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- 01.06.2018 um 16:12
Pfefferminzia: Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung, IVFP, hat gerade eine Studie für die DWS zur Rendite von Riester-Produkten durchgeführt. Zu welchen Ergebnissen kamen Sie hierbei?
Michael Hauer: Kurz gesagt – Garantieversprechen sind teuer. In einer Niedrigzinsphase benötigt man mehr Anteile in einer niedrigverzinsten Anlage, zum Beispiel einer Anleihe, um die Garantien zu erzeugen. Diese Beitragsteile stehen dann für eine chancenreichere Anlage etwa in Aktien nicht mehr zu Verfügung. Die Kosten einer Garantieerzeugung entstehen daher durch entgangene Rendite, sogenannte Opportunitätskosten.
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Die Studie untersucht insbesondere die Renditeaussichten von Produkten mit und ohne Garantien. Es hat sich gezeigt, dass die Renditechancen hier deutlich differieren. Bei Riester-Produkten, die eine verpflichtende Bruttobeitragsgarantie beinhalten, kann man dies bereits erahnen, wenn man die Chancen-Risiko-Klassen, kurz CRK, betrachtet. Anders als beispielsweise die ebenfalls staatlich geförderte Basis- beziehungsweise Rürup-Rente, werden diese aktuell hauptsächlich in konservativen CRK angeboten. Es stehen beinahe nur konservative Riester-Produkte in den CRK 1 bis 3 zur Verfügung. In der CRK 5 sucht man vergeblich nach Riester-Produkten.
Die Bundesregierung hat angekündigt, die Riester-Rente in dieser Legislaturperiode nach bereits angestoßenen Änderungen noch einmal überarbeiten zu wollen. Das IVFP setzt sich in der Studie auch für eine Lockerung der Bruttobeitragsgarantie ein. Aus welchem Grund?
Zuerst einmal fordern wir eine Flexibilisierung und kein Verbot der Garantie. Garantien sind für viele Sparer sehr wichtig. Diese Sparer sollen weiterhin am Markt Produkte ihrer Neigung entsprechend vorfinden. Wie bereits erwähnt sind Garantien in der Niedrigzinsphase teuer. In unserer vorliegenden Studie haben wir mithilfe von zwei stochastischen Simulationsmodellen – PIA und Volatium – bei 10.000 möglichen Kapitalmarktszenarien untersucht, wieviel Leistung mit und ohne Garantie zu erwarten sind.
Im Mittel wurde je nach Modell eine 59 Prozent beziehungsweise 64 Prozent höhere Ablaufleistung bei Garantieverzicht festgestellt. Wobei das Verlustrisiko überschaubar ist. In 20 Prozent der schlechtesten Fälle ist die mittlere Ablaufleistung zwar unterhalb aber in der Nähe der geleisteten Bruttobeiträge. Aus diesem Grund plädiert das IVFP für die Flexibilisierung der Bruttobeitragsgarantie bei Riester. Denn wer dieses überschaubare Risiko eingehen will, um sich die Chance auf deutlich höhere Ablaufleistungen und damit auch Rentenleistungen zu sichern, sollte auch Riester-Produkte hierfür am Markt vorfinden.
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