Rät den Kunden zur frühzeitigen Kündigung von Lebensversicherungsverträgen: Ex-Manager Sven Engers. © Standard Life
  • Von Juliana Demski
  • 10.01.2018 um 16:11
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Sven Enger, ehemaliger Vorstand und Geschäftsführer verschiedener bekannter Versicherer, warnt in einem Interview mit dem „Stern“ vor einem Zusammenbruch der deutschen Lebensversicherungsbranche. Er ruft die Kunden dazu auf, frühzeitig die Notbremse zu ziehen – solange es noch geht. Der Branchenverband GDV hält die Aussagen Engers dagegen für „unverantwortliche und unfundierte Panikmache“.

Folgende Aussagen Engers sind in den Augen des Verbands „unbegründet und falsch“:

1. Enger: „Viele Lebensversicherer werden wie schon gegenwärtig auch in den nächsten Jahren den Garantiezins nicht mehr erwirtschaften können.“

GDV: „Ausnahmslos alle Lebensversicherer erfüllen die Garantieverzinsung für ihre Kunden – ohne Wenn und Aber. Für die künftigen Zinsverpflichtungen haben die Lebensversicherer bis zum Jahresende 2017 mehr als 60 Milliarden Euro als zusätzliche Kapitalpuffer aufgebaut.“

2. Enger: „Es gibt 93 Millionen Verträge mit Ablaufleistungen von mehr als 3 Billionen Euro. (…) Das sind alles die Einlagen von Kunden, die sie irgendwann zurückfordern. Und wenn das crasht: Wer will das auffangen?“

GDV: „Hier bringt Herr Enger elementare Begrifflichkeiten durcheinander. Die 3 Billionen Euro bezeichnet die Versicherungssumme aller Lebensversicherungsverträge einschließlich Todesfall- und Berufsunfähigkeitsleistungen. Etwa die Hälfte dieses Betrags entfällt auf die Risikoabsicherung, die nur dann fällig wird, wenn Versicherungsnehmer vorzeitig versterben oder berufsunfähig werden. Da dieses Schicksal den meisten Kunden erspart bleibt, wird nur ein Teil dieser Versicherungssumme überhaupt einmal fällig werden. Für den übrigen Teil ist bereits 1.000 Milliarden Euro an Kapital angespart, dazu kommen noch die laufenden Versicherungsprämien und Erträge bis zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeit.“

3. Enger: „In den kommenden Jahren stehen Millionen Verträge der Babyboomer zur Auszahlung an. Das System gerät in eine Demografiefalle.“

GDV: „Das System der Lebensversicherung beruht auf der Kapitaldeckung. Die Leistungen werden planmäßig aufgebaut und bei Vertragsende unabhängig von der Demografie aus den vorhandenen Kapitalanlagen gedeckt. Das Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung ist dagegen demografieabhängig. Die Kombination verschiedener Systeme trägt dazu bei, die Altersvorsorge insgesamt zu verbessern.“

4. Enger: „Ich rate allen, deren Verträge noch länger laufen: Raus aus den Policen!“

GDV: „Damit offenbart Herr Enger, dass er seine kommerziellen Interessen über die Interessen der Kunden stellt. Lebensversicherungen sind nicht nur sicher, sondern bieten gerade im aktuellen Zinsumfeld eine attraktive Verzinsung. Mit einer Kündigung verzichten Kunden zudem nicht nur auf Rendite, sondern auch auf den Risikoschutz einer Lebensversicherung im Todesfall oder auch bei Berufsunfähigkeit des Versicherten.“

5. Enger: „Eine Lebensversicherung zum Sparmodell aufzuhübschen (…) stellt für mich den Sündenfall der Branche dar“. 

GDV: „Lebensversicherungen mit einer Kapitalbildungskomponente werden seit 150 Jahren angeboten. Dazu zählen Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen. Insgesamt wurden für die Kunden daraus über 1.000 Milliarden Euro zurückgelegt. Jahr für Jahr werden für die Altersversorgung der Bürger daraus 70 bis 80 Milliarden Euro ausgezahlt. Das entspricht etwa 200 Millionen Euro pro Tag und etwa 30 Prozent der Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Und: Wer im Jahr 1996 eine Rentenversicherung mit 20-jähriger Laufzeit abgeschlossen hat, kam auf eine durchschnittliche Rendite nach Kosten von knapp 4 Prozent – wohlgemerkt pro Jahr.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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