Eine Frau im Büro: Viele Deutsche verlassen sich in Sachen Altersvorsorge nach wie vor zu sehr auf den Staat. © picture alliance/dpa | Annette Riedl
  • Von Juliana Demski
  • 18.08.2021 um 11:19
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Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen (55 Prozent) setzt finanzielle Freiheit mit Unabhängigkeit in allen Lebenslagen gleich. Von diesem Zustand sind die meisten jedoch weit entfernt, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der LV 1871. Der Grund: ein zu großes Vertrauen in Vater Staat, wenn es um die Altersvorsorge geht.

Beim Thema finanzielle Freiheit sind die Bundesbürger eher bescheiden – das zeigt die aktuelle Ausgabe des „Financial Freedom Reports“ der Lebensversicherung von 1871 (LV 1871). So sieht die knappe Mehrheit (55,0 Prozent) darin in erster Linie die Unabhängigkeit in allen Lebenslagen.

12 Prozent sehen in finanzieller Freiheit die Möglichkeit, sich Träume erfüllen zu können (12 Prozent), nicht auf das Gehalt angewiesen zu sein (11,4 Prozent) und nicht mehr arbeiten zu müssen (6,9 Prozent). Einen frühen Renteneintritt nannten in diesem Zusammenhang zwar nur wenige Befragte (3,8 Prozent). Auf der anderen Seite zeigt sich jedoch: Werden sie konkret nach ihrem Wunsch gefragt, wann sie gerne aufhören würden zu arbeiten, geben 70,2 Prozent an, spätestens mit 60 in Rente gehen zu wollen.

Finanziell frei fühlen sich die Befragten außerdem, wenn sie sich keine Gedanken um Geld machen müssen (46,7 Prozent). Bei 10,5 Prozent tritt das Gefühl ein, wenn ihre Haushaltskasse Geldanlagen und Investitionen ermöglicht.

„Typisch deutsche Bescheidenheit“ und ein „Paradoxon“

„Die Umfrage-Ergebnisse spiegeln eine typisch deutsche Bescheidenheit wider und zeigen zugleich ein Paradoxon auf“, sagt LV-1871-Vorstand Hermann Schrögenauer: „Die Menschen geben sich beim Thema finanzielle Freiheit bescheiden und bringen zum Ausdruck, dass ihnen Unabhängigkeit ausreicht. Doch Unabhängigkeit ergibt sich nicht von allein – man muss sie gezielt angehen.“ Mit ihren Finanzen wollten sich die Deutsche zwar eher weniger beschäftigen, dies sei aber „ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu finanzieller Unabhängigkeit“, so Schrögenauer. „Der Weg dorthin sieht für jeden anders aus und muss individuell gestaltet werden.“

Deutsche vertrauen Staat in Sachen Rente

Im Rahmen der Umfrage hat sich zudem herausgestellt, dass die Deutschen tendenziell ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, aber dennoch gern dem Sozialstaat vertrauen. Viele glauben daran, dass Arbeit sich auszahlt und der Generationenvertrag aufgeht. So beziehen 65,8 Prozent der Befragten ihr Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis. Nur 15 Prozent nennen auch Geldanlagen und Kredite als Einnahmequelle. Auf Immobilien setzen 16 Prozent der Befragten.

„Die Mehrheit verlässt sich auf die vermeintliche Sicherheit der Festanstellung und die staatliche Altersvorsorge“, so Schrögenauer. Doch das stehe im Gegensatz zur langfristigen Entwicklung unserer Gesellschaft in Zeiten des demographischen Wandels: Der Sozialstaat baue derzeit ab, langfristig tragende Lösungen seien nicht in Sicht, die Lebenserwartung steige und der Generationenvertrag wackele, so der LV-1871-Vorstand. „Gleichzeitig boomt der Kapitalmarkt.“

Schrögenauers Appell an die Deutschen:

„Die Bundesbürger müssen aufhören, sich auf den Staat zu verlassen, der nicht mehr als die Grundsicherung garantieren kann. Sie müssen anfangen, anders zu denken und Risiko nicht mit Verlust gleichzusetzen, sondern mit Rendite. Wir verfügen in Deutschland über ein breites Anlage-, Vorsorge- und Absicherungsspektrum. Damit hat jeder Einzelne viele Möglichkeiten und Hebel, um sich finanziell besser aufzustellen. Dabei können und müssen nur das eigene Risikoempfinden und die eigene Lebensplanung berücksichtigt werden.

Wer sich der finanziellen Freiheit nähern wolle, könne sich unter anderem an Vorsorgeberater wenden. Einziges Problem: Das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, ist laut der Umfrage nicht so leicht. 26,2 Prozent vertrauen in Finanzfragen der Familie, 20,8 Prozent dem Bankberater und 17,1 Prozent unabhängigen Beratern. Freunden und Bekannten schenken 14,6 Prozent der Befragten ihr Vertrauen, gefolgt von Online-Vergleichsportalen (9,5 Prozent) und Online-Informationsquellen (7,8 Prozent).

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Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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