- Von Andreas Harms
- 18.05.2022 um 12:58
Die Investmenttochter der Allianz, Allianz Global Investors U.S., bekennt sich in den USA des Wertpapierbetrugs schuldig. Das gab der Versicherer bekannt. Demnach hat die indirekte US-Tochter Vergleiche mit dem US-Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC geschlossen. Indirekt deshalb, weil sie der US-Ableger der Allianz-Tochter Allianz Global Investors (AGI) ist.
Es geht um die Affäre um mehrere sogenannte Structured-Alpha-Fonds. Das sind Hedgefonds, die eigentlich unterdurchschnittliche Risiken bei mitunter gar überdurchschnittlichen Renditen eingehen sollten. Zu Beginn der Corona-Krise brachen sie jedoch zusammen mit den Finanzmärkten ein und bescherten Investoren hohe Verluste. Worauf über 20 Pensionsfonds und andere Großanleger die Allianz auf rund 6 Milliarden US-Dollar Schadenersatz verklagten. Inzwischen hat der Konzern nach eigenen Angaben 5 Milliarden Dollar gezahlt und das bereits in den Bilanzen für 2021 und das erste Quartal 2022 als Rückstellungen verbucht.
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Mit dem nun geschlossenen Vergleich betrachtet die Allianz das Thema als abgeschlossen. Sie weist darauf hin, dass nicht sie selbst dafür verantwortlich war, sondern einzelne Mitarbeiter:
Die der Einigung mit dem DOJ [dem US-Justizministerium] beigefügte Sachverhaltsdarstellung stellt klar, dass das kriminelle Fehlverhalten in Bezug auf die Structured Alpha Fonds auf einige wenige Personen in der Abteilung für Strukturierte Produkte von AGI U.S. beschränkt war, die nicht mehr bei dem Unternehmen beschäftigt sind.
Damit meint sie unter anderem den langjährigen Chef für US-Hedgefonds, Gregoire „Greg“ Tournant, und dessen Teammitglieder Trevor Taylor und Stephen Bond-Nelson. Hauptsächlich sollen die drei die Zahlen ihrer Fonds frisiert haben und zuletzt nicht mehr kontrollierbare Risiken eingegangen sein. Ihre Structured-Alpha-Fonds waren zum Teil auch als Publikumsfonds in Deutschland erhältlich, wurden aber inzwischen eingestampft, wie übrigens auch die gesamte Abteilung. Laut Medienberichten hat sich Tournant den Behörden gestellt.
In Zusammenhang mit dem aktuellen Vergleich zahlt die Allianz weitere 174,3 Millionen Dollar an das Justizministerium und 675 Millionen Dollar als Strafe an die SEC. Womit der Gesamtschaden für den Konzern auf rund 5,85 Milliarden Dollar steigt.
Zusätzlich verhängt die Börsenaufsicht eine Zeitstrafe: Die Allianz darf voraussichtlich zehn Jahre lang in den USA keine Investmentfonds und „bestimmte Arten von Pensionsfonds“ mehr beraten. Sie reagierte bereits, indem sie einen Vertrag mit dem Vermögensverwalter Voya Investment Management schloss und auf ihn ein gemanagtes Vermögen von rund 120 Milliarden Dollar übertragen will. Im Gegenzug beteiligt sie sich mit bis zu 24 Prozent an Voya.
Bleibt noch die Frage, was mit den Allianz-Töchtern Pimco, einem weltweit führenden Anleihemanager, und Allianz Life U.S. passiert. Hier zeigt sich der Konzern optimistisch, dass die SEC dafür Ausnahmegenehmigungen erteilt. Das steht aber noch nicht fest.
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