- Von Lorenz Klein
- 29.07.2022 um 14:45
Fast jeder hat es schon mal erlebt: Wer im Freundes- oder Bekanntenkreis über die Corona-Maßnahmen diskutiert, trifft nicht selten auf völlig verschiedene Ansichten. Und manchmal gerät die Auseinandersetzung derart hitzig, dass sie Freundschaften entzweit. So sagt ein knappes Viertel (22 Prozent) der Deutschen von sich, im Streit über Corona-Maßnahmen zumindest zeitweise Freunde verloren zu haben. Bei 7 Prozent sei die Beziehung völlig zerbrochen, bei genauso vielen sei der Ausgang des Streits aktuell noch offen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Online-Umfrage von Yougov im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“, die vom Versicherungsverband GDV getragen wird. Anlass der Umfrage war laut GDV der „Internationale Tag der Freundschaft“ am 30. Juli.
Einsamkeit kann Seele und Körper krankmachen
Corona-Einsamkeit kann Hirninfarkt-Risiko erhöhen
Jeder Zweite fühlt sich stark belastet
Weiter zeigt die Umfrage, dass rund zwei Drittel (67 Prozent) der Deutschen bis zu fünf Freunde haben. Bei den Über-55-Jährigen liegt dieser Anteil mit 72 Prozent höher als bei den 18- bis 24-Jährigen mit 61 Prozent. Auf die jungen Menschen entfällt jedoch ein größerer Anteil, der von sich sagt, zwischen 6 bis maximal 20 Freunde zu haben. Dabei bedeutet mehr nicht immer auch besser. „Es kommt gar nicht so sehr darauf an, wie viele Freundschaften man hat, sondern wie eng sie sind“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.
Einsamkeit verkürzt das Leben
Wer allerdings auf gar keine Freunde zählen kann, der ist nicht nur einsam, sondern hat oft auch ein höheres Krankheitsrisiko. So verweist Asmussen auf Studien, wonach Menschen mit einem intakten Freundes- und Bekanntenkreis gesünder und länger leben als kontaktarme Menschen. Immerhin wirkt der Anteil der Menschen ohne Freunde mit 6 Prozent zunächst überschaubar – hinter dieser Zahl stecken allerdings Millionen Deutsche, die unter ihrer Situation leiden. Doch damit muss sich niemand abfinden, wie die Macher der „Initiative 7 Jahre länger“ betonen. „Enge Kontakte lassen sich selbst im höheren Alter knüpfen“, wie es in der Mitteilung heißt – und das sehen viele Befragte genauso. Acht von zehn Deutschen stimmen demnach der Aussage zu, dass man neue Freunde auch noch mit über 60 kennenlernen kann.
Was Freundschaften bewirken
„Freundschaften sind neben der Familie die wichtigste Stütze im Leben. Es ist es wert, um sie zu kämpfen, auch wenn es manchmal schwerfällt“, betont Jörg Asmussen. „Freunde schützen uns vor Einsamkeit. Sie halten uns aktiv, spenden Trost in schweren Zeiten und bewahren uns vor schlechten Angewohnheiten. Sie tun damit Körper und Seele gut“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer weiter. Und auch die große Mehrheit der Befragten – acht von zehn – sind der Ansicht, dass Freunde einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die Lebenserwartung haben.
Freunde als Ersatzfamilie – Deutsche befürworten mehrheitlich FDP-Vorstoß
Und weil die Zahl der Singles und Kinderlosen zunimmt, haben Freunde für immer mehr Menschen eine größere Bedeutung. Enge Freunde sollen daher nach den Plänen der Bundesregierung eine Ehe-ähnliche Verbindung eingehen dürfen – verbunden beispielsweise mit steuerlichen Privilegien und Auskunftsrechten, aber auch Unterhaltspflichten.
Die Deutschen befürworten mehrheitlich diese Pläne: 57 Prozent der Befragten sind für die sogenannte „Verantwortungsgemeinschaft“, nur jeder Vierte (27 Prozent) lehnt das Modell ab. Auch Asmussen begrüßt den Vorstoß von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP): „Die Gesellschaft wandelt sich. Für immer mehr Menschen werden Freunde zu einer Ersatzfamilie – gerade im Alter. Die gegenseitige Fürsorge sollte deshalb vom Staat rechtlich anerkannt werden.“
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