- Von Achim Nixdorf
- 19.11.2020 um 19:20
Niedrigzins und Angst vor Altersarmut: Vor diesem Hintergrund wirbt die Bild-Zeitung gerade massiv für eine „Volks-Rente“ – mit Promi Sophia Thomalla als Werbegesicht, Amazon-Gutscheinen und Zeitdruck-Argumenten. Das private Altersvorsorge-Angebot wurde in Kooperation mit den Sparkassen und dem Versicherer Neue Leben entwickelt und soll Menschen aus allen Bevölkerungsschichten ansprechen. Die Stiftung Warentest kann die „Volks-Rente“ jedoch nicht empfehlen. Sie rät von einem Abschluss ab.
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Die „Volks-Rente“ kann als reine private Rentenversicherung mit defensiver Geldanlage-Strategie oder als fondsgebundene Rentenversicherung für risikofreudigere Sparer abgeschlossen werden. Auch eine Kombination aus beiden Varianten ist möglich. Der Abschluss ist bei Sparkassen oder direkt online möglich.
Eine Rente für alle?
Ist die „Volks-Rente“ also die ideale Altersvorsorge fürs „Volk“ – eine Rente für alle? Die Stiftung Warentest meint: eher nicht! Die wichtigsten Kritikpunkte im Überblick:
- Entscheidet sich der Kunde dafür, sein Geld sicher anzulegen und Wertschwankungen möglichst auszuschließen, landet er bei einer klassischen privaten Rentenversicherung des Versicherers Neue Leben. Die Stiftung Warentest hatte den angebotenen Tarif bereits in einem früheren Vergleich auf den Prüfstand gestellt und mit der Note „ausreichend“ bedacht. Vor allem die „hohen Kosten“ und der „schlechte Anlageerfolg“ machten dieses Angebot unattraktiv.
- Auch die zweite Anlagevariante in eine fondsgebundene Rentenversicherung, bei der der Sparer mehr Risiko akzeptiert, sieht die Stiftung Warentest kritisch. Wichtig sei hier, dass die Versicherung eine „breite Auswahl an guten Fonds“ anbiete. Das aber sei bei der „Volks-Rente“ nicht der Fall. Hier könnten Sparer nur aus „teuren, aktiv gemanagten Investmentfonds“ wählen. Besser und günstiger sei es dagegen, für die langfristige Geldanlage auf weltweit anlegende ETFs (Exchange Traded Funds) zu setzen.
- Kein gutes Haar lässt die Stiftung Warentest auch an der Werbeaussage, der Einstieg in die „Volks-Rente“ sei besonders günstig. Die Tatsache, dass unter 28-Jährige das Produkt schon für 25 Euro im Monat abschließen könnten, sage überhaupt nichts darüber aus, wie günstig dies wirklich sei, kritisieren die Warentester. „Wer glaubt, dass geringere Beiträge mit geringeren prozentualen Kosten einhergehen, irrt.“ Die Kosten für die Altersvorsorge würden in der gesamten Online-Kampagne nicht thematisiert. Erst nachdem sie ihre Kontakt- und Bankdaten angegeben hätten, erhielten Kunden Informationen zu den Kosten – in den Antragsunterlagen. Das sei legal, aber nicht transparent.
Insgesamt, so das Fazit der Stiftung Warentest, könne die „Volks-Rente“ nicht überzeugen. Sowohl bei der klassischen als auch bei der fondsgebundenen Rentenversicherung gebe es bessere Angebote. Positiv sei lediglich zu bewerten, dass Sparer ihre Aufteilung im Vertragsverlauf zwischen klassischer Rentenversicherung und fondsgebundener Rentenversicherung ändern könnten. Das sei ein klarer Vorteil dieses hybriden Produkts.
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