- Von Lorenz Klein
- 07.07.2017 um 16:08
Die Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) haben im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung untersucht, wie sich Wertsteigerungen und regelmäßiges Sparen in den kommenden Jahren auf die zu erwartenden Erbschaften auswirken. Das sei neu, heißt es, weil frühere Untersuchungen lediglich auf den aktuellen Vermögensbestand geschaut hätten.
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Die Studienautoren kommen dabei zu dem Ergebnis, dass das jährliche Erbvolumen in Deutschland inklusive Schenkungen bis zum Jahr 2027 bis zu 400 Milliarden Euro betragen wird. Damit fällt es etwa 28 Prozent größer aus als in früheren Analysen geschätzt.
Die Forscher haben sich in ihrer Untersuchung auf Personen ab 70 Jahren in Deutschland konzentriert, da ab diesem Alter die Sterbewahrscheinlichkeit deutlich zunimmt. Das Vermögen, das die über 70-Jährigen vererben werden, beträgt den Angaben zufolge aktuell 1,3 Billionen Euro.
Erbvermögen könnte auf 1,68 Billionen Euro anwachsen
Unter der Annahme, dass die Menschen in ihrer noch verbleibenden Lebenszeit weiter so sparen wie zuvor, erhöht sich das Vermögen der Studie zufolge bis 2027 auf 1,46 Billionen Euro. Nimmt man außerdem eine Wertsteigerung von jährlich zwei Prozent an, wächst das Vermögen sogar auf 1,68 Billionen Euro.
Dabei gilt aus Sicht der Autoren:
Wer bereits über ein großes Vermögen verfügt, kann mit größeren Zuwächsen rechnen und entsprechend mehr an seine Nachkommen vererben.
Die im Einzelnen zu erwartenden Erbschaften betragen laut der Studie im Mittel rund 79.500 Euro – im obersten Fünftel der Verteilung gut 248.000 Euro, im untersten Fünftel 12.000 Euro (siehe Grafik).
Zieht ein steigendes Erbvolumen auch höhere Steuereinnahmen nach sich?
Ob sich aus dem steigenden Erbvolumen deutlich höhere Steuereinnahmen ergeben, sei fraglich, berichten die Autoren weiter.
Die Mehrzahl der Erbschaften könne aufgrund hoher Freibeträge steuerfrei übertragen werden. Das gelte auch für sehr große Vermögen, die als Betriebsvermögen weitgehend steuerfrei bleiben.
Die Politik sollte diese Praxis im Sinne der Chancengleichheit überdenken, raten die Forscher.
Zudem sollten Erbschaften und Schenkungen statistisch besser erfasst werden. Einbezogen werden sollten sämtliche Fälle, fordern die Studienautoren, auch wenn es zu keiner Steuerveranlagung kommt. Die Öffentlichkeit würde dadurch genauere Informationen über Erbschaften in Deutschland erhalten, heißt es.
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