- Von Redaktion
- 28.02.2020 um 14:52
Die Politik drückt beim Thema Altersvorsorge aufs Gas. Nachdem sich die Bundesregierung auf einen Gesetzesentwurf zur Einführung einer Grundrente geeinigt hat, soll jetzt die staatlich organisierte private Altersvorsorge neu organisiert werden. Branchenvertreter und Verbraucherschützer wurden von der Bundesregierung zu einer Anhörung eingeladen, um eine Reformierung der umstrittenen Riester-Rente zu diskutieren.
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Die staatlich geförderte Zusatzrente steht seit Jahren wegen hoher Kosten und niedriger Verzinsung in der Kritik. Eine 2019 veröffentlichte Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die Riester-Rente ein Flop war. Knapp 20 Jahre nach ihrem Start habe sich die freiwillige Riester-Rente für die meisten Sparer nicht gelohnt und verhindere Altersarmut kaum. Die Verträge seien insgesamt zu kompliziert, zu renditeschwach und zu teuer.
In Anbetracht der Kritik an der Riester-Rente ist es wenig verwunderlich, dass die Zahl der Neuabschlüsse seit Jahren rückläufig ist. Dabei gehört der Ausbau der privaten Altersvorsorge zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird das Niveau der gesetzlichen Rente schrittweise von 70 Prozent auf knapp über 40 Prozent absinken. Die Lücke kann nur durch private Vorsorge geschlossen werden. Die Riester-Rente hat die hohen Erwartungen in der Tat nicht erfüllt. Dennoch ist es aber sinnvoll, staatlich geförderte Produkte als zweite Säule der Altersvorsorge anzubieten.
Demographischer Wandel macht Reformen notwendig
Aufgrund des demographischen Wandels werden in Zukunft immer weniger junge Arbeitnehmer die Altersbezüge für ein wachsendes Heer von Senioren erwirtschaften müssen. Derzeit kommen auf 60 Rentner rund 100 Beitragszahler. In spätestens zehn Jahren werden 100 Beitragszahler 100 Senioren finanzieren müssen. Sinkende Renten und längere Lebensarbeitszeiten werden die logische Konsequenz sein. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird das durchschnittliche Rentenniveau weiter massiv sinken – von rund 70 Prozent auf etwa 45 Prozent. Die Auswirkungen werden ab 2030 merklich spürbar werden.
Aktuelle Studien untermauern, dass die Angst vor Altersarmut in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Beispielsweise machen sich 56 Prozent aller Teilnehmer an einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young Sorgen darum, in Würde altern zu können. Wer den Lebensstandard im Alter halten möchte und nicht auf Grundsicherungsniveau fallen möchte, kommt an einer privaten Altersvorsorge kaum vorbei.
Branche begrüßt Dialog zur Reform der Riester-Rente
Mit dem jetzt eingeleiteten Dialog versucht die Politik in einen Dialog mit der Versicherungsbranche zu treten, um das Rentensystem zukunftsfähig zu machen. „Wir verstehen den Termin als Auftaktveranstaltung für den offiziellen Dialog, wie er im Koalitionsvertrag vorgesehen ist“, kommentiert Peter Schwark, Mitglied der Geschäftsführung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gegenüber der Welt. Das Treffen finde auf Staatssekretärsebene statt, heißt es aus dem Bundesfinanzministerium.
Insgesamt ist die Branche froh, dass nach jahrelangem Stillstand wieder Bewegung in die Rentendebatte gekommen ist. Der Dialog über eine Reform der Riester-Rente wird als politisches Bekenntnis zum Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge gewertet.
Über den Autoren
Sven Thieme ist Geschäftsführer von Competent Investment Management mit Sitz in Coswig.
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