Markus Leibundgut © Daniel Moeller
  • Von Redaktion
  • 02.02.2016 um 10:17
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Markus Leibundgut, Chef von Swiss Life Deutschland, über die neue Unternehmensstrategie, den hauseigenen Produktentwicklungsprozess und die Auswirkungen des EU-Projekts Solvency II auf den deutschen Versicherungsmarkt.

In den kommenden Jahren will Swiss Life das Thema „längeres selbstbestimmtes Leben“ auf die Agenda setzen.

Richtig. Denn Fakt ist: Die Menschen werden immer älter. Das ist in erster Linie ein Geschenk, zugleich aber auch Verpflichtung. Um dieses Mehr an Jahren genießen zu können, braucht es die richtige Vorsorgestrategie und geeignete Produkte. Neben Swiss Life Maximo und unserem Swiss Life Pflege- und Vermögensschutz denke ich hier vor allem an unsere Expertise als Komplettanbieterin in der Arbeitskraftabsicherung und in der betrieblichen Altersvorsorge.

Daneben braucht es aber natürlich auch eine sehr gute und besondere Beratung. Diese Themen sind sehr komplex und auch sehr persönlich, weshalb wir hier besonders in die Fort- und Ausbildung unserer Vermittler investieren. Vor allem den für die Menschen wichtigen Aspekt der Selbstbestimmtheit sehe ich in der öffentlichen Diskussion noch unterrepräsentiert. Unsere Beratung soll dazu beitragen, dass unsere Kunden ihr längeres Leben auch wirklich selbstbestimmt gestalten können. Das werden wir auch in unserem Markenauftritt deutlich machen.

Inwiefern unterscheiden sich der deutsche und der schweizerische Markt?

Zuerst einmal natürlich durch die Größe. Von der Bevölkerung her ist Deutschland zehnmal so groß wie die Schweiz. Aber auch was den Wettbewerb angeht, gibt es massive Unterschiede. Der Druck ist in der Schweiz viel höher, weil es dort nur noch ganz wenige Anbieter für Lebensversicherungen gibt – in Deutschland sind es rund 90 Gesellschaften. Und ein weiterer, ganz wesentlicher Punkt: Hierzulande ist Solvency II noch nicht eingeführt. Der Schweizer Solvenztest ist seit 2011 scharf gestellt. Das hat in der Schweiz zu einer unglaublichen Disziplinierung in der Preisfindung geführt – da wird strikt nach ökonomischen Prinzipien vorgegangen. Im deutschen Markt stelle ich das noch nicht fest.

Wird es hierzulande zu einer Marktbereinigung kommen wie in der Schweiz?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht so kommt. Es wäre die erste Industrie, die in einer derartigen Marktphase nicht anfängt zu konsolidieren. Durch die verschärften Anforderungen ändert sich alles – Kapitalanlage, Produktportfolio, Risk Management.

Welche Folgen hatten die strengeren Solvenzvorschriften in Ihrem Haus?

Unsere Anlagestrategie hat sich verändert. Benchmark sind die langfristigen Verpflichtungen gegenüber dem Kunden. Wir steuern unsere Anlage bei festverzinslichen Wertpapieren so, dass wir mit den Kupon-Einnahmen über Jahrzehnte die Zinsverpflichtungen überdecken können. Wir kaufen dabei zum Beispiel nur Bonds, von denen wir überzeugt sind, dass wir sie bis zum Ablauf halten wollen. Das hat etwa im Krisenjahr 2008 dazu geführt, dass unsere Ausfälle bei Unternehmensanleihen sehr viel geringer waren als der Marktschnitt.

Es ergibt sich also eine völlig andere Logik. Man kann sich eine Vorgehensweise wie „Jetzt laufen Aktien gerade gut, also investiere ich ein wenig mehr in Aktien“ nicht leisten. Sie können mit Aktien heute nicht die technischen Zinsen der Kunden in 20 oder 30 Jahren abdecken. Rechnen Sie nach dem Handelsgesetzbuch, merken Sie das nicht, solange die Erträge stimmen. Unter Solvency II fällt das aber brutal auf. Solvency II wird also zu einer Disziplinierung hierzulande führen. Das treibt den Markt in eine Richtung, die ihn stabiler macht. Und das wiederum ist genau das Richtige für die Kunden.

Markus Leibundgut (im Foto mit Pfefferminzia-Chefredakteurin Karen Schmidt, Foto: Daniel Möller) ist seit April 2014 Geschäftsführer von Swiss Life Deutschland und Mitglied der Konzernleitung der Swiss Life Gruppe.

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