- Von Juliana Demski
- 01.09.2020 um 13:07
Der Wirecard-Skandal gehört zu den großen Betrugsfällen hierzulande – mehrere tausend Anleger mussten hohe Verluste bei ihrer Anlage hinnehmen. Nun tun sich immer mehr von ihnen in Gruppen zusammen, hoffen auf Gerichtsverfahren und auf Schadenersatz.
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Dem Berliner Anwalt, Fabian Tietz, haben sich laut eines Berichts des Nachrichtenportals „T-Online.de“ rund 70 Geschädigte angeschlossen. Ihr Verlust durch Wirecard-Aktien belaufe sich auf rund eine Million Euro. „Ich habe gleich vier Strafanzeigen gestellt“, so der Anwalt im Gespräch mit dem Portal. „Eine gegen den Wirecard-Vorstand wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, eine gegen den Aufsichtsrat, der den Vorstand womöglich nicht stark genug kontrolliert hat.“ Zudem habe er die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) sowie die Aufsichtsbehörde Bafin im Visier. Beide hätten bei der Bilanzprüfung kläglich versagt, findet Tietz.
Wie hoch die Verluste bei Tietz‘ Klienten ausfallen, zeigt ein Blick hinter die Kulissen:
Eine von ihnen ist Sabine Mulla, 68 Jahre alt, die sich im Sommer 2019 einen Bausparvertrag habe auszahlen lassen, wie „T-Online.de“ berichtet. Sie habe auf jeden Fall in Aktien investieren wollen, da andere Anlageformen kaum Erträge böten. So habe sie allein 25.000 Euro in Wirecard-Aktien gesteckt. „Mein Mann hatte sich länger mit Wirecard beschäftigt“ und nichts habe auf „Ungereimtheiten“ hingedeutet, erklärte sie dem Portal.
Ähnlich ging es laut dem Medienbericht dem 68 Jahre alten Berliner Wolfgang Sandkötter. Der Diplom-Ingenieur hat laut „T-Online.de“ 75.000 Euro in Aktien des Zahlungsdienstleisters investiert – sie hätten seine Altersvorsorge werden sollen. „Ich habe die Aktie zuvor ein Jahr beobachtet, sie als solide Geldanlage eingeschätzt. Nach ein paar Jahren wollte ich sie wieder verkaufen, um Geld beiseite zu legen. Meine Kinder sollten später nicht für meine Pflege aufkommen müssen“, erklärt er.
Der finanzielle Verlust schmerze sehr, wichtiger sei es Sandkötter aber, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssten. „Die Wirecard-Manager Braun und Marsalek möchte ich gern im Knast sehen“, so der 68-Jährige gegenüber dem Portal.
Wie stehen die Chancen auf einen Sieg vor Gericht? Ungewiss, meint Anwalt Tietz. Lange werde das Verfahren dauern und viel kosten werde es. „Da Wirecard selbst insolvent ist und auch Ex-Chef Markus Braun nur schwer belangt werden kann, rechnen wir uns die größten Chancen bei der Haftung von EY aus“, so Tietz im Interview mit „T-Online“.
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