Mitte Juli richtete Unwetter-Tief Bernd in NRW und Rheinland-Pfalz ein Hochwasser-Chaos an. Das Foto entstand in einem Ortseil von Hagen. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
  • Von Achim Nixdorf
  • 02.09.2021 um 18:05
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Die Flutkatastrophe Mitte Juli und der verheerende Hagel im Frühsommer machen 2021 zum teuersten Naturgefahrenjahr seit mindestens 50 Jahren. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beziffert den Schaden für die Branche auf rund 11,5 Milliarden Euro. Schaden- und Unfallversicherer rutschen damit in die roten Zahlen.

Seit Anfang der 1970er Jahre führt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Statistik über Naturgefahren-Schäden. Doch so etwas wie in diesem Jahr fand dort bislang noch keinen Niederschlag. „Die versicherten Unwetterschäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen dürften rund 11,5 Milliarden Euro ausmachen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „2021 könnte damit das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn unserer Statistik werden.“

Ähnlich hoch seien die Schäden nur in den Jahren 2002 (11,3 Milliarden Euro) mit dem August-Hochwasser unter anderem an der Elbe und mit verheerenden Stürmen sowie 1990 (11,5 Milliarden Euro) mit der Orkanserie „Daria“, „Vivian“ und „Wiebke“ gewesen. Zum Vergleich: Der langjährige Mittelwert pro Jahr beträgt etwa 3,8 Milliarden Euro.

Die Versicherungsschäden für die Juli-Flut kalkulieren die Unternehmen laut GDV bislang mit rund 7 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 6,5 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie rund 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge.  

Die Unwetterfront „Bernd“ war vom 13. bis 18. Juli über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser hatte das Tiefdruckgebiet vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern und Sachsen schwere Schäden angerichtet. 

Hohe Hagelschäden an Autos

Bereits im Juni hatte eine Unwetterserie in Deutschland für rund 1,7 Milliarden Euro versicherte Schäden gesorgt. „Allein die Hagelschäden an rund 275.000 Autos haben etwa 700 Millionen Euro gekostet“, sagt Asmussen. Für die Kfz-Versicherer sei das der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik. Das teuerste Ereignis bleibe mit über 2 Milliarden Euro der „Münchner Hagel“ von 1984. 

Rote Zahlen bei Schaden- und Unfallversicherern 

Vor diesem Hintergrund muss sich die Versicherungswirtschaft dem GDV zufolge auf ein negatives Geschäftsergebnis bei den Schaden- und Unfallsparten einstellen. „Wir erwarten für den Schaden/Unfall-Sektor als Ganzes in diesem Jahr rote Zahlen“, so Asmussen. „Zuletzt war dies in den Flutjahren 2002 und 2013 der Fall, als Elbe, Donau und angrenzende Flüsse über die Ufer traten und Hochwasserkatastrophen auslösten.“

Die Versicherer könnten Leistungen dieser Dimension aber schultern. Sie seien selbst rückversichert und verfügten über mehr als ausreichende Kapitalpuffer. Ende 2020 hätten die Schaden- und Unfallversicherer Eigenmittel von rund 120 Milliarden Euro ausgewiesen. 

Mangelhafter Versicherungsschutz

Die volkswirtschaftlichen Unwetterschäden gehen derweil noch weit über die Versicherungsschäden hinaus. Denn viele Gebäude waren und sind nur lückenhaft versichert – und zwar fast alle gegen Sturm und Hagel, aber weniger als die Hälfte gegen Starkregen und Hochwasser.  

Der GDV und seine Mitgliedsunternehmen wollen daher im Herbst Vorschläge unterbreiten, wie sich signifikant mehr Häuser zu risikogerechten Preisen versichern lassen. Damit sollen auch die Immobilienbesitzer erreicht werden, die sich nach wie vor nicht vorstellen können, jemals Opfer einer solchen Naturgewalt zu werden. Die deutschen Versicherer setzen sich dabei nach eigener Auskunft für ein neues Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung aus Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung ein.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf war von April 2019 bis Mai 2024 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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