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  • 05.11.2013 um 16:58
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Der Großteil des Geldvermögens der Deutschen verzinst sich real negativ. Thomas Böckelmann, geschäftsführender Gesellschafter der Veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung, warnt vor einer Vertrauensillusion.

Von Thomas Böckelmann

Eine im August unter deutschen Privatanlegern durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass für 76 Prozent die Sicherheit und für 13 Prozent die jederzeitige Verfügbarkeit ihres Geldes das wichtigste Anlagekriterium ist. Schaut man in die Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, spiegelt sich diese Haltung in folgender Geldvermögensstruktur der Deutschen wider:

  • 41 Prozent Bargeld, Girokonten, Tagesgelder
  • 30 Prozent Lebensversicherungen
  • 21 Prozent Kapitalmarktanlagen wie Aktien, Anleihen, Investmentfonds
  • 8 Prozent sonstiges wie Beteiligungen

Angesichts der Nullverzinsung bei Bargeld und Girokonten, des allgemein niedrigen Zinsniveaus und auch der bei Lebensversicherungen gesunkenen Garantieverzinsung auf 1,75 Prozent, legt der deutsche Anleger mehr als zwei Drittel seines Geldvermögens – 71 Prozent – zu einem Zinssatz unterhalb der Inflationsrate an.

Der Großteil des Geldvermögens verzinst sich real negativ und verliert daher an Kaufkraft. Somit sind auch jüngste Veröffentlichungen der Europäischen Zentralbank keine Überraschung, dass das deutsche Pro-Kopf-Vermögen teilweise deutlich auch unter dem unserer europäischen Krisennachbarn liegt.

Der Inflation schutzlos ausgeliefert

Eine der größten Ängste deutscher Geldanleger ist zwar die Inflation – der Großteil des Geldes wird aber so angelegt, als ob man das Gegenteil, eine Deflation, erwarten würde. In der Konsequenz ist man einer Inflation bei obiger Vermögensstruktur schutzlos ausgeliefert.

Aufgrund des einmaligen geldpolitischen Experiments, in der westlichen überschuldeten Welt immer mehr Geld zu drucken, um die Wirtschaft zu stabilisieren, ist eine ansteigende Inflation in der Theorie wahrscheinlich. Kurzfristig dürfte sie aber kein Thema werden. Der Anleger hat also genügend Zeit, an seiner Investitionsbereitschaft für eine solide Altersvorsorge zu arbeiten.

Angst vor Aktien

Nach dem Platzen der dot.com-Blase und der Lehman-Pleite ist die Angst vor Aktien ausgeprägter denn je. Mit Staunen blickt man auf die aktuellen neuen Allzeithochs und befürchtet Übertreibungen und Manipulationen – der Vertrauensverlust in die Kapitalmärkte ist groß.

Aus Unsicherheit über die Marktentwicklung wählt man stattdessen den sicheren realen Verlust einer niedrig oder gar nicht verzinsten Anlage. Der deutsche Anleger fürchtet neben der Inflation nichts mehr als kurzfristige Wertschwankungen. Das verstellt den Blick auf die langfristigen Perspektiven einer Beteiligung am Produktivkapital.

Tagesgeld schlägt Aktien

Es ist ernüchternd zu sehen, dass die Mehrheit der deutschen Dax-Unternehmen von ausländischen Aktionären dominiert sind, während deutsche Privatanleger in Internetportalen nach den attraktivsten Tagesgeldzinsen teils unbekannter Banken suchen. Nachdem der isländische Fall Kaupthing vergessen scheint, hofft man erneut auf die Sicherheit eines Einlagensicherungssystems. Marktpsychologen sprechen in diesem Zusammenhang von einer Vertrauensillusion.

Eine nachhaltige und solide Altersvorsorge bedarf bei aller Sicherheit und Liquidität auch der Beteiligung am Produktivkapital einer Weltwirtschaft. Anders ist keine substantielle Rendite zu erzielen, die dauerhaft oberhalb der Inflationsrate liegt und somit ein Vermögen mehrt.

Die Finanzindustrie ist in der Lage, mit qualifizierter und individueller Beratung eine für den Anleger geeignete Verschiebung der Vermögensstruktur zu begleiten. Nach einer langjährigen Phase zerstörten Vertrauens ist im Hinblick auf die Situation unseres Altersvorsorgesystems ein Neubeginn dringend geboten.

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