- Von Achim Nixdorf
- 16.07.2021 um 08:13
Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigen, dass die durchschnittliche Rente bei Frauen im Jahr 2018 bei 711 Euro lag – das sind 437 Euro weniger als Männer im Ruhestand durchschnittlich zur Verfügung haben (1.148 Euro). Trotzdem sorgen Frauen noch immer seltener privat für ihre Zukunft vor und investieren auch weniger, wie nun eine Analyse von Swiss Life Deutschland ganz aktuell bestätigt.
Vielen von ihnen sei überhaupt nicht bewusst, wie groß der Gender Pension Gap, also die geschlechtsspezifische Altersvorsorgelücke, tatsächlich ist, erläutert Swiss-Life-Deutschlandchef Jörg Arnold. Dabei täte eine frühzeitige private Vorsorge dringend not, „damit der Rentenbescheid nicht zur bösen Überraschung wird“.
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„Gender Pension Gap“ ist Frauen oft unbekannt
Die Analyse von Swiss Life basiert auf der Auswertung von 1,5 Millionen Kundendaten und den Ergebnissen einer gemeinsamen Online-Umfrage mit dem Meinungsforschungsinstitut Yougov. Danach liegt die Differenz im Vorsorgeverhalten der Geschlechter aktuell bei 13 Prozentpunkten: 43 Prozent der Kunden, die ein Altersvorsorgeprodukt abschließen, sind Frauen, 56 Prozent Männer.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Untersuchung: 53 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer glauben zwar, dass sie über 150 Euro monatlich sparen müssten, um im Alter den gewohnten Lebensstandard halten zu können, doch nur 22 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer investieren diese Summe auch tatsächlich in ihre Vorsorge. Das zeigt: Schätzung und Wirklichkeit gehen bei beiden Geschlechtern auseinander, wobei Frauen noch weniger für ihre Rente zurücklegen als Männer.
Frauen werden selbstbestimmter
Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen: Denn auch wenn Frauen immer noch seltener für die Zukunft vorsorgen als Männer, nehmen sie heute doch das Zepter für ein selbstbestimmtes Leben früher in die Hand. Das zumindest offenbart ein Blick in die Daten-Historie von Swiss Life: Lag das Durchschnittsalter der Kundinnen demnach im Jahr 2010 beim Abschluss eines Altersvorsorgeproduktes noch bei 33,9 Jahren, liegt es heute bei 30,9 Jahren. „Das ist eine gute Botschaft, denn gerade in jungen Jahren wird der Grundstock für finanzielle Unabhängigkeit gelegt“, sagt Arnold.
Einkommen entscheidend für Vorsorge
Die Studie zeigt auch: Je höher das persönliche Nettoeinkommen von Frauen ist, desto mehr Geld nehmen sie in die Hand, um für ihren Lebensabend vorzusorgen. Daneben spielt auch der Bildungs- und berufliche Hintergrund eine Rolle. Frauen mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss sowie Frauen in einer Führungsposition investieren mehr in ihre Zukunft. „Einerseits ist es positiv, dass diese Frauen bereits gut vorsorgen, andererseits müssen aber gerade Frauen mit einer Erwerbshistorie, die mit einer geringen gesetzlichen Rente einhergeht, unterstützt werden, um ihre Rentenlücke auszugleichen“, betont der Swiss-Life-Mann Arnold.
Tatsächlich verdienen Frau heute in der Regel immer noch weniger als Männer. Sie sind seltener in Führungspositionen anzutreffen, arbeiten oft in schlechter bezahlten Branchen und Berufen als Männer und unterbrechen beziehungsweise reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger, weil sie Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Dieser Einkommensunterschied summiert sich bis zum Rentenbeginn.
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