Dr. Felix Garlipp ist Produkt- und Portfoliomanager der Uelzener Versicherungen mit seinem Hund. © Uelzener
  • Von Karen Schmidt
  • 08.08.2023 um 15:15
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:40 Min

Für viele Tierbesitzer ist der Besuch beim Tierarzt seit November 2022 deutlich teurer geworden. Denn seitdem gilt die überarbeitete Gebührenordnung für Tierärzte. Was das für Tierversicherungen bedeutet, welches Potenzial der Markt hat und welche Vorteile Vermittler hier haben, besprachen wir mit Felix Garlipp, Produkt- und Portfoliomanager der Uelzener Versicherungen.

Pfefferminzia: Viele Menschen treffen die gestiegenen Kosten für Lebensmittel & Co. hart. Tierbesitzer trifft es nun noch härter, weil die Gebührenordnung für Tierärzte, kurz GOT, aktualisiert wurde, was viele Untersuchungen/Behandlungen deutlich verteuert hat. Inwiefern bietet das einen Anlass, mit Tierbesitzern über Versicherungen zu reden?

Felix Garlipp: Besonders wegen der Anspannung der finanziellen Situation in vielen Haushalten durch das gesellschaftspolitische Geschehen – Inflation, hohe Energiekosten et cetera – sowie der Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte im November 2022 ist es wichtig, Tierbesitzer für diese Thematik zu sensibilisieren, um eine optimale veterinärmedizinische Behandlung weiterhin gewährleisten zu können. Denn bei den Tierarztrechnungen geht es durchaus um Kostensteigerungen von bis zu 40 Prozent. Das kann schnell sehr teuer werden und nicht jeder kann sich das leisten. Insofern gilt es mit dem Kunden individuell zu klären, ob er dieses Kostenrisiko selbst tragen oder lieber transferieren möchte.

Wie ist das Marktpotenzial: Wie viele Tiere sind aktuell versichert? Und um welche Versicherung handelt es sich dabei vor allem?

Garlipp: Über 30 Millionen Katzen, Hunde und Kleintiere leben in deutschen Haushalten. Mit 46 Prozent werden in fast jedem zweiten Haushalt Tiere gehalten. Am beliebtesten sind laut Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Katzen – 15 Millionen – und Hunde – 11 Millionen. Zudem gibt es über eine Millionen Pferde in Deutschland. Das Marktpotenzial ist hoch, denn aktuell verfügen 44 Prozent der Pferde-, 30 Prozent der Hunde- sowie 23 Prozent der Katzenbesitzer über eine Tier-OP- oder -krankenversicherung. Generell gibt es eine stärkere Nachfrage, insbesondere bezüglich der Tierkrankenversicherung. Zudem gehen viele Bestandskunden unserer Erfahrung nach von einer OP- zur Tierkrankenversicherung über.

Was sollten Tierhalter beachten, wenn es um die Absicherung ihres vierbeinigen Schützlings geht?

Garlipp: Im Bereich der Operations- und Krankenversicherung sollten Tierhalter grundsätzlich darauf achten, ihren Vierbeiner frühzeitig zu versichern, um Ausschlüsse etwa durch Vorerkrankungen zu vermeiden. Denn junge Tiere sind in der Regel auch gesunde Tiere. Zudem ist es wichtig, das individuell passende Versicherungspaket zu finden. Dies kann für bestimmte Rassen von großer Bedeutung sein, beispielsweise bei Hunden oder Katzen mit sogenannten rassespezifischen Erkrankungen oder Erberkrankungen. Auch die Frage, ob das Produkt altersgerecht ist, sollte geklärt werden. Weiterhin gilt es zu prüfen, dass im Kleingedruckten keine Klauseln stehen, die bestimmte Leistungen ungewollt ausschließen.

