- Von Manila Klafack
- 15.11.2019 um 12:50
Bei 30 von 84 Lebensversicherern reichten die im Jahr 2018 erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um ihre Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen – aber: ein Jahr zuvor traf dies noch auf 39 Anbieter zu.
Die betroffenen Lebensversicherer mussten folglich Erträge aus Risiko und Verwaltung in die Rechnung einbeziehen, wie der Zweitmarkthändler Policen Direkt auf Basis der aktuell veröffentlichten Zahlen zur Mindestzuführungsverordnung meldet.
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Reform wirkt
Im vergangenen Jahr schaffte es nur ein Versicherer auch unter Verwendung von Verwaltungs- und Risikogewinnen nicht, die Anforderungen zu erfüllen. Damit musste dieser von der Substanz zehren. 2017 betraf dieses Szenario noch fünf Versicherer, so Policen Direkt. Die Reform der Zinszusatzreserve (ZZR) zeige damit die erhoffte Wirkung, so das Fazit der Marktanalysten.
Die Finanzstärke als Quote aus den Kapitalerträgen im Verhältnis zu den Rechnungszinsanforderungen habe sich nach der Anpassung von 105 Prozent im Jahr 2017 auf durchschnittlich 114 Prozent verbessert. Die Gesamt-Ertragsstärke verbessert sich laut Policen Direkt sogar von 126 auf 142 Prozent. Ein Grund dafür: Lebensversicherer hätten statt 20 Milliarden Euro im Vorjahr lediglich 6 Milliarden Euro neu in den Reservetopf einzahlen müssen. Die Garantieanforderungen konnten so um rund 24 Prozent gesenkt werden, auf den damit niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
Viele Biometrie-Spezialisten müssen querfinanzieren
Zudem werde mit Blick auf die Gesamt-Ertragsstärke klar, dass unter den Gesellschaften, die über Risikogewinne und übrige Gewinne die Garantieanforderungen querfinanzierten, mittlerweile zahlreiche Biometrie-Spezialisten seien – die zwar tendenziell geringere Kapitalerträge erwirtschafteten, dafür aber vergleichsweise höhere Risikogewinne.
Die verbesserte Ertragslage würde sich ebenfalls in der Überschussbeteiligung für 2019 widerspiegeln, fahren die Analysten fort. Der Abwärtstrend sei zumindest kurzzeitig unterbrochen. Im Schnitt lag die laufende Verzinsung deutscher Versicherer dieses Jahr wie im Vorjahr bei 2,34 Prozent. „Bei der Verzinsung sind die Gestaltungsmöglichkeiten weitgehend ausgeschöpft“, sagt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV). „Der Spielraum nach unten ist aufgrund der Garantieverzinsungen im Bestand bei den meisten Versicherern eng begrenzt“, so Kühl.
Für den Großteil der Versicherer gehe es auch mit der geringeren zusätzlichen Belastung durch die Zinszusatzreserve weiterhin darum, die garantierten Leistungsversprechen langfristig erfüllen zu können. Wer es schaffe mit dem aktuellen Geschäft starke Erträge zu erwirtschaften, könne seinen Kunden darüber hinaus überdurchschnittliche Überschussbeteiligungen bieten. Das gelte auch für Gesellschaften von besonders starker Substanz, so Kühl.
Die Tabellen stehen auf www.policendirekt.de/ertragslage zur Verfügung.
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