Ein älteres Ehepaar geht spazieren: Kindererziehung und die Pflege Angehöriger sind Hauptgründe für die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern. © dpa/picture alliance
  • Von Juliana Demski
  • 17.03.2020 um 17:19
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Auf das gesamte Erwerbsleben gerechnet, verdienen Frauen nur etwa halb so viel wie Männer. Die sogenannte „Gender Pay Gap“ fällt damit deutlich größer aus als bisher angenommen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Während Frauen in Westdeutschland im Jahr 2015 ein durchschnittliches Lebenserwerbseinkommen von rund 830.000 Euro erwarten konnten, erhielten Männer im Schnitt rund 1,5 Millionen Euro. In Ostdeutschland war es zwar auf beiden Seiten weniger, die Kluft zwischen den Geschlechtern bestand trotzdem: Hier standen rund 660.000 Euro (Frauen) knapp 1,1 Millionen Euro (Männer) gegenüber. Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung.

Die Lücke in den Lebenserwerbseinkommen, der sogenannte „Gender Lifetime Earnings Gap“, beträgt damit für die jüngsten Jahrgänge – also die heutigen Mittdreißiger – 45 Prozent in West- und 40 Prozent in Ostdeutschland. Das Qualifikationsniveau verdeutlicht diese Kluft laut Bertelsmann noch mehr: Bis zum Geburtsjahrgang 1974 erzielen hochqualifizierte Frauen im Schnitt nur so viel Erwerbseinkommen wie geringqualifizierte Männer. Wie die Studie zeigt, können jüngere Akademikerinnen mittlerweile ein ähnliches Lebenserwerbseinkommen wie mittelqualifizierte Männer erwarten.

Einer der Hauptgründe für die Einkommensunterschiede ist die Kindererziehung:

Mütter, die heute Mitte 30 sind, können mit einem Lebenserwerbseinkommen von rund 580.000 Euro (Westdeutschland) beziehungsweise 570.000 Euro (Ostdeutschland) rechnen. Damit verdienen sie voraussichtlich rund 62 beziehungsweise 48 Prozent weniger als Männer. Väter müssen laut Bertelsmann mit so gut wie gar keinen Auswirkungen aufs Lebenseinkommen rechnen. Und: Lediglich kinderlose Frauen näherten sich den Männern an. So verdienen heute westdeutsche Frauen, die Mitte 30 sind, laut Bertelsmann ohne Kinder 13 und ostdeutsche Frauen 3 Prozent weniger als Männer.

„Die Unterschiede in den Lebenserwerbseinkommen zeigen, dass in Deutschland Chancen und Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt zwischen Männern und Frauen sehr ungleich verteilt sind. Dabei haben insbesondere Mütter das Nachsehen“, sagt Manuela Barišić, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung.

Rund die Hälfte der Kluft zwischen den Geschlechtern entsteht laut Studie auch wegen vermehrter Teilzeitbeschäftigung sowie längerer Arbeitslosigkeit auf weiblicher Seite. Die Hauptgründe auch hier: Kinderbetreuung und die Pflege Angehöriger. Für Frauen im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 Jahren ist Teilzeit die dominanteste Erwerbsform. Männer hingegen arbeiten in dieser Phase mehrheitlich in Vollzeit.

„Ein erheblicher Teil des Arbeitskräftepotenzials von Frauen wird aktuell nicht voll ausgeschöpft. Im Zuge des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels kann Deutschland sich das nicht mehr leisten“, so Barišić.

Das Fazit:

„Die derzeit geltende Messgröße, der Gender Pay Gap, verschleiert, wie groß die Kluft zwischen Männern und Frauen beim Einkommen tatsächlich ist“, schlussfolgert die Expertin. Darüber hinaus sei die Lücke in den Lebenserwerbseinkommen auch ein Vorbote der Geschlechterlücke in den Rentenansprüchen. Barišić findet: Der von Bertelsmann betrachtete „Gender Lifetime Earnings Gap“ wäre ein besseres und relevanteres Maß für die Zukunft.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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