- Von Manila Klafack
- 21.02.2024 um 11:06
„Der Gender Care Gap ist in den Ländern kleiner, in denen mehr Geld für das formelle Pflegesystem ausgegeben wird“, sagt Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Das DIW untersuchte die Pflege in 17 europäischen Ländern. Insbesondere ging es darum, welche institutionellen, gesellschaftlichen und arbeitsmarktspezifischen Faktoren es in der Ungleichheit der informellen Pflege zwischen Männern und Frauen gibt. Unter informeller Pflege versteht man, wenn sich Bekannte oder Verwandte unentgeltlich und außerhalb einer Pflegeversicherung um pflegebedürftige Menschen kümmern.
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Der Gender Care Gap misst wiederum, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen in dieser informellen Pflege engagieren. Dabei stellte sich heraus, dass in Ländern mit größerer Geschlechterungleichheit und stärkerer Ungleichheit in der Erwerbsbeteiligung zwischen Männern und Frauen der Gender Care Gap ebenfalls größer ist.
Je gleichberechtigter die Geschlechter, desto geringer der Gender Care Gap
„Die Geschlechterungleichheiten in der informellen Pflege hängen mit Investitionen im Gesundheitswesen, dem Pflegesystem und den Strukturen des Arbeitsmarktes zusammen“, sagt Mia Teschner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des DIW Berlin und beteiligt an dieser Studie. „Je höher die Ausgaben für formelle Pflege in den Ländern sind, umso geringer ist der Gender Care Gap.“ Länder mit mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern, weisen demnach einen geringen Gender Care Gap aus.
Ohne die informellen Pflegeleistungen von Frauen würde die Pflege in Deutschland zusammenbrechen, so das DIW. Frauen pflegen Angehörige und andere pflegebedürftige Menschen hierzulande doppelt so häufig wie Männer. Und weil rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause versorgt werden, sind Frauen das Rückgrat der informellen Pflege in Deutschland.
Deutschland liegt im Mittelfeld
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland sowohl bei den Ausgaben für die formelle Pflege als auch bei der Geschlechterungleichheit sowie dem Gender Care Cap im Mittelfeld. Allerdings könnte sich Deutschland ein Beispiel an Schweden oder der Schweiz nehmen, wie die DIW-Experten sagen.
Der konkrete Vorschlag: In einer klugen Mischung könnten die höheren Ausgaben für die formelle Pflege aus Steuern oder höheren Beiträgen zur Pflegeversicherung finanziert werden. Zudem könnte die Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung ausgeweitet werden. Auch müssten mehr Männer mobilisiert werden, die informelle Pflege zu übernehmen.
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