Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing bei der Stuttgarter Lebensversicherung: Ab September 2024 an die Digitale Rentenübersicht angeschlossen © Stuttgarter LV
  • Von Andreas Harms
  • 17.09.2024 um 17:03
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Die Digitale Rentenübersicht soll Informationen zur eigenen Altersvorsorge der Menschen bündeln und übersichtlich anzeigen. Auch wenn das Portal noch einige Kinderkrankheiten hat, zeigt man sich bei der Stuttgarter Lebensversicherung von ihm begeistert. Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing, erklärt im Interview, welchen Schub in der Beratung er erwartet und was Vermittler nun tun sollten.

Pfefferminzia: Einige Mitbewerber von Ihnen sind ja bereits an die Digitale Rentenübersicht angeschlossen. Warum hat es bei Ihnen etwas länger gedauert?

Jens Göhner: Wir sind seit Mitte September und damit deutlich vor der offiziellen Frist angeschlossen. Das mag zwar nicht so früh sein wie bei manch anderem Wettbewerber, aber da der Regelbetrieb erst zum 1. Januar 2025 startet, doch immer noch früh genug.

Die Digitale Rentenübersicht hat einige Kritiker. Sehen Sie sie insgesamt eher positiv oder eher die Mängel?

Göhner: Wir sehen ganz klar die Chancen. In unseren Augen kann sich die Digitale Rentenübersicht perspektivisch als Wendepunkt für die unabhängige Beratung erweisen. Da wäre zunächst die aufklärerische Qualität in Sachen Altersvorsorge. Erstmals erhalten Bürgerinnen und Bürger einen kumulierten Überblick zu ihren Ansprüchen über alle drei Schichten der Altersvorsorge von einer vertrauenswürdigen und unabhängigen Quelle, dem Staat.

Und das bewegt etwas?

Göhner: Ja. Wir gehen davon aus, dass die Rentenübersicht mittelfristig die Menschen stärker für die Notwendigkeit eigeninitiativer Vorsorge sensibilisieren wird. Unabhängige Vermittler werden somit auf veränderte Einstellungen und Haltungen zur Altersvorsorge treffen und noch stärker als Berater und Unterstützer wahrgenommen.

Was sollten sie also tun?

Göhner: Vermittler haben viele Möglichkeiten, die Digitale Rentenübersicht in ihre Beratung zu integrieren und sich nicht nur als Experten, sondern auch als Wissensvermittler und kompetente Ansprechpartner zu positionieren. Die Unterstützung der Kundinnen und Kunden bei der Registrierung und der Interpretation ihrer Anwartschaften bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich als serviceorientierter Profi zu etablieren. Vermittler können mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder FAQs zusätzlichen Mehrwert bieten und so die Grundlage für eine umfassende Vorsorgeberatung schaffen. Auf diese Weise wird das vorhandene Vorsorgeniveau geprüft, bevor in die Tiefenberatung eingestiegen wird. Wir empfehlen, dass sich Vermittler schnell selbst registrieren, um die Funktionen und potenziellen Hürden der Digitalen Rentenübersicht besser zu verstehen.

Und Sie helfen dabei?

Göhner: Über unser Vermittlerportal erhalten Vermittlerinnen und Vermittler zu diesem Thema weiterführende Materialien wie Präsentationen oder Social-Media-Vorlagen genauso wie Anleitungen und weitere Tipps.

„Vermeintliche Schwächen als Chancen für Kundenansprache“

Einige Kinderkrankheiten hat die Digitale Rentenübersicht aber schon noch.

Göhner: Vermeintliche Schwächen wie die Komplexität bei Anmeldung und Datenabruf können sich ebenso als Chancen für aktive Kundenansprache und professionelle Beratung erweisen. Von der Unterstützung bei der Registrierung bis zur detaillierten Status-Analyse entlang der erfassten Anwartschaften liegen erste Chancen bereits jetzt auf der Hand. Unabhängige Vermittlerinnen und Vermittler, die sich in diesem Zusammenhang als Ansprechperson positionieren, können in unseren Augen daher nur profitieren.

Welche Schwächen sehen Sie bei dem Portal noch?

Göhner: Vor allem der fehlende Kontext der ausgewiesenen Zahlen dürfte für die meisten Menschen eine Herausforderung sein. Denn ob die vorhandenen Versorgungsansprüche reichen, um den gewünschten Lebensstandard im Alter zu finanzieren, ob also eine Versorgungslücke besteht oder nicht, ist ja nicht ersichtlich. Relevante Einflussfaktoren auf die Höhe beziehungsweise den „Wert“ der späteren Altersbezüge, wie der Kaufkraftverlust durch Inflation oder die tatsächliche Steuer- und Sozialpflichtigkeit von Bezügen, werden bei der Darstellung der Anwartschaften nicht berücksichtigt. Gerade an der Stelle entfaltet sich das Potenzial für unabhängige Beratung.

Dazu kommen technische Hürden wie die einmalige Registrierung sowie der Log-in: Hierfür sind ein Ausweisdokument mit freigeschalteter eID-Funktion sowie ein NFC-fähiges Smartphone oder ein Kartenlesegerät erforderlich. Das haben noch nicht so viele Menschen zuhause.

Warum haben Sie sich entschlossen, sich an die Digitale Rentenübersicht anzuschließen?

Göhner: Na ja, prinzipiell sind wir als Versorgungseinrichtung natürlich zum Anschluss verpflichtet. Wir sehen darin aber wie geschildert wirklich große Vorteile und Chancen. Die Digitale Rentenübersicht ist ein sehr gutes Angebot, um die individuelle Altersvorsorgesituation transparenter aufzuzeigen.

„Digitale Rentenübersicht zeigt potenzielle Lücken“

Sie sagen, dass vor allem Frauen die Auswirkung eines unterbrochenen Berufslebens durch die Digitale Rentenübersicht besser beurteilen können. Warum ist das so?

Göhner: Frauen stehen häufig vor besonderen Herausforderungen in der Altersvorsorge, da sie aufgrund von Teilzeittätigkeiten oder beruflichen Auszeiten, etwa durch Kindererziehung, oft keinen klaren Überblick über ihre zukünftigen Anwartschaften haben. Die Digitale Rentenübersicht kann hier eine wertvolle Unterstützung bieten, indem sie potenzielle Lücken frühzeitig aufzeigt. Sie berücksichtigt auch Zeiten der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen.

Was heißt das wiederum für Vermittler?

Göhner: Genau an der Stelle entstehen auch wieder Chancen. Die Digitale Rentenübersicht macht die Auswirkungen von Auszeiten zu Kindererziehung oder auch Teilzeittätigkeiten transparenter. Durch gezielte Beratung können Vermittler diesen Personenkreis effektiv unterstützen und zeigen, wie durch private Vorsorge bestehende Lücken geschlossen werden können.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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