- Von Lorenz Klein
- 06.07.2023 um 12:46
Vom 12. bis 19. Juli 2021 brachte das Extremwetterereignis „Bernd“ immense Regenfälle nach Westeuropa, die in verheerende Überschwemmungen mündeten. Auf dem gesamten Kontinent starben über 230 Menschen, 134 Todesopfer waren allein im Ahrtal zu beklagen.
Kann solch eine Katastrophe wieder passieren? Und wäre Deutschland dafür gewappnet? Diese Fragen beschäftigen auch Horst Nussbaumer. Der Schadenexperte gehört dem Vorstand der Zurich Gruppe Deutschland – und er warnt nun davor, die Gefahren einer erneuten Katastrophe zu unterschätzen: „Noch immer hört man auch aus der Politik, dass das Extremweiterereignis ‚Bernd‘ mit den seinen Hochwasserständen ein völlig unerwartbares Ereignis gewesen ist. Das ist historisch betrachtet falsch. ‚Bernd‘ war definitiv kein ‚Worst-Case-Szenario‘. Es ist nachweisbar, dass es in der Vergangenheit, beispielsweise im Jahr 1910, sogar höhere Pegelstände gegeben hat.“
Deutsche Hausbesitzer wünschen sich die 26-Euro-im-Jahr-Police
Unwetter kosten Versicherer 13 Milliarden Euro
Das Fatale ist dabei aus Nussbaumers Sicht, dass damalige Extremwetterereignisse heute ganz andere Konsequenzen hätten aufgrund der dichteren Bebauung hierzulande. Er warnt vor diesem Hintergrund vor der Gefahr einer „Flutdemenz“, weil Extremwetterereignisse schnell in Vergessenheit zu geraten drohen. Klimamodelle zeigten, so Nussbaumer weiter, dass mit Extremwetterereignissen wie „Bernd“ künftig häufiger zu rechnen sei. „Wer die Katastrophe jedoch allein auf ein unvorhersehbares Extremwetterereignis infolge des Klimawandels reduziert, gegen dessen Folgen man machtlos ist, verkennt die komplexe Realität“, mahnt der Zurich-Vorstand.
Prävention „ohne Zweifel“ nach wie vor der beste Weg
So habe die PERC-Studie (Post Event Review Capability) von Zurich gezeigt (Download hier), dass „ein unzureichendes Hochwasserverständnis, eine problematische Wiederaufbaustruktur sowie ungenügende Maßnahmen zur Risikoreduktion im Vorfeld einen entscheidenden Teil an der Katastrophe tragen“. Entsprechend sei Prävention „ohne Zweifel“ nach wie vor der beste Weg, betont der Zurich-Mann. Um die Auswirkungen zu begrenzen, müssten beispielsweise auch Frühwarnsysteme „installiert, optimiert und auch gehört werden“. Dazu zähle auch, dass das Bewusstsein im Umgang mit Extremwetterereignissen schon im Grundschulalter geschärft werde.
Wichtig für die Bewusstseinsentwicklung sei auch eine präzise Kommunikation, findet Nussbaumer: „Die Menschen müssen wissen: Wenn wir uns nicht vorbereiten, bereiten wir uns aufs Scheitern vor.“
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren