Die Zinsen sind zurück, doch für viele Sparer ist das bislang noch kaum spürbar. © picture alliance / Zoonar | stockfotos-mg
  • Von Lorenz Klein
  • 27.02.2023 um 18:39
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Die Lebensversicherer mussten sich zuletzt den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Überschussbeteiligungen für ihre Kunden trotz Zinswende nur sehr langsam anheben. Doch auch bei Banken und Sparkassen erhalten Sparer weiterhin nur Mini-Zinsen, wie eine aktuelle „Finanztip“-Umfrage unter 36 Instituten ergab.

Zinswende sei Dank – Strafzinsen gehören seit dem Herbst der Vergangenheit an. Banken und auch Versicherer bekommen von der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder Geld, wenn sie bei ihr Kapital parken, derzeit immerhin schon 2,5 Prozent pro Jahr. Doch auf den Tagesgeldkonten scheint diese Entwicklung bislang kaum angekommen zu sein. So erhalten Kunden oft gerade mal ein Zehntel des aktuellen EZB-Einlagezinses auf ihr Erspartes gutgeschrieben, also nur 0,25 Prozent.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Verbraucherportals Finanztip bei 36 Banken und Sparkassen. „Millionen Sparer profitieren somit kaum von der Zinswende seit Sommer 2022“, fasst Finanztip die aktuelle Situation zusammen.

Beispiel Deutsche Bank: Hier liegt der Tagesgeldzins laut Finanztip bei nur 0,25 Prozent. Bei der Commerzbank sei es genauso und auch die Berliner Sparkasse und die Berliner Volksbank böten überschaubare 0,25 Prozent für täglich verfügbare Konten. Etwas besser ergehe es Kunden von Direktbanken. Demnach bietet die DKB aktuell einen Tagesgeldzins von 0,4 Prozent, ING und die Consorsbank werden ihren Zins – immerhin – zum 8. März von aktuell 0,3 auf 0,6 Prozent heben.

Gleichwohl bleibe das deutlich unter den deutschlandweit höchsten Zinsen zurück, heißt es bei Finanztip. Die Akbank aus Eschborn biete etwa 1,6 Prozent, die Broker Trade Republic sogar 2,0 und Scalable Capital 2,3 Prozent (allerdings bei eine Jahresgebühr von rund 60 Euro). Immerhin 1,1 Prozent gibt es den Angaben zufolge bei einer Genossenschaftsbank – der Raiffeisenbank im Hochtaunus –, die bundesweit Kunden annehme.

Beispiel München: Örtliche Konkurrenz belebt den Zins-Wettbewerb

Bemerkenswert: Örtliche Konkurrenz unter Filialbanken scheinen den Zinswettbewerb zu beflügeln. Laut Finanztip liegen zum Beispiel in München sowohl Sparkasse als auch Volksbank bei 0,5 beziehungsweise 0,75 Prozent Tagesgeldzins. Andererseits gebe es mehrere Regionen und Städte ohne Zinserhöhung, darunter Burg in Sachsen-Anhalt, die Uckermark oder Bremen.

Hintergrund: Finanztip hat nach eigenen Angaben die Konditionen von Sparkassen und VR-Banken in Berlin, Hamburg, München, Köln, Dortmund, Dresden und Bremen ausgewertet, dazu die Zinsen in den acht zufällig ausgewählten Städten Eutin, Prenzlau, Meppen, Burg (bei Magdeburg), Korbach, Suhl, Mosbach und Oberstdorf, sowie von sechs großen überregionalen Banken (eine Tabelle mit allen Zins-Konditionen stellt Finanztip hier in einer Tabelle zur Verfügung).

Bei Festgeld sieht es etwas besser aus für Sparer

Was also tun? Sparer, die genügend kurzfristige Reserven hätten, könnten alternativ über eine Festgeld-Anlage nachdenken, empfiehlt Finanztip. Für Guthaben, das mindestens sechs Monate angelegt wird, zahlten mittlerweile auch viele regionale Banken wieder deutlich mehr als für Tagesgeld oder Sparkonten. So biete etwa die Emsländische Volksbank aus Meppen 2,2 Prozent für zwölfmonatiges Festgeld, die Sparkasse Waldeck-Frankenberg 2,0 Prozent. Finanztip-Experte Hendrik Buhrs empfiehlt: „Vergleichen lohnt sich auch hier – sonst lässt man Geld auf der Straße liegen.“

Grundsätzlich zeigt sich Buhrs irritiert vom Verhalten der Banken. So sei es für etliche Institute typisch, dass sie bisher nur einen Zinsschritt gemacht hätten, während die Zentralbank mit dem Leitzins bereits fünf Mal nach oben gegangen sei. Den stufenweisen Anstieg der EZB um mittlerweile drei volle Prozentpunkte habe bislang gar keine Bank in Deutschland nachvollzogen – und manche Institute verfehlten den EZB-Rahmen sehr deutlich, so die Kritik der Analysten.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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