- Von Lorenz Klein
- 15.06.2023 um 15:18
Am Donnerstag könnte in der Bund-Länder-Konferenz im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine mögliche Pflichtversicherung für Wohngebäude auf den Verhandlungstisch kommen. Die Versicherer haben daher schon im Vorfeld eindringlich für ihre eigenen Vorschläge geworben – und die beinhalten vor allem ein Thema: Prävention.
Wenn künftig nicht mehr unternommen werde, um die Folgen von Naturkatastrophen zu mildern, drohten in der Wohngebäudeversicherung massiv steigende Prämien, warnte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. „Wenn wir Prävention und Klimafolgenanpassung nicht konsequent umsetzen, könnte es in Deutschland nach unseren Schätzungen allein infolge der Klimaschäden innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Verdopplung der Prämien für Wohngebäudeversicherungen kommen“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Versicherte Schäden klettern auf über 8 Milliarden Euro
„Egal wie gut Ihr Vertrieb ist, da dringen sie nicht durch“
Betroffen wären laut Asmussen alle Hausbesitzer, anteilig über die Miete auch alle Mieter. Mancherorts könnten Gebäudeversicherungen gar so teuer werden, dass sich das Kunden nicht mehr leisten könnten. Um dies zu abzuwenden, wirbt der GDV für sein selbst erarbeitetes „Gesamtkonzept aus Prävention und Klimafolgenanpassung, Vorsorge für den Katastrophenfall und Versicherungsschutz“. Darin findet sich unter anderem Forderungen nach einem Baustopp in Überschwemmungsgebieten und einem Stopp der Flächenversiegelung. Ein bundesweites Naturgefahrenportal solle zudem die Bevölkerung für die wachsenden Risiken sensibilisieren.
GDV fordert Staatshilfe, wenn Schäden 30 Milliarden Euro übersteigen
„Noch haben wir es als Gesellschaft in der Hand, die Schäden infolge des Klimawandels und damit die Versicherungsprämien positiv zu beeinflussen“, betont Asmussen. Zudem fordert der GDV eine staatliche Entlastung bei Extremwetterereignissen, sofern die daraus folgenden Schäden 30 Milliarden Euro übersteigen.
Zur besseren Einordnung: Die Ahrtal-Flut von 2021, die den hiesigen Versicherern 8,5 Milliarden Euro kostete, war die bislang schwerste und teuerste Naturkatastrophe. Hier würde also noch keine sogenannte Stop-Loss-Regelung greifen. „Andere Länder in Europa und der Welt haben solche Partnerschaften, etwa Frankreich, Belgien und Großbritannien – wir halten das für eine gute Lösung auch für Deutschland“, warb Asmussen für den GDV-Vorschlag und unterstrich damit, dass der Druck auf die Branche enorm sei: Jeder Versicherer müsse prüfen, ob er die steigenden Extremwetterschäden langfristig weiter versichern könne – das habe auch aufsichtsrechtliche Gründe, denn Versicherer müssten die Stabilität ihres Unternehmens sicherstellen, wie Asmussen ausführte.
„Ohne Prävention könnte das breite Versicherungsangebot, wie wir es heute kennen, in Zukunft schrumpfen“, ergänzte Mathias Kleuker, Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft. Einige Versicherer könnten früher oder später dazu gezwungen sein, das Geschäft aufzugeben, weil sie die entsprechenden Risiken nicht mehr tragen könnten, so Kleuker.
1 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentierenjan.lanc@deuass.de
Vor 1 JahrJuhuu, doppelte BP