Die neue Studie zur Altersarmut konzentriere sich auf die Einkommen der Rentner, nicht aber auf deren Vermögen, kritisiert der Ökonom Jochen Pimpertz vom Institut der Deutschen Wirtschaft. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 25.02.2019 um 17:28
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„Rentner stärker von Altersarmut betroffen als gedacht“, titelte die Süddeutsche Zeitung vergangene Woche. Der Grund: Rentner und Pensionäre wurden in bisherigen Studien zusammen betrachtet. Die vergleichsweise hohen Alterseinkünfte der ehemaligen Beamten hätten das wahre Ausmaß des Problems verschleiert. Das Institut der Deutschen Wirtschaft warnt nun vor übereilten Rückschlüssen.

Eine aktuelle Studie ist zu dem Schluss gekommen, dass der Anteil der gesetzlichen Rentner, die als armutsgefährdet gelten, höher sei als ursprünglich angenommen. Hintergrund: Würde man –  anders als bislang üblich – ehemalige Beamte in der Betrachtung von Altersarmut herausrechnen, sei das Armutsrisiko im Alter höher anzusetzen. Dies berichten die Autoren der Studie – der rentenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Matthias Birkwald, und der Statistikprofessor Gerd Bosbach von der Hochschule Koblenz.

Demnach galten im Jahr 2017 16 Prozent aller Personen aus Rentner- und Pensionärshaushalten als armutsgefährdet. Aus den neu ausgewiesenen reinen Rentnerhaushalten dagegen seien es mit 19,5 Prozent deutlich mehr gewesen – fast jeder Fünfte, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete.

Der Ökonom Jochen Pimpertz vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat nun in einer Replik auf die Studie davor gewarnt, „die besorgniserregenden Befunde zur Armutsgefährdung in der aktuellen Debatte über eine Grundrente“ zu instrumentalisieren.

Dabei solle der nun vorliegende statistische Befund armutsgefährdeter Rentner-Haushalte laut Pimpertz „weder relativiert noch das Problem der Altersarmut bagatellisiert werden“. Allerdings helfe dieser Befund in der aktuellen Debatte über Grund-, Lebensleistungs- oder Respekt-Rente kaum weiter, schreibt der Ökonom – und verweist dabei auf vier Gründe, die im Folgenden im Wortlaut widergegeben werden:

  1. Niedriges Einkommen führt nicht immer zu Bedürftigkeit

Das statistische Konzept der Armutsgefährdung berücksichtigt ausschließlich das Einkommen eines Haushalts, das Vermögen bleibt außen vor. Und längst nicht jeder Sparer besitzt einen Riester-Vertrag oder erhält eine Betriebsrente: Manche Rücklagen werden erst zum Übergang in den Ruhestand in einer Summe ausgezahlt, zum Beispiel bei der Kapitallebensversicherung. Wer dann von seinem Sparbuch lebt, statt eine Zusatzrente zu erhalten, taucht eher unter den armutsgefährdeten Rentnern auf.

  1. Vermögen wird immer wichtiger

Es gibt einige Indizien, dass Vermögen eine wichtige Rolle für die Lebensstandardsicherung im Alter spielen. Deshalb wäre es notwendig, die Einkommens- und Vermögensverteilung integriert zu betrachten. Das ist aber – bis auf wenige Einzelstudien – bislang nicht etabliert.

  1. Nur drei Prozent der Rentner beziehen Grundsicherung

Die Grundsicherung wäre ein Indikator, um zu zeigen, ob jemand tatsächlich bedürftig und armutsgefährdet ist. Im Jahr 2016 erhielten gerade einmal drei Prozent der über 65-Jährigen Grundsicherung. Von denen, die eine gesetzliche Rente beziehen, waren es zuletzt nur 2,7 Prozent.

  1. Die Dunkelziffer lässt sich kaum abschätzen

Armutsgefährdungs- und Grundsicherungsquote fallen weit auseinander. Es liegt also nahe, dass viele Haushalte über Vermögen verfügen. Das müsste zunächst abgeschmolzen werden, ehe steuerfinanzierte Hilfen fließen. Daneben gibt es aber auch bedürftige Rentner, die aus Scham nicht zum Sozialamt gehen, die Zahl der Betroffenen liegt im Dunkeln.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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