- Von Andreas Harms
- 28.01.2022 um 12:32
In seiner Eröffnungsrede auf des Jahrespressekonferenz lässt Wolfgang Weiler zweimal einen ganz bestimmten Namen fallen: Bernd. Wir müssten davon ausgehen, dass Ereignisse wie Bernd künftig häufiger auftreten, kündigt der Chef des Branchenverbands GDV dort an. Und dann zeigt er Zahlen, in denen Bernd deutliche Spuren hinterlassen hatte.
Zur Erinnerung: Bernd ist ein Sturmtief, das im Juli 2021 in West- und Mitteleuropa seine Kreise zog. Mit begünstigt durch den menschengemachten Klimawandel ließ es rekordverdächtige Mengen Regen fallen. Flüsse traten über die Ufer und rissen Teile von Städten und Dörfern mit sich.
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Und jetzt zeigt sich, wie Bernd die Bilanzen der Versicherungsbranche zerweht hat. „Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Milliarden Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr Deutschlands seit Beginn unserer Statistik Anfang der 1970er-Jahre“, meldet Weiler auf der Konferenz. Darin sei die Flutkatastrophe mit 8 Milliarden Euro enthalten. Ein gutes Drittel sei bereits ausgezahlt, weiteres Geld fließe parallel zum Wiederaufbau.
Schaden-Kosten-Quote so hoch wie nie zuvor
Die Schaden-Kosten-Quote setzt diese Ausgaben plus weitere Kosten mit den erzielten Einnahmen ins Verhältnis. Liegt sie über 100, schreibt die Branche Verluste. Für das Jahr 2021 liegt sie mit 129 für alle Sachversicherungen so hoch wie nie zuvor (zumindest seit der GDV sie erfasst). Im Vorjahr waren es noch profitable 95 Prozent und 2019 gar 91 Prozent. Das liegt eben daran, dass die ausgezahlten Beträge von 15,4 Milliarden Euro auf 24,5 Milliarden Euro regelrecht empor schnellten. Und das bei um lediglich 4,2 Prozent gestiegenen Beiträgen.
Weiler verweist darauf, dass sich zwar jeder zweite Hausbesitzer gegen Schäden durch die Elemente versichert hat. Das reiche aber nicht aus, weshalb der GDV ein neues Gesamtkonzept fordert. „Es sieht verbindliche politische Schritte zur Klimafolgenanpassung vor, die von Versicherungsschutz für alle privaten Hauseigentümer flankiert werden“, erklärt Weiler.
Fordert er damit eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für alle Häuslebesitzer? Nun ja, zunächst schon, und zwar eingebettet in die heute schon obligatorische Wohngebäudeversicherung. Denn er nennt als Schritte: „Der Bund eröffnet Versicherern mit Hilfe eines Überleitungsgesetzes die Möglichkeit, alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umzustellen. Damit erhielten alle Versicherungsschutz gegen Naturgefahren. Jeder Hausbesitzer würde künftig dafür eine risikobasierte Prämie zu zahlen haben.“
„Kleiner und milder gesetzlicher Eingriff“
Allerdings will der GDV das Ganze trotzdem nicht zu einer Pflichtveranstaltung machen. Sondern zu einer sogenannten Opt-out-Angelegenheit: Wer den zusätzlichen Schutz nicht will, könne widersprechen. Das sei somit ein „kleinerer und milderer gesetzlicher Eingriff“ als eine direkte Pflichtversicherung, führt Weiler weiter aus.
Außerdem fordere der Verband generelle Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten. Wenn Behörden einen Bau genehmigen, sollen sie künftig auch Gefahren für den Standort durchs Klima beurteilen. Und am Ende müsse man bestehende Gebäude besser schützen.
Dann klappt’s auch wieder mit der Schaden-Kosten-Quote.
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