Ali Masarwah, Envestor: „Unwucht im Portfolio?“ © Envestor
  • Von Redaktion
  • 07.04.2025 um 17:23
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Der Dax startete am Montag mit einem sensationellen Minus von 10 Prozent, und das nach einer schwachen Vorwoche. Kommt der Crash? Fährt MAGA-Amerika die Weltwirtschaft vor die Wand? Wer solche Doomsday-Szenarien entwirft, sollte erst einmal tief durchatmen, meint Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Finanzberaters Envestor aus Frankfurt am Main. Hier ist sein Gastbeitrag.

Die stetig steigenden Aktienkurse seit dem Ende der Finanzkrise 2009 haben Anleger verwöhnt. Rücksetzer waren seitdem zwar abrupt und mitunter schmerzhaft, aber die Kursverluste der Jahre 2018 (Zinsängste), 2020 (Corona) und 2022 (Inflation) waren nur von kurzer Dauer.

Was in den vergangenen Tagen an den Aktienmärkten geschehen ist, war schmerzhaft für Investoren. Aber ist es wirklich so einmalig? Auch wenn die Trump-Administration mit überzogenen Zolltarifen weltweit Panik ausgelöst und die Märkte stark unter Druck gesetzt hat, ähnelt diese Krise den vorangegangenen insofern, als dass sich Anleger zunächst Doomsday-Szenarien ausmalen.

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Doch auch die brandgefährliche Corona-Krise hat gezeigt, dass emotionale Entscheidungen langfristig teuer sein können. Anleger sollten sich auf die Perspektive konzentrieren und nicht übereilt reagieren. Hier sind fünf Fragen, die Ihnen helfen, einen klaren Kopf zu bewahren:

  1. Leidet Ihr Portfolio unter einer Unwucht?

Ein vernachlässigtes Portfolio kann in turbulenten Zeiten ins Straucheln geraten. Wer in den letzten Jahren nicht regelmäßig angepasst hat (Rebalancing), könnte jetzt eine überproportionale Aktienquote haben. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, sichere Anleihen oder Cash aufzubauen und Aktien zu reduzieren – auch wenn dies nach den jüngsten Verlusten schmerzhaft ist. Wichtig ist, antizyklisch zu handeln und nicht auf fallende Kurse prozyklisch zu reagieren.

Umgekehrt gilt: Wenn die Anleihen-Quote im Portfolio auskömmlich ist, kann das die Gelegenheit sein, günstig Aktien nachzukaufen. Ist Ihr Portfolio ausgewogen und entspricht es Ihren Langfristzielen, besteht kein Handlungsbedarf.

  1. Hat sich Ihre finanzielle Situation verändert?

Ihr Portfolio sollte Teil Ihrer gesamten Vermögensbilanz sein. Berücksichtigen Sie die selbstgenutzte Immobilie, Versicherungen und Altersvorsorgepläne, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Wenn Sie jung sind und wenig Vermögen besitzen, spielt Ihre Arbeitskraft als Humankapital eine wichtige Rolle. Dann sind die heutigen Kursverluste kaum relevant für Ihre Langfristbilanz.

Statt sich nur auf Ihr Portfolio zu fokussieren, könnten Maßnahmen wie ein gesünderer Lebensstil effektiveres Risikomanagement darstellen, weil das Ihre Gesundheit stärkt und Ihre Arbeitskraft länger erhalten bleibt.

  1. Haben sich die Rahmenbedingungen an den Märkten verändert?

Die neuen Zölle sind ein erheblicher Schock für die globale Handelsordnung und könnten sich längerfristig auf die Unternehmensgewinne auswirken. Dennoch gilt: Märkte reagieren oft überzogen auf dramatische Ereignisse, die am Ende möglicherweise nicht so negative Folgen haben, wie es zunächst erscheinen mag.

Die Erholung der Märkte nach der Corona-Krise hat gezeigt, dass auch schwerwiegende Störungen der Märkte mitunter nur kurze Zeit andauern. Es ist wichtig, nüchtern zu bleiben und nicht mit allen Cash-Reserven einzusteigen oder panisch auszusteigen. Langfristige Anleger sollten ihre Sparpläne beibehalten und bei fallenden Kursen möglicherweise sogar erhöhen.

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