- Von Andreas Harms
- 30.06.2022 um 09:46
Im Zentrum des Geschehens sitzt Madeleine Schüller, Finanzmaklerin bei Schüller & Cie. aus Erftstadt. Das ist jene Stadt, in deren Stadtteil Blessem sich im Juli ein zehn Meter tiefer Krater öffnete und Häuser verschluckte. Damals meldeten Kunden Schäden im Minutentakt. 423 solcher Vorfälle haben sich angesammelt, aber immerhin alle über Elementarklauseln abgesichert. In 99 Prozent der Fälle lief und läuft alles sehr gut, sagt sie (ein ausführliches Interview lesen Sie hier).
„Jeder zweite war nicht ordentlich abgesichert“
Auch Madeleine Schüller hatte in ihrem Bestand bereits einen hohen Anteil an Elementar-Bausteinen, sie gehören in ihren Gesprächen und denen des gesamten Teams zum Standard. Nach der Flut gewann sie neue Kunden, von denen „jeder zweite nicht ordentlich abgesichert war“, wie sie es ausdrückt. Und tatsächlich lehnen manche von ihnen auch heute noch den Elementarschutz ab (was sie sich ebenfalls unterschreiben lässt).
Die Sache mit der Unterschrift ist zweifellos wichtig, ebenso wie die Anschreiben, die Makler wie Clair und Schüller noch im vergangenen Jahr zu diesem Thema an ihre Kunden verschickten. Denn laut Ombudsmann Schluckebier beschwerten sich einige Versicherungsnehmer darüber, dass ihnen keine Elementarversicherung empfohlen worden war. Da ist es keine schlechte Idee, Kunden zu wecken und sich gleichzeitig abzusichern.
Trotz Bernd, Kundenanschreiben und Haftungsausschluss – noch immer enthält nur jeder zweite Sachvertrag eine Elementarklausel (siehe Grafik). Weshalb der Gedanke auf dem Tisch liegt, Elementarschutzklauseln zur Pflicht zu erheben. Der GDV bevorzugt es, wenn Wohngebäudeversicherungen künftig automatisch mit Elementar-Klausel angeboten werden. Alle rund 17 Millionen privaten Hausbesitzer sollen zudem ihre bestehenden Verträge ergänzt bekommen. Wer das nicht will, soll ausdrücklich widersprechen müssen (Opt-out). Das klingt sinnvoll und machbar, und Makler wie Clair und Schüller arbeiten ohnehin schon nach diesem Prinzip.
Im Gegenzug verlangt der GDV aber auch, dass neu gebaute Häuser in amtlich ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten gar keinen Elementarschutz mehr erhalten. „Dies ist auch ein wichtiges Signal in Richtung Politik, keine Neubauten mehr in stark gefährdeten Gebieten zu genehmigen“, erklärte Verbandschef Jörg Asmussen dazu. Nebenbei bemerkt, ist das auch ein Zugeständnis an den gesunden Menschenverstand: Warum sollte man noch Häuser in Flutgebieten bauen? Eben.
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