Das Ufer der Erftz wird im Ortskern von Bad Münstereifel befestigt: Knapp ein Jahr nach der Flutkatastrophe von 2021 sind in den betroffenen Orten immer noch die Folgen sichtbar. © picture alliance/dpa | Oliver Berg
  • Von Karen Schmidt
  • 07.07.2022 um 14:29
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5 der insgesamt 8,5 Milliarden Euro Schadensumme, die die Flutkatastrophe im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen anrichtete, haben die Versicherer bereits beglichen. Beim Rest hängt die schleppende Regulierung unter anderem an fehlenden Handwerkern und fehlendem Material für den Wiederaufbau.

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben die deutschen Versicherer knapp drei Viertel aller Versicherungsfälle abschließen können. Das berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Für die Schadenregulierung ziehen wir insgesamt eine positive Bilanz, doch jetzt hängt die Regulierung am Tempo des Wiederaufbaus“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.

Die Versicherer haben laut Verband bereits 5 Milliarden Euro der 8,5 Milliarden Euro Gesamtschaden ausgezahlt. In den noch offenen Fällen hätten Versicherte oft große Teile des Schadens ersetzt bekommen. „So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat schnell Geld von seiner Versicherung erhalten“, erklärt Asmussen.

Insgesamt verzeichneten die Versicherer 213.000 Schadenfälle, davon 40.000 kaputte Autos, 54.000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung, 91.000 beschädigte Wohngebäude und 28.000 Firmen, die durch die starken Regenfälle Sachschäden und Betriebsunterbrechungen meldeten. In den Katastrophengebieten mussten über 2.000 Einfamilienhäuser mit versicherten Schäden jenseits der 100.000 Euro wieder in Stand gesetzt werden. Im Kreis Ahrweiler lag der Durchschnittsschaden bei 210.000 Euro pro Wohngebäude, berichtet der Verband. Das sei der höchste jemals gemessene Schadendurchschnitt bei Wohngebäuden. Im Kreis Euskirchen sei jedes vierte Haus beschädigt gewesen.

Enorme Herausforderungen für Versicherer

„Die Hochwasserkatastrophe war auch für uns Versicherer eine enorme Herausforderung“, sagt Sabine Krummenerl, Vorsitzende des GDV-Ausschusses Privatkunden. „Wir hatten gleich in den ersten Wochen aus ganz Deutschland 16.000 interne und rund 2.500 externe Kräfte wie Gutachter im Einsatz und konnten so schnell helfen: finanziell, psychologisch und praktisch. Die Hochwasserkatastrophe hat für besonders viele, besonders teure und besonders komplexe Schäden gesorgt.“

In jedem vierten Versicherungsfall dauerten der Wiederaufbau und die Instandsetzung aber aktuell noch an, heißt es vom GDV. Zahlungen von 3,5 Milliarden Euro stünden daher noch aus. „Es fehlt häufig Material, es fehlen noch immer Handwerker“, sagte Krummenerl.

Berichte einzelner Versicherer

Logischerweise berichten auch einzelne Versicherer von enorm hohen Schäden, die sie zu regulieren hätten. Bei der R+V hätte die Flutkatastrophe 15.000 Schäden in Höhe von 730 Millionen Euro verursacht. 420 Millionen Euro seien bereits ausgezahlt werden, rund 60 Prozent aller Schäden seien reguliert, so der Versicherer.

Die Debeka beziffert den Gesamtaufwand für die Elementarschäden auf fast 60 Millionen Euro. Davon entfielen über 35 Millionen Euro auf die private Wohngebäudeversicherung – der Rest auf die Hausrat-, Kfz- und gewerbliche Versicherung.

Folgen für die Zukunft

Als Konsequenz der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen fordern die Versicherer größere Anstrengungen zur Schadenvermeidung: „Eine Pflichtversicherung allein verhindert keinen Schaden. Wenn wir Prävention und Klimafolgenanpassung vernachlässigen, wird der Klimawandel eine Spirale aus steigenden Schäden und steigenden Prämien in Gang setzen“, warnt Asmussen.

Die Versicherer fordern daher unter anderem bauliche Anpassungen und weniger Versiegelung. „Manchmal reicht es, wenn Gebäude nicht ebenerdig, sondern auf einem kleinen Sockel gebaut werden. Den Menschen ist nur langfristig geholfen, wenn Prävention konsequent mitgedacht wird“, so Asmussens Fazit.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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