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Berater im Gespräch mit Kundinnen: Riester-Verträge in ihrer aktuellen Version sind für viele Kunden nicht rentabel genug. © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
  • Von Barbara Bocks
  • 06.09.2024 um 13:57
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Riester-Verträge sind in ihrer bisherigen Version kein Erfolgskonzept. Die Redakteure von „Finanztip“ erklären, warum es sich für Versicherte oftmals nicht lohnt, die Verträge zu kündigen und was Sparer stattdessen tun können.

Insgesamt haben die Deutschen bis Ende 2023 in Deutschland mehr als 20 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen.. 4,6 Millionen davon, also knapp ein Viertel der Verträge, existieren allerdings bereits nicht mehr. Das belegen Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) und der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV). Diese liegen dem Geldratgeber „Finanztip“ exklusiv vor.

Deren Autoren zeigen sich von der Zahl nur wenig begeistert. Ihren Riester-Vertrag zu kündigen, sollten sich Sparer gut überlegen, schreiben sie. „Zum einen müssen sie alle erhaltenen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen“, warnt Altersvorsorge-Spezialist Martin Klotz. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre belief sich dieser Betrag laut BMAS, BMF und DRV auf rund 1.900 Euro pro Vertrag. „Zum anderen behalten die Anbieter einen Teil des eingezahlten Geldes ohnehin, und zwar die Provisionen sowie die Verwaltungs- und Fondskosten.“

Von den insgesamt 15,5 Millionen noch bestehenden Riester-Verträgen soll nach BMAS-Schätzung bereits jeder vierte bis fünfte Vertrag ruhen. Das entspricht rund 3 bis 4 Millionen Verträgen. Nach „Finanztip“-Berechnungen könnte dieser Anteil allerdings bei bis zu 5 Millionen liegen.

„Mit Blick auf diese Zahlen ist die Riester-Rente nicht einfach nur gescheitert. Sie ist ein Desaster“, folgert Klotz.

Die staatlich geförderte private Altersvorsorge wurde eigentlich ins Leben gerufen, um die entstandene Lücke aus der parallel beschlossenen Rentenkürzung auszugleichen. „Nimmt man die gekündigten und die stillgelegten Verträge zusammen, erfüllen knapp die Hälfte aller abgeschlossenen Verträge diesen Zweck nicht.“

Sicher profitiert haben von der Riester-Idee vor allem die Anbieter: Nach „Finanztip“-Berechnungen sind bis Ende 2022 knapp 1,8 Milliarden Euro aus der Staatskasse direkt an Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Fondsgesellschaften geflossen.

Für die Versicherten rechnen sich Riester-Verträge kaum
  • Laut BMAS bekamen 2022 rund eine Million Riester-Sparer Auszahlungen aus ihren Verträgen.
  • Davon erhielten rund 80 Prozent eine lebenslange Altersrente. Die Auszahlungsbeträge sind allerdings gering.
  • In knapp drei Viertel der Fälle lag die monatliche Rente bei weniger als 100 Euro brutto.

Nur rund 10 Prozent der Riester-Sparer, die 2022 in die Auszahlphase gewechselt sind, haben sich einen Teil des Kapitals zu Rentenbeginn auf einen Schlag auszahlen lassen. „Dabei ist genau das die beste Option, möglichst früh viel vom eingezahlten Geld zurückzubekommen“, erklärt Martin Klotz.

Riester-Verträge nicht vorschnell kündigen

Trotzdem rät Finanztip Versicherten davon ab, Verträge vorschnell zu kündigen. Stattdessen sollten sie die Verträge sorgfältig prüfen. „Gerade alte Riester-Verträge mit relativ guten Konditionen sollten Verbraucher weiter besparen“, sagt Klotz.

„Und bei schlechten Verträgen rechnet es sich eher, sie stillzulegen anstatt sie zu kündigen.“ Dann bleibe zumindest die staatliche Förderung erhalten, die Sparer sonst zurückzahlen müssten. Außerdem müssen die Anbieter für die Rente mindestens den Betrag zur Verfügung stellen, den die Kunden selbst eingezahlt haben – plus die staatlichen Zulagen.

Neue Riester-Verträge lohnen sich nur für Geringverdiener mit Kindern

Neue Riester-Verträge empfiehlt das Portal nur für eine kleine Gruppe von Menschen. Zum Beispiel geringverdienende Eltern mit mehreren Kindern, die stark von den Zulagen profitieren. Allen anderen, die noch mindestens 10 bis 15 Jahre bis zur Rente Zeit haben, sollten lieber kostengünstig mit einem Sparplan in einen weltweiten Aktienindexfonds investieren.

Wer seinen Vertrag stillgelegt hat, dem könnte die von der Bundesregierung für 2025 geplante Reform der privaten Altersvorsorge Hoffnung geben. Denn Riester-Verträge soll einfacher und profitabler werden. Außerdem will die Bundesregierung ein Altersvorsorgedepot einführen (Pfefferminzia berichtete).

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Barbara

Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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