- Von Lorenz Klein
- 11.07.2022 um 13:53
Im Sommer 2021 löste das Unwetter „Bernd“ eine verheerende Flut an der Ahr und in der Eifel aus. Ein Jahr nach der Katastrophe kommt die R+V Versicherung nun zu dem Schluss, dass die Umweltängste der Deutschen auch weiterhin „außergewöhnlich hoch“ seien. So fürchteten sich 60 Prozent der 1.000 repräsentativ befragten Bürgerinnen und Bürger vor immer häufigeren Naturkatastrophen, wie die Sonderbefragung von Ende Juni bis Anfang Juli im Rahmen der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ ergab (siehe Grafik).
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Dieser Wert habe nur zwei Mal in den 30 Jahren der Studie darüber gelegen, berichten die Autoren – bei einer Umfrage direkt nach der Flut im vergangenen Jahr (69 Prozent) und 2010 nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull in Island sowie der gigantischen Ölpest im Golf von Mexiko (64 Prozent).
Vor den dramatischen Folgen des Klimawandels fürchten sich laut der R+V-Befragung ebenfalls 60 Prozent der Deutschen. Damit bleibt die Sorge auf dem Niveau von 2021 – unmittelbar nach der Flutkatastrophe lag sie bei 61 Prozent. Die Angst vor Wetterextremen, wie Dürre, Hitzewellen oder Starkregen ist mit 63 Prozent (2021: 69 Prozent) am stärksten ausgeprägt.
Die drei Fragen der Sonderbefragung im Wortlaut waren: „Ich habe Angst davor, dass…
- die Anzahl an Naturkatastrophen zunimmt
- der Klimawandel dramatische Folgen für die Menschheit hat
- Deutschland immer häufiger von Wetterextremen wie Dürre, Hitzewellen oder Starkregen betroffen wird
Auffällig sei dabei, betonen die Autoren, dass alle Werte auch ein Jahr nach der Flut „deutlich höher als vor dem Unwetter Bernd“ ausfielen. „Die Umweltängste liegen im Sommer 2022 rund 20 Prozentpunkte über dem Wert unmittelbar vor den dramatischen Ereignissen“, heißt es in einer Mitteilung.
„Flut bis heute im kollektiven Gedächtnis geblieben“
Dazu Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch: „Unter dem Eindruck der Nachrichten von vielen Toten und der Bilder von verwüsteten Orten ist es verständlich, dass diese Ängste vergangenes Jahr die höchsten Werte seit Studienbeginn erreichten.“ Jetzt zeige sich, dass die Flut „bis heute im kollektiven Gedächtnis geblieben“ sei, so Brower-Rabinowitsch. Dabei hält es die Autorin für bemerkenswert, dass Umweltthemen trotz der vielen großen weiteren Sorgen der Deutschen sehr präsent sind. „Wir hätten erwartet, dass die Umweltängste durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Gas-Krise an Bedeutung verlieren“, so die Autorin.
Weiter ergab die Langzeitstudie, dass sich Frauen grundsätzlich ängstlicher zeigten als Männer – das gelte auch bei der Erhebung zum Jahrestag der Flut. Am deutlichsten ist dieser Unterschied bei der Angst vor Naturkatastrophen (Frauen: 63 Prozent, Männer: 57 Prozent).
Auch zwischen Ost und West gibt es laut R+V seit Jahren Unterschiede bei den Umweltängsten. „Obwohl diese Sorgen die Menschen in ganz Deutschland umtreiben, sind sie im Westen traditionell höher“, teilen die Autoren mit. Bei der Sonderbefragung zeige sich dieser Unterschied besonders bei der Furcht vor Wetterextremen – während diese im Westen bei 65 Prozent ausgeprägt ist, sind es im Osten nur 56 Prozent.
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