Der Klimawandel sorgt für heftige Unwetter und damit für höhere Schäden in der Wohngebäudeversicherung. © picture alliance / agrarmotive | Klaus-Dieter Esser
  • Von Karen Schmidt
  • 25.10.2024 um 15:14
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Die Wohngebäudeversicherung in Deutschland hat Probleme. Denn die Sparte ist defizitär. Extremwetter-Ereignisse, Inflation und Sanierungsbedarf alter Häuser setzen den Versicherern zu. Aber es gibt Stellschrauben – auch im Vertrieb –, an denen angesetzt werden kann, um die Lage zu verbessern.

#1: Profitables Neugeschäft

Hier empfehlen die Analysten von PWC, zusätzliche Informationen bei der Tarifierung zu nutzen, etwa Wohngebäudestruktur, Topografie, vergangenes und zukünftiges Wetter, Informationen zu Besitzern, Bewohnern und Nachbarschaft sowie Details zu Vorschäden. Auch die sukzessive Aufwertung des Bestands kann hier eine Lösung sein, indem junge Risiken mit besserer Schadenquote aufgenommen werden. Und etwa moderne Technik eingesetzt wird, um Leckagen und Co. früh zu erkennen oder zu verhindern.

#2: Bestandsmanagement

Statt Beitragserhöhungen für alle mit der Gießkanne durchzuziehen, empfehlen die PWC-Experten, risikogerecht nachzujustieren. Das erfordert allerdings gute Daten beim Versicherer, was nicht selbstverständlich ist. Auch geht nicht jeder Kunde eine entsprechende Beitragserhöhung mit.

#3: Vertriebssteuerung

Einen wesentlichen Faktor für mehr Erfolg in der Wohngebäudeversicherung machen die PWC-Experten im Vertrieb aus. So gelte es etwa, das Neugeschäft gezielter zu steuern, etwa über Nachlässe und Rabatte. Auch die Vereinheitlichung der Verkaufsansätze im Vertrieb beispielsweise für Elementarschäden könne Abhilfe schaffen. Es gelte auch, die Verbindungen zu den Geschäftspartnern zu prüfen. Gibt es etwa Sondervereinbarungen, die nicht mehr stimmig sind. Oder „auffällige (negative) Vertriebspartnerverbindungen“, wie PWC es nennt. Hier gelte es dann, die Lage zu analysieren, den Ursachen auf den Grund zu gehen und dann gemeinsam gegenzusteuern.

#4: Schadenmanagement

Dabei geht es vor allem darum, die Kosten in der Wohngebäudeversicherung zu senken. Wichtig ist dafür, Schadentreiber erst mal zu erkennen und dann anzugehen. Ein Netzwerk von Dienstleistern und Handwerkern kann Reparaturkosten senken helfen. Hier könnten sich die Anbieter etwa ein Beispiel an den Werkstatt-Netzwerken nehmen, wie sie in der KFZ-Versicherung üblich sind.

Ein wichtiger Punkt sei ebenfalls der Einsatz moderner Technik, wie die bereits angesprochenen Leckage-Ortungs-Systeme. Oder die Nutzung verfügbarer Geodaten. Wenn also ein Sturmtief auf das Gebäude eines Versicherten zurollt, warum ihm dann nicht eine SMS schicken, dass ein Unwetter bevorsteht und was er machen kann, um potenzielle Schäden möglichst gering zu halten?

Bei der Tarifierung könnten auch Informationen zum Gebäude- und Grundstückstyp eine bedeutendere Rolle spielen. Zum Beispiel wirken „Bäume in einem Umkreis von 25 Metern als höheres Risiko bei Unwetterszenarien“, heißt es dazu in der Analyse. Denkbar sei auch eine „Tüv“-Zertifizierung des Zustands der Leitungswasser-Rohre. Ist das Ergebnis gut, gibt es einen Rabatt für den Kunden. Fällt der Tüv-Bericht eher negativ aus, erhöht das den Beitrag.

Und das Fazit?

„Insgesamt ist das Wohngebäudeversicherungsgeschäft für Versicherer in Deutschland ein zweischneidiges Schwert“, stellt Assekurata-Chef Reiner Will fest. Während die steigenden Beitragseinnahmen und regelmäßigen Prämienanpassungen für Einnahmen sorgten, führten die zunehmenden Schadenfälle und die steigenden Kosten zu wachsenden Herausforderungen, die mit Fortschreiten des Klimawandels noch verstärkt würden. Will: „Versicherer müssen daher kontinuierlich ihre Prämien und Leistungen anpassen, um profitabel zu bleiben oder zu werden. Dies bringt einen erheblichen Wettbewerbsdruck mit sich.“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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