Aktuell kommen viele Versicherer mit Tierprodukten auf den Markt – oder es gibt Neugründungen von Tierversicherern. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Garlipp: Die Zielgruppe der Tierbesitzer speziell der Haustierbesitzer hat in den letzten Jahren extrem an Attraktivität gewonnen – nicht zuletzt da steigende Kosten den Bedarf nach Versicherungslösungen auslösen. Sich in diesem Angebotsdschungel durchzuarbeiten, fällt oftmals schwer. Hier ist es ratsam, nicht nur nach dem günstigsten Preis zu schauen, sondern vielmehr auch die Erfahrungen der Anbieter in Bezug auf die Schadenbearbeitung und Zusammenarbeit mit Tierärzten und -kliniken zu bewerten.

Laut der aktuellen Studie „Customer Journey zur Tierkrankenversicherung “ von Heute und Morgen ist das Internet das Mittel der Wahl der meisten Menschen, um sich über Tierversicherungen zu informieren und diese abzuschließen. Welche Vorteile hat in Ihren Augen ein persönliches Gespräch mit einem Vermittler?

Garlipp: Ein persönliches Gespräch mit einem Vermittler hat den Vorteil, dass der Kunde eine umfangreiche Beratung erhält und durch spezifische Fragen der individuelle Bedarf für das jeweilige Tier genau ermittelt werden kann, um den passenden Tarif auszuwählen. Das sorgt für mehr Sicherheit auf Kundenseite, insbesondere wenn hier noch keine Erfahrungen in dem Bereich vorhanden sind. Darüber hinaus kann die Kundenbindung gestärkt werden, denn Haustiere stellen in der Regel ein sehr emotionales Thema dar, weil sie in der heutigen Zeit als vollwertige Familienmitglieder zählen.

Wie beeinflusst die neue Gebührenordnung für Tierärzte Ihre Tarife? Muss man als Versicherer hier die Prämien erhöhen, um die deutlich gestiegenen Kosten wieder aufzufangen?

Garlipp: Generell überprüfen wir alle Produkte im Bereich der Tier-OP- und -krankenversicherung darauf, ob die gestiegen veterinärmedizinischen Kosten durch die aktuellen Versicherungsbeiträge gedeckt werden können. Im Bereich der Haustierversicherungen – Hund und Katze – werden kleine und teilweise sogar keine Anpassungen der Versicherungsbeiträge vorgenommen. Im Bereich Pferde-OP- und -krankenversicherung sieht die Situation etwas anders aus. Die veterinärmedizinischen Kosten sind deutlich stärker angestiegen, sodass eine Prämienanpassung in dem Bereich notwendig ist.

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Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

kommentare
Gebührenverordnung: „Etikettenschwindel“ auf Kosten der Pferde?
Vor 1 Jahr

[…] Die Uelzener Versicherungen beobachte seit der GOT-Erhöhung derzeit eine Kostensteigerung von bis zu 40 Prozent bei den Tierarztrechnungen, so der Tierversicherer auf Anfrage von pferde.de. Im Bereich Pferde-OP- und -Krankenversicherung seien die veterinärmedizinischen Kosten deutlich stärker angestiegen im Vergleich zu Haustierversicherungen für Hunde und Katzen, sodass eine Prämienanpassung in dem Bereich notwendig sei, sagte Felix Garlipp, Produkt- und Portfoliomanager der Uelzener Versicherungen gegenüber dem Versicherungs-Medium „Pfefferminzia“. […]

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Vor 1 Jahr

[…] Die Uelzener Versicherungen beobachte seit der GOT-Erhöhung derzeit eine Kostensteigerung von bis zu 40 Prozent bei den Tierarztrechnungen, so der Tierversicherer auf Anfrage von pferde.de. Im Bereich Pferde-OP- und -Krankenversicherung seien die veterinärmedizinischen Kosten deutlich stärker angestiegen im Vergleich zu Haustierversicherungen für Hunde und Katzen, sodass eine Prämienanpassung in dem Bereich notwendig sei, sagte Felix Garlipp, Produkt- und Portfoliomanager der Uelzener Versicherungen gegenüber dem Versicherungs-Medium „Pfefferminzia“. […]

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