- Von Andreas Harms
- 15.04.2025 um 13:02
Bei der Alten Leipziger ist man offenbar überhaupt nicht damit zufrieden, wie man die Ablaufleistungen fondsgebundener Rentenversicherungen mit Garantien ausrechnet. Vor allem hadert der zur ALH Gruppe gehörende Lebensversicherer mit der sogenannten deterministischen Hochrechnung. Eine realistische beziehungsweise stochastische wäre besser, heißt es.
Um den Vorwurf zu untermauern, tat sich die Alte Leipziger mit dem Analysehaus Morgen & Morgen zusammen. Ergebnis ist eine Studie, die aktuelle und anscheinend bessere Berechnungsmethoden gegenüberstellt.
Doch beginnen wir mit den Grundlagen für die Analyse, denn die sind wichtig. Als Garantiemodelle sollen hier die heutzutage gängigen Hybrid-Renten zum Einsatz kommen:
- Zwei-Topf-Hybride verteilen das Geld auf freie Fonds und das klassische Sicherungsvermögen. Das kann im festen Verhältnis („statisch“) passieren, aber auch mit Umschichtung, je nach Marktlage („dynamisch“)
- Drei-Topf-Hybride enthalten zusätzlich einen Wertsicherungsfonds. Darin sorgen Sicherheitsmechanismen dafür, dass er nicht unter eine bestimmte Verlustschwelle fallen kann. Je nach Restlaufzeit und bisherigem Verlauf verteilt der Versicherer das Geld auf die drei Töpfe.
Unter der deterministischen Hochrechnung versteht man, dass eine Geldanlage mit konstanter Wertentwicklung läuft (was übrigens auch wir in Simulationen regelmäßig annehmen, zum Beispiel hier). Es gibt also keine Zufälle oder Sondersituationen. In der hier vorliegenden Studie beträgt die Rendite 6 Prozent, und zwar genau gleich, jedes Jahr. Das gilt sogar fürs Sicherungsvermögen, obwohl dort die möglichen Renditen derzeit deutlich unter 6 Prozent liegen.

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Ein offenkundiges Problem bei solchen Annahmen ist: Das Risiko einer solchen Anlage beträgt genau null. Senkt also der Anbieter das Garantieniveau, erhöht das hier nicht die Rendite. Obwohl die Goldene Regel an den Kapitalmärkten ja eigentlich lautet: Höheres Risiko erzeugt (langfristig) höhere Rendite.
Bei niedrigerer Garantie ist jedoch weniger Sicherungsvermögen enthalten. Dafür wächst das Fondsvermögen, das auch noch Gebühren kostet. Unterm Strich sorgt beides für die irritierende Erkenntnis, dass die Ablaufleistung bei verringerter Garantieschwelle sogar sinkt.
So zeigt die Studie zwei Ergebnisse für einen „repräsentativen dynamischen Drei-Topf-Hybrid“ über 37 Jahre mit einem Monatsbeitrag von 100 Euro:
- Bei 80 Prozent Garantieniveau beträgt die Ablaufleistung 109.490 Euro
- Bei 60 Prozent Garantieniveau beträgt die Ablaufleistung 107.769 Euro
Der Unterschied ist zwar nicht sehr groß, vor allem angesichts der langen Laufzeit. Aber er ist nun mal absurd, weil er die Finanzwelt auf den Kopf stellt.
Nun kommt diese Studie nicht ganz uneigennützig daher. Denn die Alte Leipziger nutzt in ihren fondsgebundenen Rentenversicherungen eben solche Drei-Topf-Hybride, um Garantien zu erzeugen (falls gewünscht). Gleichwohl tut ein bisschen Realität jeder Kalkulation gut, das sollte man schon zugestehen.
Und die soll Morgen & Morgen über sein hauseigenes Programm Volatium liefern. In diesem Verfahren laufen sogenannte stochastische Analysen. Die Produkte durchlaufen 10.000 mögliche Situationen an den Kapitalmärkten, jede mit ihrer eigenen Wahrscheinlichkeit. Ein Beispiel dafür ist der Aktieneinbruch Anfang April: Den hat man nun mal nicht alle Tage.
Alle Zahlen zum Mittelwert verdichten
Das Resultat zitieren wir aus der Studie: „Auf diese Art werden 10.000 repräsentative Ablaufleistungen für ein Produkt ausgewählt. Man kann daraus ablesen, welche Renditen das Produkt mit welcher Wahrscheinlichkeit liefert.“
Aber welcher Vermittler und Kunde soll sich 10.000 Ergebnisse anschauen? Ganz klar: keiner. Weshalb sich diese Zahlen in Volatium zu Einzelwerten verdichten lassen, die die Produkte vergleichbar machen sollen. Das sind dann die Mittelwerte aller möglichen Renditen. Zwar ist auch das keine Garantie für die Zukunft. Aber es treten zumindest alle Naturgesetze der Kapitalmärkte in Kraft:
- Höhere Risiken erhöhen die Rendite
- Wertsicherungsfonds sind rentabler als die Sicherungsvermögen
- Drei Töpfe sind rentabler als zwei.
Nachdem also Morgen & Morgen wieder einen Monatsbeitrag von 100 Euro über 37 Jahre Laufzeit mit 80 Prozent Beitragsgarantie durch den Computer gejagt hat, ergeben sich die folgenden Werte:
Deterministisch (konstante Wertentwicklung von 6 Prozent pro Jahr)
- Dynamischer Zwei-Topf-Hybrid ohne Wertsicherungsfonds: 110.747 Euro
- Dynamischer Drei-Topf-Hybrid mit Wertsicherungsfonds: 109.490 Euro
Stochastisch (realistische Kapitalmärkte, wie oben beschrieben)
- Dynamischer Zwei-Topf-Hybrid ohne Wertsicherungsfonds: 135.950 Euro
- Dynamischer Drei-Topf-Hybrid mit Wertsicherungsfonds: 143.668 Euro
Doch es gehört nun mal auch dazu, dass man an den Finanzmärkten Glück und Pech beim Timing haben kann. Auch das sollten Vermittler im Gespräch natürlich mit erwähnen. Dem soll der sogenannte Rendite-Index von Morgen & Morgen Rechnung tragen.
Darin erweitern die Analysten den oben erwähnten Mittelwert je um ein Glücks- und ein Pech-Szenario. Dafür teilen sie die 10.000 Szenarien in die 8.000 besten und die 2.000 schwächsten. Die 8.000 besten fließen als Mittelwert ins Glücksszenario ein. Die 2.000 schwächsten Renditen ergeben das Pechszenario (alles übrigens nach Kosten).
Exemplarisch für den dynamischen Drei-Topf-Hybrid mit Wertsicherungsfonds und 80 Prozent Garantie ergeben sich folgende mögliche Renditen:
- Schwächste Rendite: minus 0,35 Prozent
- Mittelwert: 5,60 Prozent
- Beste Rendite: 7,08 Prozent
Sicherer schneidet hingegen der Zwei-Topf-Hybrid ab:
- Schwächste Rendite: 0,32 Prozent
- Mittelwert: 5,36 Prozent
- Beste Rendite: 6,61 Prozent

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