- Von Andreas Harms
- 20.01.2022 um 16:04
Einige Analysten haben dankenswerterweise einmal nachgezählt: 141 Wochen ist es her, dass die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe über null lag. Seitdem durchweg unter Wasser. Wer also so ein Papier kaufte, fuhr anschließend bis zum Laufzeitende einen Verlust ein. Immerhin garantiert durch die Bundesrepublik Deutschland. Und ganz, ohne die Inflation mit einzurechnen. Für auf Sicherheit angewiesene Anleger, zu denen insbesondere Versicherer gehören, war das schlichtweg eine Katastrophe.
Doch am Mittwoch, den 19. Januar 2022 war diese Zeit zu Ende, und die Rendite lugte über null. In der Spitze schaffte sie 0,02 Prozent. Heute, am Donnerstag, sieht es schon wieder anders aus. Zurzeit liegt die zehnjährige Rendite wieder bei minus 0,02 Prozent. Und bei allen Laufzeiten darunter geht es weiterhin deutlich ins Minus. Die zweijährige Anleihe bringt zum Beispiel einen Verlust von 0,59 Prozent im Jahr. Aber die Zehnjährige ist nun mal die, die am weitesten vorn im Scheinwerferlicht steht.
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Manchem mag das alles unwesentlich erscheinen, und sicherlich geht es auch nur um wenige Prozentpunkte. Trotzdem schlägt der Vorgang Wellen. So zitiert beispielsweise das „Handelsblatt“ den Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest mit den Worten: „Es ist eine kleine Änderung mit großem Symbolwert.“ Und bei Union Investment jauchzt man freudig: „Endlich wieder positiv.“
Offenbar stimmt die Richtung. Auch wenn sich die Europäische Zentralbank zinstechnisch nicht bewegt und nur ihre Anleihekäufe etwas zurücknimmt, reagieren die Märkte auf die kräftig gestiegene Inflation. Vor einem halben Jahr lag die zehnjährige Rendite gar noch bei minus 0,42 Prozent im Jahr.
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