- Von Manila Klafack
- 05.12.2019 um 10:29
Wie wird die Einhaltung nachhaltiger Standards bei der Kapitalanlage überprüft?
Waller: Es gibt einen Kriterienkatalog, der sich an den bisher geltenden deutschen Siegeln für nachhaltiges Investment orientiert. Damit aber der Kunde das auch versteht, ohne sich mit den Siegeln auseinandersetzen zu müssen, nennen wir einzelne relevante Kriterien explizit. Diesen Kriterienkatalog als Teil des Lizenzvertrags bekommen die Lizenznehmer und müssen sich verpflichten, diesen einzuhalten. Sobald wir dann das konkrete Produkt kennen, prüfen wir das auch.
Man hat mitunter das Gefühl, Nachhaltigkeit ist eher ein Marketing-Gag der Produktanbieter, da der Absatz „grüner“ Produkte sich noch eher dahinschleppt. Ist das ein Irrglaube?
Waller: Meiner Meinung nach ist das ein Irrtum, ja. Vielmehr erkennen immer mehr Menschen, dass jeder etwas zum Schutz unseres Planeten tun kann und tun muss. Wir können uns weder auf die Politik noch auf die Wirtschaft verlassen. Und wenn jemand denkt, sein Beitrag sei zu klein, er könne die Welt doch nicht verändern, ist das falsch. Denn jeder Beitrag zählt, sei er noch so klein. Wir als Versicherungsunternehmen können zum Klimaschutz beitragen, indem wir die Kundengelder zum Beispiel nachhaltig investieren, also weder den Ausbau von Kohlekraft noch von Atomenergie finanzieren, und indem wir Bäume pflanzen.
Die EU-Kommission arbeitet seit Mai 2018 an der Umsetzung des Aktionsplans für nachhaltige Finanzen. Welche Folgen wird dieses Vorhaben für den Finanz- und Versicherungsvertrieb haben?
Waller: Vermittler werden sehr wahrscheinlich ihre Kunden auf das Thema Nachhaltigkeit ansprechen und die Kundenwünsche in diesem Bereich dokumentieren müssen. Das wird das Thema Nachhaltigkeit beflügeln. Insbesondere bei Kapitalanlageprodukte ist das zu erwarten. Des Weiteren bin ich überzeugt, dass im Zuge dessen auch die Kapitalanlagen von Versicherern nachhaltiger werden dürften.
Bernau: Wer schlau ist, spezialisiert sich jetzt schon auf nachhaltige Finanz- und Versicherungsprodukte. Vielleicht nicht unbedingt im ländlichen Raum, aber zum Beispiel in Hamburg könnte man sicher eine große Klientel damit aufbauen. Und wäre damit all jenen schon voraus, die sich erst dann mit dem Thema befassen, wenn sie die EU dazu zwingt.
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