Ein Altenpfleger redet mit einem Bewohner im Pflegeheim: Mehr als ein Drittel der Deutschen kann Pflegekosten nicht einschätzen. © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky
  • Von Juliana Demski
  • 11.05.2022 um 16:29
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:05 Min

Am 12. Mai ist internationaler Tag der Pflegenden. Pünktlich dazu hat die Hanse-Merkur sich hierzulande zum Thema Pflege umgehört – und dabei mitunter Erschreckendes aufgedeckt. So weiß mehr als ein Drittel der Deutschen nicht, wie teuer Pflege eigentlich ist.

Der 12. Mai würdigt all diejenigen, die kranken und alten Menschen helfen – die Rede ist vom Tag der Pflegenden. Und davon gibt es in Deutschland ganz schön viele. So hatten 67 Prozent der Bundesbürger schon einen Pflegefall im Familien-, Bekannten- oder Freundeskreis – und rund jeder Dritte hat selbst schon einmal jemanden gepflegt.  

Das sind zentrale Ergebnisse der „Pflegestudie 2022“ aus dem Hause Hanse-Merkur. Der Versicherer wollte wissen, wie gut die Menschen hierzulande über das Thema Pflege informiert sind, wie belastend pflegende Familienangehörige ihre Situation wahrnehmen und was die Menschen sich für die eigene Pflege wünschen. Die Ergebnisse seien ein „Weckruf“ heißt es im Papier.

„Thema ist irgendwann in jeder Familie präsent“

„Vier von fünf Frauen und zwei von drei Männern werden rein rechnerisch pflegebedürftig, damit ist das Thema irgendwann in jeder Familie präsent“, ordnet Marko Böttger, Abteilungsleiter Kooperationen betriebliche Pflegezusatzversicherung der Hanse-Merkur, die Relevanz der Studienergebnisse ein. Und obwohl die meisten Deutschen vermuten, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreicht, um die Kosten in der Pflege zu decken, haben sich mehr als die Hälfte noch nicht über die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung informiert.

Konkret haben 36 Prozent der Deutschen laut Studie keine Vorstellung davon, wie hoch die Kosten in der Pflege liegen. Im Durchschnitt rechnen die Befragten mit rund 1.000 Euro im Monat – und liegen damit weit daneben. Die Hanse-Merkur beruft sich dabei auf Zahlen des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband), nach denen für die Pflege im Schnitt 2.248 Euro pro Monat fällig werden.

Ferner litten diejenigen, die bereits selbst gepflegt haben, mitunter stark unter dieser zusätzlichen Belastung im Alltag (61 Prozent) oder merkten gar, dass die eigene Gesundheit darunter litt (47 Prozent). Ein möglicher Grund: Zum größten Teil haben sie zusätzlich in ihrem Beruf weitergearbeitet (73 Prozent).

Pflegebereitschaft ist hoch

Von denjenigen, die noch keine Pflegeerfahrungen haben, lehnt nur ein kleiner Teil (13 Prozent) die Pflege einer nahestehenden Person ab. Erstaunlich hoch (73 Prozent) ist dabei die Bereitschaft, die Berufstätigkeit zu reduzieren oder sich eine Auszeit zu nehmen. Diese Aussagen haben hohe Brisanz, weil sie direkten Einfluss auf die Arbeitswelt haben. „Für viele Unternehmen ist es bereits heute die größte Herausforderung, genügend Fachkräfte zu gewinnen. Wenn sie dann noch wichtige Mitarbeiter an die Angehörigenpflege verlieren, verschärft dies den Fachkräftemangel gravierend“, beschreibt Böttger die Situation.

Die Hanse-Merkur findet: „Arbeitgeber sollten alarmiert sein und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in der Pflege deutlich größere Aufmerksamkeit schenken.“ Doch die Situation in Deutschland sei eine andere. Laut Studie gibt es nur in jedem vierten Unternehmen Angebote für pflegende Mitarbeiter, und fast die Hälfte der Berufstätigen weiß nicht einmal, an welchen Ansprechpartner im Unternehmen sie sich wenden sollten.

Betriebliche Pflegevorsorge als Fachkräftemagnet

„Die Unterstützung der Angehörigenpflege und die Absicherung des eigenen Pflegerisikos wird in Zukunft ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein“, ist sich Böttger sicher. Im Kampf um die besten Mitarbeiter spielen solche weichen Faktoren neben dem Gehalt eine wichtige Rolle. So würden 93 Prozent eine betriebliche Pflegevorsorge ihres Arbeitgebers für die Belegschaft begrüßen.

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Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Weshalb nicht jeder 2.? 50% haben kein Vermögen. Sind damit sicher nicht in der Lage für Pflege, Zusatzrente Geld auszugeben.
40% im Mindestlohn. Jede 2. Neu Rente beträgt unter € 800,00. Das Steueraufkommen wird zu 84% von Angestellten und kleinen Selbständigen. 10% besitzen 70% der Vermögen, der Steueranteil ist marginal. Alles gute Politik. Ganz ruhig, es wird jetzt erst mal viel schlimmer da niemand für Frieden (a la A, CH, FIN bzw. für Autonomie wie in Südtirol-lauter wohlhabende, glückliche Bürger) votierte.
Ging ja angeblich auf keinen Fall. War aber leicht möglich. UA -Freiheit ist ein Furz gegen das Chaos in der Welt. Millionen werden in der 3. Welt verhungern. Wir haben, wie im Jemen, Irak und Mittelmeer dazu beigetragen. Zurück in den Kalten Krieg der 50er. Egal, zahlen alles die ARMEN. http://www.tawa-news.com/ich-habe-in-die-augen-des-baeren-gesehen/

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Weshalb nicht jeder 2.? 50% haben kein Vermögen. Sind damit sicher nicht in der Lage für Pflege, Zusatzrente Geld auszugeben.
40% im Mindestlohn. Jede 2. Neu Rente beträgt unter € 800,00. Das Steueraufkommen wird zu 84% von Angestellten und kleinen Selbständigen. 10% besitzen 70% der Vermögen, der Steueranteil ist marginal. Alles gute Politik. Ganz ruhig, es wird jetzt erst mal viel schlimmer da niemand für Frieden (a la A, CH, FIN bzw. für Autonomie wie in Südtirol-lauter wohlhabende, glückliche Bürger) votierte.
Ging ja angeblich auf keinen Fall. War aber leicht möglich. UA -Freiheit ist ein Furz gegen das Chaos in der Welt. Millionen werden in der 3. Welt verhungern. Wir haben, wie im Jemen, Irak und Mittelmeer dazu beigetragen. Zurück in den Kalten Krieg der 50er. Egal, zahlen alles die ARMEN. http://www.tawa-news.com/ich-habe-in-die-augen-des-baeren-gesehen/

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