- Von Lorenz Klein
- 09.08.2022 um 15:44
Gleichwohl gibt das Unternehmen zu erkennen, dass es zwei mögliche Ursachen „für derartige Verzögerungen in Einzelfällen“ gebe. Zur Erklärung der ersten Ursache spielt Proxalto den Ball erstmal an die Kunden zurück: „Wie bei allen Versicherungen können Auszahlungen nur durchgeführt werden, wenn alle erforderlichen Unterlagen in korrekter Form vorliegen und die vorgeschriebenen Prüfungen abgeschlossen sind.“ Dies seien „völlig normale Vorgänge, die bei allen Lebensversicherungen gelten“. Hier beobachte man „zum Teil einen höheren Zeitbedarf, da zum Beispiel die Dokumentationspflichten angestiegen sind“, so der Sprecher.
Proxalto verweist auf „technisch bedingte Begleiterscheinungen“
Als zweite mögliche Ursache verweist Proxalto auf eine „tiefgreifende Modernisierung der IT-Systeme“. Damit wolle man eine leistungsfähige Systemlandschaft für die dauerhafte und stabile Erfüllung der Verträge sicherstellen. „Im Zuge dieser IT-Modernisierung kann es in Einzelfällen zu temporären Unterbrechungen bei Geschäftsvorfällen kommen“, so der Sprecher. Es handle sich dabei um „technisch bedingte Begleiterscheinungen einer notwendigen Modernisierung, die einzelne Kunden zeitweise als Beeinträchtigung der Servicequalität wahrnehmen“. Die Modernisierungsarbeiten seien zugleich im finanziellen Interesse der Proxalto-Kunden, „wie die seit dem Eigentümerwechsel signifikant um 71 Prozent gestiegenen zugeteilten Überschüsse belegen“.
Weiter verweist der Sprecher darauf, dass das Mutterhaus Viridium bereits rund 250 Millionen Euro in die IT investiert habe und diese Aufwände komplett selbst getragen habe, also ohne Kostenbelastung für die Kunden. Überdies handle es sich bei der Migration der insgesamt 2,2 Millionen Proxalto-Verträge um die „nach unserem Wissensstand größte und komplexeste IT-Initiative“, die in der Branche bislang durchgeführt worden sei.
Bafin lobt Viridium-Gruppe – kommt bald der Tadel?
Einzelne Lebensversicherungen hätten derartige, notwendige Modernisierungen bereits ebenfalls vorgenommen, so der Sprecher weiter. Doch „wesentliche Teile der Branche“ hätten diese „überfälligen Investitions- und Modernisierungsprojekte noch vor sich“.
An diesem, nun ja, Seitenhieb an „wesentliche Teile der Branche“ ist durchaus etwas dran – was aber vor allem auch daran liegen dürfte, dass die Viridium-Gruppe vor Aufnahme ihrer Run-off-Aktivitäten von der Finanzaufsicht Bafin genauestens unter die Lupe genommen wurde – gerade mit Blick auf die IT-Infrastruktur. Das zeigt nicht zuletzt der Abschluss des Inhaberkontrollverfahrens über den Erwerb der Generali Lebensversicherung AG durch die Viridium-Gruppe. Darin heißt es:
„Die Bafin hat sich davon überzeugt, dass im Falle des geplanten Erwerbs der Generali Lebensversicherung AG durch die Viridium Gruppe die Belange der Versicherten ausreichend gewahrt sind. […] Dabei ist – neben der finanziellen Ausstattung des Erwerbers – die technische und betriebliche Umsetzbarkeit von besonderer Bedeutung. Die Bafin muss überzeugt sein, dass der Erwerber unter anderem über angemessene Strukturen und Pläne zur Fortsetzung und Entwicklung des Unternehmens verfügt.“
Die Viridum-Gruppe berichtet dann auch auf ihrer Website – nicht ohne Stolz – von „hohen Anforderungen durch die Aufsicht“, die dem eigenen Geschäftsmodell unterliegen. Das kann man als Auszeichnung verstehen – oder auch als Bürde.
stephan mielenz
Vor 2 JahrenNa wenigstens das dämliche Gendersternchen im Antwortschreiben von Proxalto funktioniert. Sarkasmus aus
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kommentierenstephan mielenz
Vor 2 JahrenNa wenigstens das dämliche Gendersternchen im Antwortschreiben von Proxalto funktioniert. Sarkasmus aus