Ebbe im Portemonnaie: Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland steigt drastisch an. © picture alliance / Ulrich Baumgarten
  • Von Achim Nixdorf
  • 08.10.2021 um 07:43
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:35 Min

Im ersten Halbjahr 2021 sind die Privatinsolvenzen in Deutschland um fast 50 Prozent gestiegen. Das geht aus dem „Schuldenbarometer“ der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel hervor. Schuld an dieser negativen Entwicklung hat jedoch nicht nur die Corona-Pandemie.

Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen sind die Privatinsolvenzen in Deutschland wieder deutlich angestiegen. Das zeigt der aktuelle „Schuldenbarometer“ der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel. In den ersten sechs Monaten 2021 gab es demnach 57.992 Privatpleiten. Das sind um gut 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2020: 38.695) und rund 1.700 mehr als im gesamten Jahr 2020 (56.324).

„Derzeit gehen unsere Prognosen von bis zu 120.000 Privatinsolvenzen im Jahr 2021 aus. Damit würden sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln“, sagt Crifbürgel-Geschäftsführer Frank Schlein. Der starke Anstieg an Insolvenzen im ersten Halbjahr ist seiner Meinung nach größtenteils darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen letztes Jahr entsprechende Anträge auf eine Privatinsolvenz zurückgehalten haben. „Die Betroffenen wollten von einer Gesetzesreform profitieren, nach der Verbraucher seit diesem Jahr nach drei statt wie bisher nach sechs Jahren von ihren Restschulden befreit werden“, so Schlein. Die Verkürzung gelte rückwirkend auch für Insolvenzverfahren, die ab dem 1. Oktober 2020 beantragt wurden.

Corona lässt Zahlen weiter steigen

Seit Mai beobachte man nun aber auch einen Anstieg privater Insolvenzen, der unmittelbar mit der Corona-Krise zu tun habe. „Diese Insolvenzwelle wird dann verstärkt ab dem 2. Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen“, ist sich Frank Schlein sicher. Die finanziellen Reserven vieler Menschen, die im vergangenen Jahr wegen der Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren hätten oder auf Kurzarbeit gesetzt worden seien, seien nun aufgebraucht. „Auch der Anteil der ehemals Selbstständigen, die eine Privatinsolvenz anmelden müssen, steigt derzeit stark an.“

Privatinsolvenzen nach Bundesländern

Beim Blick auf die einzelnen Bundesländer (siehe Grafik) zeigt sich, dass der Norden in den ersten sechs Monaten stärker von Privatinsolvenzen betroffen war als der Süden Deutschlands. So führt Bremen die Statistik mit 135 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohnern an. Es folgen Hamburg mit 97 und Niedersachsen mit 94 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner. Am wenigsten Privatinsolvenzen verzeichneten im 1. Halbjahr 2021 Bayern (47 Fälle je 100.000 Einwohner), Baden-Württemberg (53) und Hessen (57). Absolut gesehen stehen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (14.749), Niedersachsen (7.546) und Bayern (6.227) an der Spitze der Insolvenzstatistik.

Deutliche Anstiege bei den älteren Bundesbürgern

Der Crifbürgel-„Schuldenbarometer“ gibt auch Aufschluss darüber, wie sich die Privatinsolvenzen auf die einzelnen Altersgruppen aufteilen. Demnach gab es die größten Zuwächse vor allem in der Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen (55,3 Prozent). Aber auch immer mehr ältere Bundesbürger rutschen in die Zahlungsunfähigkeit. In der Altersgruppe 61 Jahre und älter stiegen die Fallzahlen um 52,2 Prozent. Auch interessant: Beim Vergleich der Geschlechter sind die Männer führend: 59,7 Prozent (34.621) der Privatpleiten wurden von ihnen gemeldet.

autorAutor
Achim

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf war von April 2019 bis Mai 2024 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content