- Von Lorenz Klein
- 08.05.2019 um 11:46
Lebens- oder Rentenversicherungen würden häufig abgeschlossen, „um das eigene Gewissen zu beruhigen“, findet Bianca Boss, Sprecherin des Bundes der Versicherten (BdV). Man habe damit das Gefühl, etwas für das Alter getan zu haben, wird Boss in einem aktuellen Medienbericht zitiert.
Doch angesichts einer Stornoquote von 2,6 Prozent im vergangenen Jahr, wie der Versicherungsverband GDV meldet, zeige sich, dass nur ein geringer Anteil aller Verträge auch durchgehalten werde, kritisieren die Verbraucherschützer – und führen dieses Manko auf die langen Vertragslaufzeiten zurück. „In kaum einem anderen Bereich würde jemand einen Vertrag mit einer Laufzeit von 40 Jahren unterschreiben“, so Boss. Denn man wisse ja nicht, ob man den Vertrag auch so lange bedienen könne.
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Dabei weist der BdV auf ein Rechenbeispiel hin, das der Verband erstmals im Februar 2019 im Rahmen einer Analyse veröffentlichte (wir berichteten). „Wenn heute 100 Männer im Alter von 20 Jahren einen Vertrag bei einem Lebensversicherer zur Altersvorsorge abschließen, dann werden durchschnittlich nur 27 diesen Vertrag noch bei Rentenbeginn haben. Drei werden verstorben sein und 70 werden den Vertrag zwischenzeitlich gekündigt haben“, hieß es damals.
Meist sei solch ein vorzeitiger Ausstieg ein finanzielles Verlustgeschäft. Und: Wirklich sicher sei ohnehin nur die garantierte Leistung der Verträge, also Spareinlagen minus Kosten. Immerhin gibt die BdV-Sprecherin noch zu bedenken, dass sich eine klassische Lebens- oder Rentenversicherung trotzdem lohnen könne, „wenn ich noch einen guten Vertrag erwischt habe, der noch eine hohe Garantieverzinsung hat und ich geringe Kosten habe“.
Dass derartige Policen niemals leichtfertig gekündigt werden sollten, betont Professor Hermann Weinmann von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein laut dem Bericht. „Wer seinen Vertrag kündigt, um damit ein mehr Erfolg versprechendes Aktien- beziehungsweise Investmentportfolio zu begründen, dem ist nicht zu helfen“, wird der Wissenschaftler zitiert.
Weinmann bewertet die Lebensversicherung dann auch deutlich wohlwollender als der Bund der Versicherten: „Für mich gilt der Grundsatz: Jede Altersvorsorge ist besser als gar keine Altersvorsorge.“
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