- Von Andreas Harms
- 12.05.2023 um 12:05
Die Verantwortlichen vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute, BVK, haben ihren Standpunkt in der wieder aufgeflammten Diskussion um ein EU-weites Diskussionsverbot dargelegt. Auf einer Pressekonferenz ging es unter anderem um den am Montag durchgesickerten Entwurf zur Retail Investment Strategy der EU-Kommission, also der Kleinanlegerstrategie. Der Vermittlerverband Votum und der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung hatten ihm entnommen, dass nun doch ein zumindest teilweises Provisionsverbot droht (mehr dazu lesen Sie hier).
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„Hier wird ziemlich schnell geschossen“, sagte BVK-Geschäftsführerin Anja Kahlscheuer dazu. Und dann geht sie auf den brisanten Artikel 30 Absatz 8 im Entwurf ein. Dort sei nur von „unabhängiger Beratung“ die Rede, meinte sie. Es sei aber noch gar nicht entschieden, was damit genau gemeint ist. „Dass Makler keine Provisionen für Lebensversicherungen mehr erhalten dürfen, ist dem Artikel unserer Meinung nach nicht zu entnehmen.“ Und dann warf sie einen ganz anderen Gedanken in den Ring: Denn unabhängige Beratung könnte ja auch Honorarberatung sein. Aber wie gesagt – wer weiß das schon? Seine Meinung zum Entwurf hatte der BVK auch hier schon kurz erwähnt.
Heißt also: Der BVK steht mit den Verantwortlichen in Brüssel in Kontakt, um die unklaren Punkte zu klären. Außerdem wartet er den offiziellen Entwurf der Kleinanlegerstrategie ab, der am 24. Mai erscheinen soll. Erst dann will er sich dazu äußern. „Jetzt hier eine Panikmache zu lancieren und etwas als gegeben hinzustellen, halten wir für völlig falsch“, so Kahlscheuer.
Anschließend ließ es sich auch Vereinspräsident Michael H. Heinz nicht nehmen, etwas in Richtung der anderen Interessenverbände zu sagen: „Manchmal ist es besser, sich ein bisschen zurückzuhalten.“ Wobei er die Ironie an der Sache sofort bemerkte und einräumte, dass ja auch er selbst gern mal „einen raushaut“, wie er es nennt. Aber warum nicht jetzt? „Bei diesem schwierigen politischen Thema verbietet es sich, populistisch einen rauszuhauen und Verunsicherung zu schaffen“, so Heinz.
Etwas früher in der Konferenz hatte Heinz übrigens auch erklärt, warum es die Honorarberatung in Deutschland seiner Meinung nach so schwer hat: Weil die Kunden es so entschieden haben. „Wenn Verbraucher sagen, wir gehen nur noch bei Rewe einkaufen, dann gehen sie eben nur noch bei Rewe einkaufen. Dann ist das so“, sagte Heinz und merkte an, dass solche Entscheidungen nicht einmal die Regierung durch Gebote oder Verbote ändern kann oder zumindest sollte.
„Diesem Gedanken fehlt jegliche Grundlage“
Gleichwohl sei der BVK nicht etwa contra Honorar eingestellt, doch so richtig daran glauben will er aber irgendwie auch nicht. „Wir sind für ein Nebeneinander der Vergütungssysteme, der Verbraucher soll entscheiden“, so Heinz. „Erfahrungsgemäß ist er aber nicht bereit, für diese bisher vermeintlich kostenlose Leistung plötzlich Geld zu bezahlen.“ Wobei die Beratung ja bisher sogar wirklich kostenlos sei, denn es folge ja nicht immer automatisch der Abschluss. Dass nun auch ein Gespräch Geld kosten soll, „wird sich nicht durchsetzen“. „Es fehlt diesem Gedanken jegliche Grundlage.“ Aber wenn es eines Tags plötzlich doch mehr Berater mit anderen Vergütungssystemen gibt, dann haben die Verbraucher eben auch das entschieden.
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