nachhaltig genannt, ist aber nicht nachhaltig. Wie soll ich das herausfinden“, stellt ein weiterer Leser eine berechtigte Frage. Auch langfristige Ergebnisse der Kapitalanlage fehlen unseren Lesern hier, dieser Kritikpunkt wurde ebenfalls mehrfach genannt. Manche Vermittler scheuen auch den Aufwand, den eine nachhaltige Anlage bedeutet. „Grüne“ Fonds müssten dauerhaft auf Veränderungen geprüft werden, gab ein Leser zum Beispiel als Hürde an.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass sich die Vermittler – und viele Verbraucher und auch Versicherer – deutlich mehr Transparenz wünschen, was „Nachhaltigkeit“ denn eigentlich bedeutet. Und wie man sie sichtbar und messbar machen kann. Hier sind die Europäische Union und die Bundesregierung gefordert, um entsprechende Leitplanken vorzugeben.
Ein weiteres interessantes Ergebnis unserer Umfrage gibt es in diesem Zusammenhang. Wir haben unsere Leserinnen und Leser nämlich gefragt, welche Punkte für Sie besonders relevant sind, wenn es um die Auswahl eines passenden Anbieters für Altersvorsorgeprodukte geht. Am wichtigsten ist danach eine stabile Bilanz (70,5 Prozent) vor der langjährigen Erfahrung des Versicherers in diesem Bereich (69,3 Prozent) und der persönliche Ansprechpartner für den Vermittler (39,8 Prozent). Immerhin 18,2 Prozent unserer Leser geben aber als Auswahlkriterium an, dass die Versicherungsgesellschaft ökologisch (Environment), sozial (Social) und im Sinne einer guten Unternehmensführung (Governance) wirtschaftet und diese „ESG“-Kriterien im täglichen Handeln berücksichtigt. Auch das ist ein Indiz dafür, dass in Zukunft wohl keiner – Verbraucher, Vermittler und Versicherer – mehr um dieses Thema herumkommen wird.
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