- Von Lorenz Klein
- 30.10.2017 um 10:54
„Kluge Entscheidung für das einzelne Unternehmen, aber ein Bärendienst für die Branche?“ – mit dieser Frage konfrontierte Asscompact-Chefredakteurin Brigitte Horn die höchst sachverständige besetzte Diskussionsrunde, die von den DKM-Veranstaltern noch eilig ins Messe-Programm geschoben wurde. Gestritten wurde über Wirkung und Auswirkung des aktuellen Run-Off-Geschehens – und das durchaus emotional, was aber angesichts der wortgewaltigen Teilnehmer auch nicht sonderlich überraschte.
„Die Bedenken der Verbraucherschützer sind unnötig“
„Wir werden die Belange der Versicherten wahren“
Was sich für die Betroffenen nun ändert
Der Einladung folgten Dietmar Bläsing, Sprecher der Vorstände der Volkswohl Bund Versicherungen, Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung, Rainer M. Jacobus, Vorstandsvorsitzender der Ideal Versicherungsgruppe, Oliver Fellmann, Vorstand des Maklerverbands VDVM und Reiner Will, Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata.
Finanzinvestoren schneiden beim Kunden „bis auf den Knochen“
Der Erkenntnis- und Unterhaltungsgewinn ließ dann auch nicht lange auf sich warten, als Rainer M. Jacobus zum Mikrofon griff: „Die Tatsache, dass zwei große Versicherer darüber nachdenken, ihre Bestände an ausländische Finanzinvestoren zu verkaufen, hat in den Medien harten Widerhall gefunden und führt in der Fachöffentlichkeit zu großen Diskussionen“, begann Ideal-Chef Jacobus im zunächst neutralen Tonfall. Doch dann folgte seine Analyse: Jeder wisse, dass Finanzinvestoren Eigeninteressen verfolgten, die möglicherweise mit den Kundeninteressen kollidierten, befand Jacobus.
Wie eine derartige Kollision aussehen könnte, schilderte er dabei besonders bildhaft: „Als Investor schneide ich bei der Überschussbeteiligung der Kunden bis auf den Knochen.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass die Überschussbeteiligung so beibehalten würde, „sonst wären Finanzinvestoren keine Finanzinvestoren – ich sehe das extrem kritisch“, legte Jacobus seine Sicht der Dinge dar.
Armin Zitzmann von der Nürnberger nutzte dann auch das Podium, um zu versichern: „Wir bekennen uns zu unserem Kerngeschäft. Unseren Bestand zu verkaufen, kommt überhaupt nicht in Frage.“ Ein Run-Off, sowohl bei Schaden als auch Leben, sei im angelsächsischen Raum ein gängiges Thema, so Zitzmann. Dass man in Deutschland anders denke, insbesondere „bei uns Mittelständler“, sei bekannt. „Was mich drückt, ist der wahrscheinlich negative Hall in der Politik“, gab sich der Nürnberger-Chef besorgt. Wichtig sei, dass „die Masse der Lebensversicherer sagt, wir halten an den Verträgen fest“.
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