Aktienhändler in New York: Ein gut gemischtes Investmentportfolio sollte auch US-Aktien enthalten © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Seth Wenig
  • Von Andreas Harms
  • 09.05.2023 um 10:01
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:30 Min

Es muss ja nicht immer eine Police sein – wenn eine Versicherung als Geldanlage oder Vorsorge mal nicht passt, können Berater auch Investmentfonds vermitteln. Möglich macht es eine Lizenz nach Paragraf 34f der Gewerbeordnung. Und selbst wenn die nicht vorliegt, gibt es inzwischen Mittel und Wege.

Auch die anderen Pools kommen mit eigenen Beratungs- und Verwaltungssystemen oder gar Plattformen daher. Bei Blau Direkt heißt sie „Investifant“, bei Jung, DMS & Cie. ist es „AT-Web Premium“ und bei Netfonds „Finfire“. Anders beim Maklerverbund VFM, wie dessen Spezialist für Geldanlage, Oliver Sturm, erklärt: „Da wir ein Verbund sind, kann jeder Makler mit 34f eine eigene Vereinbarung für den Fondsvertrieb treffen. Dafür arbeiten wir mit dem Anbieter Fondskonzept zusammen, der wiederum Zugriff auf 15 Depotbanken hat.“

Wohlgemerkt: Die Angebote gelten für Menschen mit der Lizenz zum Vermitteln. Aber auch wer sie (noch) nicht hat, muss fälliges Versicherungsgeld nicht mehr hilflos wegfließen sehen. Netfonds und VFM betreiben zum Beispiel sogenannte Tippgeber-Modelle. Danach können Versicherungsvermittler ohne 34f Kunden an Investmentdienstleister vermitteln, damit sie dort direkt einen Vertrag abschließen. Bei VFM wäre das zum Beispiel der Fondsshop, der online verfügbar ist und im Grunde wie ein Robo-Advisor, also eine digitale Vermögensverwaltung, funktioniert. Kommt der Vertrag zustande, fließt anschließend an den Vermittler die Tippgebervergütung.

Gute Namen stehen bereit

Ob es nun ausdrücklich das Etikett „Tippgeber“ trägt oder nicht, das System ist bei allen ähnlich: Ein vorgefertigtes Geldanlageprodukt steht zur Verfügung, und die Berater können es ihren Kunden vermitteln, ohne selbst die Fonds auswählen zu müssen. Dabei tauchen durchaus illustre Namen der Investmentszene auf. Der Maklerpool Fonds Finanz lässt seinen Robo-Advisor Easy-Investo zwar ausschließlich mit ETFs bestücken, für die Strategie dahinter hat er aber Deutschlands größte Fondsgesellschaft, die DWS, verpflichtet. Passenderweise ist die DWS mit der Marke Xtrackers zugleich einer der größten Anbieter von ETFs in Deutschland. Und für das zweite Angebot mit dem hübschen Namen Easy-Robi zeichnet die digitale Vermögensverwaltung Growney aus Berlin verantwortlich. Die existiert seit acht Jahren und gehört damit in Deutschland zu den Robo-Advisors der ersten Stunde.

Der Hamburger Pool Netfonds hingegen schickt demnächst die eigene Tochter NFS Hamburger Vermögen ins Rennen. Die hatte er vor zehn Jahren übernommen. Gegründet hat Hamburger Vermögen jedoch vor 29 Jahren der Branchenveteran Eric Wiese, der auch heute noch die Geschicke der Netfonds-Tochter lenkt.

Eine Übersicht über die Pools und Verbünde und deren Projekte haben wir vor einigen Tagen hier aufgelistet. Dabei fällt jedoch auf, dass sich auch ein Versicherer dort offenbar einen Namen machen will: die Baloise. „Über unsere eigene modulare Investmentplattform bieten wir für Makler, je nach Schwerpunkt und Zulassung, drei Produktwelten an: Tages- und Festgeld, eine Fonds-Vermögensverwaltung und die Fonds-Direktanlage mit freier Fondsauswahl“, sagt Senior-Vertriebsmanager Andreas Michalsky. Derzeit seien genau 2.618 aktiv gemanagte Fonds direkt verfügbar – es sollen aber in den kommenden Monaten noch mehr werden. Genügend Material gibt es jedenfalls: In Deutschland sind derzeit fast 9.300 Fonds zum Vertrieb zugelassen.

Volumen sind noch überschaubar

Für Makler ohne 34f-Lizenz hat die Baloise ihre mit ETFs bestückte digitale Vermögensverwaltung „Monviso“ am Start. Zugegriffen und damit fest ins Programm aufgenommen haben sie bereits der Verbund VFM und der Pool PMA.

Der Trend zur Fondsanlage ohne Police ist noch jung, die Volumen sind überschaubar. „Zurzeit verzeichnen wir beim Fondsshop ungefähr drei bis fünf Verträge pro Vermittler pro Jahr“, räumt VFM-Mann Oliver Sturm ein. „Damit ist es noch nicht das Erfolgsmodell, aber wir wollen den Vermittlern ohne 34f das passende Handwerkszeug an die Hand geben, damit die Kunden keinen anderen Anlaufpunkt im Fondsbereich suchen müssen.“

Der Vorstandschef von Jung, DMS & Cie., Sebastian Grabmaier, schätzt das Investmentgeschäft in seinem Haus auf etwa 30 Prozent vom Gesamtumsatz. Nachdem man Teile der Top-Ten-Gruppe übernommen hat, wolle man die entsprechenden Plattformen ausbauen. „Wir bieten unseren Vertriebspartnern dann weitere vertriebstechnische Angebote in den Bereichen Vermögensverwaltung, Haftungsdachlösungen und Label-Fonds. Insofern dürfte der Investmentbereich weiter zulegen und auf einen Anteil von über 40 Prozent wachsen“, kündigt Grabmaier an. Kein Zweifel: Der Trend ist im vollen Gange.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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