Ein Unwetter mit Starkregen und Hagel hat Anfang Juli in Essen zu Überschwemmungen geführt und Autos weggeschwemmt. © picture alliance / SVEN SIMON | Malte Ossowski
  • Von Karen Schmidt
  • 27.07.2023 um 12:40
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In den vergangenen 20 Jahren hat rein statistisch gesehen jedes zehnte Haus ein Starkregenschaden ereilt. Den zu beheben kostet im Schnitt rund 7.600 Euro, hat der Versichererverband GDV berechnet.

Starkregen hat in den vergangenen 20 Jahren bundesweit für Schäden in Höhe von 12,6 Milliarden Euro an Wohngebäuden gesorgt. „Statistisch gesehen war jedes zehnte Haus in den Jahren 2002 bis 2021 von Starkregen betroffen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Die Beseitigung der Folgen kostete betroffene Hausbesitzer durchschnittlich 7.600 Euro“.

Vor allem Hausbesitzer in Berlin wurden Opfer von Starkregenschäden. Fast jedes siebte Haus in der Hauptstadt (148 von 1.000 Wohngebäuden) hatte einen Schaden durch besonders starke Regenfälle. Am teuersten sind die Schäden allerdings in Rheinland-Pfalz. Dort müssen Hausbesitzer durchschnittlich 11.000 Euro zahlen, um das Haus wieder herzurichten und zu reparieren.

„Wir gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für ein extremes Ereignis, wie es 2021 den Westen Deutschlands getroffen hat, in Folge des Klimawandels bis zu neunmal höher ist. Die kurzen, heftigen Regengüsse treten überall in Deutschland auf. Das heißt, jeder kann von Starkregen betroffen werden“, sagt Katharina Lengfeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Wetterdienst. „Gegenden, die in den letzten 20 Jahren nur wenige Schäden durch Starkregen erlebten, haben bislang einfach Glück gehabt“, so Lengfeld.

Nur die Hälfte hat eine Elementarschadenversicherung

Das Problem: Bundesweit haben nur 52 Prozent der Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen, die sie gegen die Folgen extremer Regenfälle schützt. Alle anderen müssen für die Schäden selbst aufkommen. „So gut wie jedes Haus ist gegen Sturm und Hagel abgesichert, doch den Schutz gegen extreme Regenfälle haben viele Hausbesitzer bislang vernachlässigt“, sagt Asmussen. Dabei könnten die heftigen Regenfälle Häuser bis zur Unbewohnbarkeit beschädigen.

Angesichts der Zunahme extremer Wetterlagen stelle sich für die Versicherer die Frage, ob sie langfristig alle Schäden durch Naturgefahren noch versichern könnten. Asmussen: „Wir müssen in Deutschland Prävention und Klimafolgenanpassung konsequent umsetzen. Ansonsten könnten sich nach unseren Schätzungen allein infolge der Klimaschäden innerhalb der nächsten zehn Jahre die Prämien für Wohngebäudeversicherungen verdoppeln.“

Neben dem passenden Versicherungsschutz werde Prävention deshalb immer wichtiger, um künftige Schäden gering zu halten. „Von Bund und Ländern erwarten wir verbindliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung“, sagt Asmussen. Dazu gehörten etwa klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren, ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten und eine Verringerung der Flächenversiegelung. „Gesetzesvorhaben des Bundes können hier wichtige Weichen stellen, etwa die laufende Baurechtsreform und die diskutierten Änderungen der Musterbauordnung“, so Asmussen.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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