- Von Lorenz Klein
- 28.08.2019 um 16:03
„Niemand kann einfach so auf Finanztip werben“, wehrte sich das Verbraucherportal jüngst gegen ein aktuelles Gerichtsurteil. Es besagt, dass Finanztip nicht ausreichend darauf hinweise, dass das Portal für den Klick auf sogenannte Affiliate-Links, die zu den Angeboten von Unternehmen führen, eine Provision erhält (wir berichteten).
Die Frage nach dem Sinn des Elementarschutzes
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Finanztip wegen unlauteren Verhaltens verurteilt
Vor diesem Hintergrund wirkt es durchaus verwunderlich, dass Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen in seiner jüngsten „Spiegel Online“-Kolumne zur Risikolebensversicherung die entsprechenden Affiliate-Partner namentlich nennt – und sich damit ohne Not angreifbar macht.
Er hätte es zum Beispiel dabei belassen können – wenn es denn unbedingt sein muss – von „großen Direktversicherern“ zu sprechen, wie er es in einem vorherigen Satz tat – zumal schon das Setzen des Links auf das „gemeinnützige“ Portal Finanztip, wie es in einer Selbstbeschreibung heißt, dem Autor am Ende doch eher als Eigennutz ausgelegt werden könnte. Da hätte man nicht noch einen Drauf setzen müssen, indem man auch noch die Partnerunternehmen hervorhebt.
Schon klar: Ein Ratgeber-Journalist will und muss seinen Lesern Service bieten und dafür gerne auch mal „Roß und Reiter“ nennen. Aber Tenhagen ist eben nicht nur Journalist, sondern auch Unternehmer. Schon der Verdacht, die Interessenlagen könnten sich vermischt haben, ist tunlichst zu vermeiden.
Um das hier klarzustellen: Das Geschäftsmodell, mit Affiliate-Links zu arbeiten, ist grundsätzlich nicht verwerflich. Dazu gehört aber auch, dem Vorwurf der „Schleichwerbung“ keinen Raum zu bieten.
„Wir empfehlen ausschließlich verbraucherfreundliche Angebote, die zuvor von uns geprüft wurden. Und nur solche Angebote können bei uns Affiliate-Partner werden“, heißt es in einer früheren Stellungnahme von Finanztip. So weit, so gut. Wenn diese Affiliate-Partner allerdings ihre Partnerschaft mit Finanztip gewissermaßen auf das ungleich größere Portal „Spiegel Online“ ausdehnen können, hat’s halt, wie man im Süden gerne sagt, „ein Geschmäckle“. Und das ist schade – denn der Beitrag ist in der Gesamtbetrachtung ein wichtiger Aufruf für mehr Risikobewusstsein und Vorsorge.
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