- Von Redaktion
- 09.08.2022 um 09:32
Die Parallelen
Waffen und Butter: In den 1970ern, einem durch ausufernde Preise gekennzeichneten Jahrzehnt, haben mehrere Faktoren zu enormen Preisanstiegen geführt. Einige davon waren bereits in den 1960ern aufgetreten, als die USA, verwickelt in den Vietnamkrieg und kurz vor dem Kalten Krieg mit der Sowjetunion stehend, eine „Waffen und Butter“-Politik verfolgten, also viel Geld für Verteidigung und Sozialprogramme ausgaben.
Die heutige Lage ist ähnlich. Die US-Regierung investiert in die Rüstung, und auch in Europa sind die Verteidigungsausgaben wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine schnell gestiegen. Hinzu kommen hohe Sozialausgaben, weil die Babyboomer in den Ruhestand gehen. Und wenn man die Antwort der Regierung auf die Pandemie als ein Signal verstehen darf, gibt es auch in den USA zukünftig großzügigere Sozialprogramme. In anderen Teilen der Welt deuten umfangreiche Sicherheitsnetze und Experimente mit Dingen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen ebenfalls auf eine Verbesserung der sozialen Versorgung hin.
Öl und Nahrungsmittel
Die eindeutigste Parallele zwischen den Siebzigern und heute ist der hohe Ölpreis. 1973 und 1979 haben das Ölembargo der OPEC und die Revolution im Iran die weltweite Energieversorgung gefährdet. Heute wirbeln die russische Invasion der Ukraine und ihre Auswirkungen auf das Öl- und Gasangebot die Märkte durcheinander.
Zudem hatte die Invasion erhebliche mittelbare Folgen für die weltweite Nahrungsmittelversorgung, weil die Ukraine ihr Getreide nicht außer Landes bekommt und Russland mit Sanktionen belegt wurde. Auch in den Siebzigern sind die Nahrungsmittelpreise durch Engpässe gestiegen. Nach schlechten Ernten in der Sowjetunion und anderen Ländern in den ersten Jahren des Jahrzehnts lieferten die USA subventioniertes Getreide in die UdSSR, was zu einem weltweit knappen Angebot beitrug.
Fehleinschätzung der Konjunkturschwäche
Eine weitere Parallele ist, dass die US Federal Reserve einige wesentliche Fundamentaldaten falsch eingeschätzt hat – damals wie im Laufe des letzten Jahres. In den Siebzigerjahren hatte die Fed angenommen, dass es eine negative Outputlücke gäbe, weshalb Zinserhöhungen getrost verschoben werden könnten. Heute wissen wir, dass es damals nicht nur keine negative, sondern eine positive Outputlücke gab. Die Wirtschaft wuchs also über Potenzial und schrumpfte lediglich während der Rezession, sodass die Inflation lange hoch blieb.
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