- Von Iris Bülow
- 29.03.2018 um 10:53
Thomas Richter hält nichts von einem staatlichen Altersvorsorge-Fonds. In einem Interview, das der BVI auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, argumentiert der Chef des deutschen Fondsverbands: Ein vom Staat betriebener Altersvorsorge-Fonds würde den Wettbewerb am deutschen Fondsmarkt verzerren. Denn er müsste keine Vertriebs- und Marketingkosten stemmen. Dabei wäre ein Staatsfonds nicht einmal günstiger als andere Fonds, vermutet Richter: Denn auch hier müsste gemäß Mifid II die Eignung des Produkts für die Kunden geprüft und angemessene Beratung während der Laufzeit gewährleistet werden.
„Nicht mehr ganz so schlimm wie noch voriges Jahr“
Chef des Fondsverbands BVI teilt aus
Richter: Staat ist schlechter Anleger
Auch ein Opting-out-Verfahren, wie es mehrfach laut angedacht wurde, würde wettbewerbsverzerrend wirken, glaubt Richter. Denn wenn Arbeitnehmer standardmäßig Fondsanteile an einem Staatsfonds erwerben und das Produkt nur dann nicht erhalten, wenn sie sich aktiv dagegen entscheiden, wäre dieser Staatsfonds klar im Vorteil gegenüber anderen Angeboten am Markt: Arbeitgeber würden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon deshalb für das Standardprodukt entscheiden, um Kritik von Arbeitnehmern für die Produktauswahl zu vermeiden.
Ganz generell hält Richter den Staat für keinen guten Anleger. Denn ein Staat könnte noch andere Interessen hegen, als allein eine auskömmliche und sichere Rendite für die Anleger zu erwirtschaften. „Ich glaube nicht, dass die deutsche Politik der Versuchung widerstehen könnte, bei der Anlage politische Ziele zu verfolgen“, vermutet Richter.
„Riester-Konzept ist in Ordnung“
Bereits in der Vergangenheit hat sich der BVI-Chef skeptisch zu staatlich betriebenen Anlagevehikeln für die Altersvorsorge geäußert. So sagte Richter zur Idee einer sogenannten Deutschlandrente, die der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir zusammen mit zwei Mitstreitern vor rund zwei Jahren ins Gespräch brachte: „Das Ganze könnte auf ein politisch korrektes Aktienportfolio und jede Menge Bundesanleihen hinauslaufen.“
Allerdings ist Richter auch weiterhin vom Modell der Riester-Rente überzeugt: „Wir freuen uns über das grundsätzliche Bekenntnis der Politik zu Riester.“ Gegen öffentliche Zulagen zur privaten Altersvorsorge hat der BVI-Chef nach eigenem Bekunden nichts einzuwenden.
Das plant die GroKo
Die Große Koalition plant laut Koalitionsvertrag, die private Altersvorsorge weiterzuentwickeln und setzt dabei auf das Riester-Modell. „Es ist ein Dialogprozess mit der Versicherungswirtschaft anzustoßen mit dem Ziel einer zügigen Entwicklung eines attraktiven standardisierten Riester-Produkts“, heißt es dazu im aktuellen Koalitionsvertrag.
Die Idee, in Deutschland einen staatlich betriebenen Vorsorgefonds zum Beispiel nach dem schwedischen Modell einzurichten, war in der Vergangenheit schon mehrfach in die öffentliche Diskussion geraten. Anfang Februar unterbreitete etwa die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Vorschläge zur Einrichtung eines staatlichen Pensionsfonds.
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