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Ampel-Koalition als steter Quell neuer Ideen, diesmal die Rentenaufschubprämie. Auf dem Foto (v.l.n.r.): Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Andreas Harms
  • 30.08.2024 um 10:53
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:50 Min

Die Ampel-Koalition will (mal wieder) die Menschen dazu bringen, später in Rente zu gehen. Der neueste Plan beruht auf einer Rentenaufschubprämie. Doch beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) ist man nur wenig begeistert. Beim Ifo-Institut übrigens auch nicht.

Die Bundesregierung hat eine neue Idee, wie man Menschen dazu bringen kann, später in Rente zu gehen. Freiwillig. Das Konzept nennt sich Rentenaufschubprämie: Wer länger arbeitet, bekommt die Rente, die er währenddessen nicht bekommt, später als Einmalsumme. Die soll wiederum ohne Abgaben fließen, dafür aber mit einem Bonus: Der bis dahin eingesparte Zuschuss der Rentenversicherung zur Krankenversicherung soll obendrauf kommen. In der Tat: Da könnte die private Kasse recht gut klingeln.

Nun könnte man meinen, beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) klatscht man für den Vorschlag kräftig in die Hände. Ist aber nicht so. Stattdessen bemängelt der Leiter für Staat, Steuern und Soziale Sicherung, Jochen Pimpertz, dass es bei der Rentenaufschubprämie weiter sogenannte Fehlanreize gibt. Sprich: Nicht der gewünschte Effekt tritt ein, sondern ein anderer.

Und welcher?

Die Regierung will offenbar, dass Arbeitgeber den Renten- und Arbeitslosenversicherungsanteil direkt als Bruttolohn auszahlen. Das kann aber laut Pimpertz nur klappen, wenn sich die Rentenaufschieber von der Versicherungspflicht befreien lassen. „Das Problem: Ältere Arbeitnehmer könnten bei gleicher Arbeit mehr verdienen als ihre jüngeren Kollegen“, merkt Pimpertz an. Das könnte nicht nur Unruhe in die Betriebe bringen (Neid!), sondern auch vor Gericht landen. Pimpertz deutlich: „Ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot wegen Alters steht im Raum.“

Und noch ein Problem sieht der IW-Mann, was aber nicht die Rentenkasse betrifft: Der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung fehlen dann Beiträge, die eigentlich bei einer um den Bonus erhöhten Monatsrente fällig werden würden. Und das ist gerade angesichts der auch dort ziemlich klammen Kassen keine gute Nachricht.

Und stattdessen?

Laut dem Spezialisten bietet das Rentensystem auch heute schon Anreize, den Rentenbeginn aufzuschieben. Außerdem würden viele Ältere allein schon deshalb weiterarbeiten, weil sie Spaß daran haben und die Kontakte im Betrieb mögen.

Ein großes Problem sieht man beim IW vielmehr in der Rente mit 63. „Besser wäre es, die abschlagsfreie Frührente zu streichen und die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenem Rentenbezug wieder einzuführen“, fordert Jochen Pimpertz deshalb. „Die Rente soll das Arbeitseinkommen ersetzen, nicht zusätzlich aufstocken.“

Einen anderen Experten führt die „Wirtschaftswoche“ ins Feld. Laut Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut dürften kaum Rentner das neue Angebot nutzen. „Nach meiner Einschätzung sind die meisten Arbeitnehmer froh, wenn sie endlich das Rentenalter erreicht haben“, zitiert ihn das Magazin. Sonst wäre die Rente mit 63 ja nicht so stark nachgefragt.

Da ist zweifellos auch was dran.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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